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Alumni

Auf dieser Seite erzählen ehemalige Studenten der Niederlandistik über die Zeit nach dem Studium. Was haben sie nach ihrem Studium gemacht? Welche Rolle spielt die Niederlandistik in ihrem Leben jetzt? Und: Wie schauen Sie auf ihr Studium zurück?


Henning Radke

Bildquelle: privat

Am Anfang stand das Interesse an der Sprache. Ich wollte Niederländisch erlernen und wissen, warum diese Sprache meiner Muttersprache so ähnelt. Wo, wenn nicht im Rahmen des Bachelorstudiums Niederländische Philologie sollte ich Antworten auf diese Fragen finden? Das Studienangebot, eine Mischung aus Literatur- und Sprachwissenschaft, klang spannend. So kam es, dass ich nach Berlin zog, um Niederländisch zu studieren.

In dem Studium wurden die Themen oft aus einer vergleichenden, deutsch-niederländischen Perspektive betrachtet. Das hatte den Vorteil, dass man sich mit der Zeit Wissen über beide Kulturräume aneignete. In den höheren Semestern konnte man sich dann auf eine der beiden Disziplinen, Literatur- oder Sprachwissenschaft, spezialisieren. Somit ist den Studierenden die Wahlfreiheit gegeben, ihre eigenen Schwerpunkte zu setzen. Zudem fordert das Studium auf, selbstständig zu denken und strukturiert zu arbeiten - universales Rüstzeug in der späteren Arbeitswelt.
Schnell war klar, dass ich das Gelernte in die Praxis umsetzen wollte und so ging ich im fünften Semester für ein Austauschstudium nach Amsterdam. Dank bestehender Kooperationen waren Auslandsstudienplatz und gleichzeitige Notenanrechnung für mein Berliner Studium kein Problem. Die Erfahrungen im Ausland zeigten mir, wie viel Spaß es machen kann, Gelerntes in der "Zielkultur" anzuwenden. Gegen Ende meines Bachelorstudiums ergab sich dann die Gelegenheit, ein freiwilliges Praxissemester in Stellenbosch (Südafrika) gefördert zu bekommen. Die Brücke zu meinem Niederlandistik-Studium schlug das in Südafrika gesprochene Afrikaans, das sich ca. 95% Prozent seines Wortschatzes mit dem Niederländischen teilt. Somit verhalf mir mein Studium der Niederländischen Philologie gleich zu zwei Auslandsaufenthalten in ganz unterschiedlichen Ländern. Eine Tatsache, für die ich sehr dankbar bin.

Auch in meinem späteren Masterstudium der Linguistik ("Sprachen Europas: Strukturen und Verwendung") konnte ich viele Themen aus dem Bachelorstudium einbringen. So führte mich das Studium u.a. nach Suriname, einem kleinen Land in Südamerika, in dem das Niederländische als alleinige Amtssprache fungiert und neben der Kreolsprache Sranantongo eine starke Position im Alltagsleben einnimmt. Diese Erfahrungen mündeten letztendlich in der Themenwahl meiner Masterarbeit und einem zweiten Aufenthalt in Suriname.

Niederländisch in Berlin zu studieren, hat aus meiner Sicht mehrere Vorteile: Man studiert eine Sprache, in der man sich mit etwas Fleiß am Ende seines Studiums gut zurecht finden kann, auch wenn man ohne sprachliche Vorkenntnisse begonnen hat. Zudem sind der niederländisch- und deutschsprachige Raum auf vielen Gebieten eng miteinander verbunden. Die Nachfrage nach Austausch ist prinzipiell also gegeben. An diesem Austausch kann man durch das Studium und mit etwas Eigeninitiative teilnehmen. Nicht zuletzt eröffnen Niederländischkenntnisse Zugang zu einer auf den zweiten Blick erstaunlichen Vielzahl unterschiedlicher Länder und Gebiete.
Die Nennung des Studienfaches ruft für gewöhnlich unterschiedliche Reaktionen hervor. Diese reichen von: "Ich wusste gar nicht, dass man das studieren kann" ("Doch, kann man!") über "Was willst du denn eigentlich werden?" ("Ich will Niederländer werden, klar doch!) bis zu "Das finde ich toll. Erzähl mal!". Eines zeigen diese Reaktionen alle: Mit der Nennung des Studienfaches geht ein Interesse einher; ein Moment der Aufmerksamkeit. Und diese Aufmerksamkeit, so glaube ich, kann auch bei einem eventuellen Vorstellungsgespräch nicht von Nachteil sein.

Für mich persönlich kann ich sagen, dass meine Studienwahl die richtige war. Momentan bin ich Sprachassistent an der University of Cape Town (oder: Universiteit van Kaapstad). In die Zukunft kann niemand blicken, aber ich weiß, dass mir das Studium der Niederländischen Philologie die Tür für viele Projekte in verschiedenen Ländern geöffnet hat. Dabei war und ist gerade der gute und persönliche Kontakt zu den Dozenten sehr hilfreich.
Somit kann ich jedem, der sich für das Niederländische interessiert, ein Studium der Niederländischen Philologie an der Freien Universität Berlin nur empfehlen.


