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Zur Genealogie des Begriffs der Unparteilichkeit

L'un a raison, l'autre n'a pas tort, lequel des deux croire? L'homme impartial, ou est-il? Cherchez

L'un a raison, l'autre n'a pas tort, lequel des deux croire? L'homme impartial, ou est-il? Cherchez
Bildquelle: Bibliothèque nationale de France gallica.bnf.fr

Projekt

Unparteilichkeit, so lautet die zentrale These des Forschungsprojekts, ist keine ‚natürliche‘  und anthropologisch fundamentale Haltung, sondern ein erlernter und codierter Habitus, der sich im 17. Jahrhundert herausbildet und eine ganze Reihe von höchst unterschiedlichen Diskursen der Gelehrsamkeit erfasst. Dabei ist das Beobachtungsparadigma der entstehenden empirischen Wissenschaften aber keineswegs die Wurzel des Phänomens, auch wenn dies die gängige Ansicht in der (Natur-)wissenschaftsgeschichte ist.

Das Projekt, das von 2012-2015 mit Unterstützung durch die Einstein Stiftung Berlin durchgeführt wurde, betrachtete das Problem von zwei Seiten: zum einen wurden die diskursiven Traditionen und vor allem Argumentationshaltungen in den Blick genommen, aus denen sich der Begriff der Unparteilichkeit speisen konnte. Zum anderen wurden die Funktionen des Begriffs in bestimmten nicht-empirischen Kontexten untersucht. Die forschungsleitende These lautete dabei, dass die Propagierung einer ‚Subjektlosigkeit‘ der Rede, die sich in der Behauptung der Unparteilichkeit und in damit verbundenen Praktiken manifestiert, eine Bewältigungsstrategie angesichts der Umstellung gelehrter Kommunikation auf Schriftlichkeit und Öffentlichkeit darstellt.

Insgesamt wird ‚Unparteilichkeit‘ als ein argumentationstheoretisches Problem aufgefasst, für das die Normensysteme der Rhetorik und der Dialektik den historisch verbindlichen Analyserahmen und die Literaturwissenschaft die methodisch geeignete Herangehensweise darstellen.


Publikationen


Veranstaltungen

  • „Die Schwäche der Vernunft, die Stärke der Moral: Toleranz im Zeitalter Voltaires“, Gastvortrag von Prof. Dr. Gisela Schlüter (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) an der Freien Universität Berlin am 4. Dezember 2014.
  • "Narration und Medialität. Aspekte der Erzähltexttheorie", Gastvortrag von Prof. Dr. Frauke Berndt (Universität Tübingen) an der Freien Universität berlin am  9. Dezember 2014.
  • "Voltaire und die Berliner Aufklärung", Gastvortrag von Prof. Dr. Iwan-Michelangelo d'Aprile (Universität Potsdam) an der Freien Universität Berlin am 18. Dezember 2014. 
  • Einstein-Round table "Impartiality and the Internet" mit Antonio A. Casilli, Dominique Cardon, Michael Fleischhacker und Anita Traninger in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) am 13. November 2014.
  • "Öffentlichkeit und ihre Medien. Neue Konzeptionen der öffentlichen Sphäre zwischen Früher Neuzeit und Aufklärung", Studientag organisiert von Anita Traninger und Martin Urmann an der Freien Universität Berlin am 24. Oktober 2014.
  • "Iteration und Wissenswandel", Zweite Jahrestagung des Sonderforschungsbereichs 980 "Episteme in Bewegung. Wissenstransfer von der Alten Welt bis in die Frühe Neuzeit" an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften am 03.–04. Juli 2014.
  • "Ausblicke ins Jenseits. Imaginationen der Hölle in der Literatur der Frühen Neuzeit", Vortrag von Friedrich Vollhardt (LMU München) an der Freien Universität Berlin in Kooperation mit der Kolleg-Forschergruppe Bildevidenz am 24. Juni 2014.
  • "Institutionengeschichte als Geschlechtergeschichte: Neue Perspektiven auf das Verhältnis von Wissen und gender", Workshop und Studientag an der Freien Universität Berlin am 20. Mai 2014. (Kooperationspartner (in alphabetischer Reihenfolge): IZ Geschlechterforschung, IZ Mittelalter - Renaissance - Frühe Neuzeit, SFB 980 "Episteme in Bewegung").
  • "Unparteilichkeit: Interdisziplinäre Perspektiven auf historische Konstruktionen eines Begriffs", Buchpräsentation & Workshop am 17. Dezember 2013.
  • "Acts of Oblivion. The Virtues of Forgetting in Early Modern Europe", Gastvortrag von Judith Pollmann am 7. November 2013.
  • "The Emergence of Impartiality: Towards a Prehistory of Objectivity", International Conference vom 14.–16. Juli 2011.

Team

Prof. Dr. Anita Traninger (Leitung)

Daniel Stader (wissenschaftlicher Mitarbeiter)

Judith Kretzschmann (wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Anna Magdalena Schwindt (studentische Hilfskraft)

Charlotte Bohn (studentische Hilfskraft)

Ramona Huber (studentische Hilfskraft)

Sara Ehrentraut (studentische Hilfskraft) 

Einstein Stiftung Berlin