Christina Kauschke: Die Versprachlichung von Emotionen im Spracherwerb und bei klinischen Populationen
Gastvortrag im Rahmen der Brain Language Talks
******************************
Presenter: Prof. Christina Kauschke, Philipps-Universität Marburg
Title: Die Versprachlichung von Emotionen im Spracherwerb und bei klinischen Populationen
Abstract
„It is unavoidable that emotions color language“ (Foolen 2015). Sprache enthält vielfältige Mittel, mit denen emotionale Inhalte verbalisiert und kommuniziert werden können. Ein direkter Bezug auf spezifische Emotionen liegt bei Emotionswörtern vor, die durch die Merkmale Valenz und Intensität gekennzeichnet sind. Emotionswörter bilden eine besondere lexikalische Klasse zwischen Konkreta und Abstrakta, die von Kindern im Laufe des Spracherwerbs erworben und ausdifferenziert wird. Im ersten Teil meines Vortrags stelle ich Befunde aus aktuellen Studien zur Verarbeitung emotionaler Stimuli im Entwicklungsverlauf vor, mit denen folgenden Fragen nachgegangen wurde:
- Bewerten Kinder die Dimensionen Valenz und Arousal bei Wörtern und Gesichtern in ähnlicher Weise wie Erwachsene?
- Gibt es einen Verarbeitungsvorteil für positive oder negative Stimuli (Wörter bzw. Gesichter) und verändern sich Valenzeffekte in Abhängigkeit vom Alter?
- Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen den beiden Modalitäten des Emotionsausdrucks?
Im zweiten Teil des Vortrags werden klinische Populationen betrachtet. Ist das emotionale Erleben im Rahmen von Störungsbildern verändert, kann sich dies auf die Versprachlichung von Emotionen auswirken. Hierzu werden Studienergebnisse präsentiert, die zeigen, dass Menschen mit Störungen aus dem autistischen Spektrum über Emotionsbegriffe verfügen, von diesen aber seltener Gebrauch machen. In einer Untersuchung zum wörtlichen und figurativen Ausdruck emotionaler Inhalte bei Depression äußerte sich die emotionale Störung im Sprachgebrauch in Form einer stärker selbstzentrierten und weniger positiven Ausdrucksweise. Abschließend werden entwicklungs- und störungsbedingte Besonderheiten bei der Versprachlichung von Emotionen diskutiert.
Bahn, D., Vesker, M., Schwarzer, G., & Kauschke, C. (2017). Age-dependent positivity bias in children’s processing of emotion terms. Frontiers in Psychology. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2017.01268
Bahn, D., Vesker, M., Schwarzer, G., & Kauschke, C. (2017). Perception of valence and arousal in German emotion terms – A comparison between 9-year-old children and adults. Applied Psycholinguistics. https://doi.org/10.1017/S0142716417000443
Kauschke, C., van der Beek, B. & Kamp-Becker, I. (2016). Narratives of girls and boys with autism spectrum disorders: Gender differences in narrative competence and Internal State Language. Journal of Autism and Developmental Disorders, 46(3), 840-853.
Vesker, M., Bahn, D., Kauschke, C., Tschense, M., Degé, F. & Schwarzer, G. (2018). Auditory emotion word primes influence emotional face categorization in children and adults, but not vice versa. Frontiers in Psycholog., https://doi.org/10.3389/fpsyg.2018.00618
******************************
Zeit & Ort
01.06.2018 | 14:00 s.t.
Raum: K 31/201
Habelschwerdter Allee 45