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TRANSPACIFICA – Mitteleuropäische Observationen einer Neuen Mitte (1900–1945)

  

PROJEKTBESCHREIBUNG

Die von Prof. Stefan Keppler-Tasaki in Kooperation mit Prof. Irmela Hijiya-Kirschnereit aufgebaute Arbeitsgruppe Transpacifica leistet seit 2015 an der Freien Universität Berlin und der University of Tokyo diskursgeschichtliche Grundlagenforschung bes. zur deutschen Auseinandersetzung mit den Beziehungen zwischen China, Japan und den USA im Zeitalter des Imperialismus und der beiden Weltkriege. Gegenstand des Forschungsprojektes ist das Herausforderungspotential einer sich im Zeitraum 1900–1945 abzeichnenden ostasiatisch-amerikanischen Moderne, mit deren Eigendynamik eine Verlagerung des weltgeschichtlichen Mittelpunkts ins transpazifische Dreieck zwischen den aufsteigenden Großmächten Japan und USA sowie dem ‚erwachenden Drachen‘ China einhergeht.

    

In der ersten Förderphase (2015–2017) wird eine bahnbrechende, mit ausführlichen Paratexten (allgemeine Einführung, Kapiteleinleitungen und Stellenkommentar) versehene Quellenedition mit germanistischem Schwerpunkt erarbeitet, die im Münchner Verlag Iudicium erscheint. Die von der Arbeitsgruppe für die Edition grundlegend aufgearbeiteten Quellenbereiche sind (1.) Tagespresse, (2.) Reise- und Erfahrungsberichte, (3.) natur- und sozialwissenschaftliches Schrifttum, (4.) Publizistik und Weltanschauung, (5.) erzählende Literatur und (6.) darstellende Künste, namentlich Film, Theater und Oper. Über diese sechs Sektionen hinweg wird insgesamt eine um 1900 einsetzende, unter anderem durch Auslandskorrespondenzen, Lehrstuhlgründungen und Netzwerkbildungen ermöglichte Feinbeobachtung transpazifischer Vorgänge detailliert dokumentiert. Aus dem Rhizom der Texte geht eine hoch diversifizierte Diskussionskultur zum Pazifik als dem ‚Mittelmeer der Zukunft‘ hervor, nämlich in stetem Bezug auf eine deutsche Selbstreflexion über die künftige Rolle (Mittel-)Europas in der Welt. Die Transpacifica-Quellenedition ist die erste ihrer Art, da sie im Gegensatz zu bereits vorhandener germanistischer Ostasienforschung keine länderspezifischen Einzeldiskurse bedient, sondern im Blick auf das chinesisch-japanisch-amerikanische Spannungsfeld einen ‚transarealen‘ Schwerpunkt setzt. Indem die Anthologie die umfangreiche Quellenlage zum ersten Mal in einem handlichen Format systematisch präsentiert, wird sie sich absehbar als ein wertvolles Instrument für weiterführende Grundlagenforschung erweisen. Die Denkfiguren und Imaginationsmuster, die sich dabei herauskristallisieren, reichen von kulturkritischen Marginalisierungs-, Untergangs- und Selbstabschaffungsdiagnosen (‚Schluss mit Europa‘) über das Unternehmen einer kulturpolitischen Vorbildwirkung ‚Humboldt-Deutschlands‘ bis zu den Versuchen einer transregionalen Klassensolidarisierung bzw. eines teils mehr geopolitisch, teils mehr rassistisch begründeten Eintritts von Deutschland in die ‚Großraum- und Völkerpolitik‘.

  

Die Edition Transpacifica in Zahlen:

1. Tagesberichterstattung: 140 Quellen
2. Reise- und Erfahrungsberichte: 25 Quellen
3. Natur- und Sozialwissenschaften:         60 Quellen
4. Publizistik und Weltanschauung: 40 Quellen
5. Erzählende Literatur und Essay: 30 Quellen
6. Theater, Oper, Film: 15 Quellen (davon 4 unveröffentlichte)

  

Ausgewertet wurden u. a. die Quellenbestände der Universitätsbibliotheken der FU Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin, der Staatsbibliothek zu Berlin, der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig, des Archivs der Akademie der Künste zu Berlin, der Deutschen Kinemathek zu Berlin, der Wienbibliothek im Rathaus und des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes (Wien), des Privatarchivs Wilfried Seywald (Wien), der University of Tokyo, der Feuchtwanger Memorial Library und der Cinematic Arts Library an der University of Southern California (Los Angeles), der Special Collections der University of California at Los Angeles (UCLA) und der Special Collections der Loyola Marymount University in Los Angeles.

  

Die geplante zweite Projekt-Förderphase (2018–2019) gilt weiterführenden Aufsatz- und Buchpublikationen unter Ausnutzung der erarbeiteten Edition. Ziel ist die Etablierung von Transpacifica als Modellprojekt für einen deutschen Beitrag zu den international aufstrebenden „Transpacific Studies“ wie „German Asian Studies“.

 

Als Spin-off von Transpacifica ist seit September 2017 die von Tomas Sommadossi herausgegebene Erstausgabe des bis dahin unveröffentlichten Exildramas Das zweite Gesicht (1942) von Mark Siegelberg im Handel erhältlich. Die zweisprachige Edition präsentiert neben dem deutschen Original des zeitgeschichtlichen Theaterstücks die 1944 in Melbourne fertiggestellte Übersetzung mit dem Titel The Face of Pearl Harbor als Paralleltext mit. Die Edition ist als Band 33 der von Transpacifica-Gastgeberin Irmela Hijiya-Kirschnereit herausgegebenen Reihe »Iaponia Insula« im Münchner Iudicium Verlag erschienen.

    

Das Berliner Projektteam setzt sich aus folgenden Personen zusammen:

Prof. Dr. Irmela Hijiya-Kirschnereit, Gastgeberin und Mit-Koordinatorin des Projektes;

Dr. Tomas Sommadossi, wissenschaftlicher Mitarbeiter seit April 2015;

Nadine Ebert, Hilfskraft seit November 2017.

 

Frühere Mitarbeiter*innen waren:

Dr. Johannes Görbert, wissenschaftlicher Mitarbeiter von April 2015 bis März 2017;

Dr. des. Hosung Lee, wissenschaftlicher Mitarbeiter von April 2017 bis Februar 2018;

Lisa Jüttner, studentische Hilfskraft von März 2015 bis November 2017;

Eva Wasserheß, studentische Hilfskraft von Februar bis November 2016 (Elternzeitvertretung).

  

Ein Stipendienprogramm begleitet die Arbeit der Forschungsgruppe und dient dem Austausch von Forscherinnen und Forschern insbesondere zwischen der Freien Universität Berlin und der University of Tokyo. Bisherige Stipendiatinnen und Stipendiaten: Gigi Adair (April-September 2015), Moe Goto (April 2015-März 2016), Kevin Vennemann (Januar-Juli 2016), Hosung Lee (Juni-August 2016), Irmela Hijiya-Kirschnereit (März-April 2017) und Géraldine Rademacher (September 2017-Dezember 2018). 

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