Jessica Manthey

Bildquelle: privat

Wie eins zum anderen kommt. Nach meinem Grundstudium im Fach Kommunikationswissenschaft, das ich an der Universiteit van Amsterdam absolviert hatte, zog es mich wieder zurück in meine Heimatstadt Berlin. Aufgrund der damals noch sehr unterschiedlichen Studiensysteme musste ich an der FU neben Publizistik- und Kommunikationswissenschaft ein zweites Hauptfach belegen. Meine Wahl fiel auf die Niederländische Philologie. Wenige Semester später wurde diese zu meinem ersten Hauptfach. Die Qualität der Veranstaltungen, die intensive Betreuung durch Dozenten und Professoren sowie die persönliche Stimmung machten das Institut zu einer Oase inmitten der Betriebsamkeit und Anonymität der Freien Universität Berlin.

Spaß am Studium ist eine Sache. Gleichzeitig fragt man sich natürlich (und wird man gefragt!), was man später mit einem Niederlandistikstudium machen kann. Eine Sprache zu studieren, die von verhältnismäßig wenigen Menschen gesprochen wird, hat Vor- und Nachteile. Wo Niederländischkenntnisse gefragt sind, hat man zumeist wenig Konkurrenz und ist damit im Vorteil. Andererseits gibt es außerhalb des niederländischen Sprachraums auch weniger Jobprofile, die Niederländisch voraussetzen. Aber wer eine Sprache und die dazugehörigen Kulturen studiert, eröffnet sich damit gleichzeitig neue, potenzielle Arbeitsmärkte.

Ich hatte lange Zeit vor, an der Universität zu bleiben und über niederländischsprachige Literatur zu promovieren. Hätte Prof. Jan Konst mich nicht auf eine Stellenausschreibung in der Belgischen Botschaft aufmerksam gemacht, wäre es vielleicht auch so gekommen. Aus der ursprünglich befristeten Stelle ist nach kurzer Zeit eine Festanstellung als Referentin in der Wirtschaftsvertretung Flanderns geworden; ohne Wirtschaftsstudium. Meine Eintrittskarte waren die niederländische Sprache, mein landeskundliches Wissen und ein geisteswissenschaftliches Studium, bei dem ich gelernt hatte, mir Wissen selbständig anzueignen. Jetzt spreche ich tagtäglich Niederländisch und fördere Wirtschaftsbeziehungen zwischen Flandern und Deutschland. Auch wenn ich mich selbst eher im Bereich der Kulturvermittlung gesehen hätte, hat mir das Studium der Niederländischen Philologie zunächst eine Tür geöffnet, die mir sonst höchstwahrscheinlich verschlossen geblieben wäre.


Ulrike Wuttke

Warum ich überhaupt Niederländisch studiert habe? Einen Einfluss kann ich der Bekanntschaft mit niederländischer Malerei und dem Buch „Du sollst nicht immer Holland sagen“ von Irene Runge nicht absprechen. Noch zu Schulzeiten fing ich mit großer Begeisterung an Niederländisch zu lernen.

Ich entschied mich 1997 für die Fächerkombination Niederlandistik-Anglistik. Diese Wahl habe ich letztendlich nicht bereut, denn über die Anglistik kam ich zu meiner Begeisterung für das Mittelalter und die mittelniederländische Literatur. Ein Studienjahr in Amsterdam, finanziert vom DAAD, brachten mich dann an den Ort der Erfüllung meiner Träume: Ich konnte Amsterdam und die Niederlande vor Ort kennen lernen! Für meine persönliche Entwicklung war diese Zeit sehr wichtig, ich lernte auf eigenen Füßen zu stehen und mich in einer fremden Kultur zurecht zu finden. Die in Amsterdam belegten Kurse und mein Forschungspraktikum an der Liederdatenbank des Meertens Instituut in Amsterdam festigten meine Begeisterung für das Mittelalter und führten dazu, eine wissenschaftliche Karriere anzustreben. Ein Weg, der nicht immer einfach war und einige Umwege kannte. Denn das sei gesagt: es ist eine Entscheidung, die einiges Durchhaltevermögen erfordert.

Ein erster Schritt war die Arbeit als studentische Hilfskraft an der FU Berlin (Fach Niederländische Philologie), die es mir auch ermöglichte, mein Studium zu finanzieren. Meine Magisterarbeit war der mittelniederländischen Artusliteratur gewidmet, wobei zum ersten Mal der Dichter Lodewijk van Velthem ins Spiel kam, der mich bis heute nicht mehr losgelassen hat. Danach folgte eine befristete Anstellung als wissenschaftliche Angestellte an der Niederlandistik der Universität Leipzig und als das Projekt ausgelaufen war, eine Teilzeitstelle an der Botschaft des Königreichs der Niederlande als Sekretärin in der Wirtschaftsabteilung und in der Justiz- und Polizeiabteilung. Die Zeit an der Botschaft war sehr lehrreich. Dennoch entschied ich mich, die Stelle aufzugeben, um mich ganz meinem 2006 begonnenen Masterstudium Editionswissenschaft zu widmen. Finanziert habe ich mich in dieser Zeit durch einen Studentenjob als Museumsführer in der Berliner Ausstellung „The Story of Berlin“, in der ich niederländische und englische Führungen gab.

Nach diesem Zweitstudium trat ich 2008 eine Promotionsstelle an der Universiteit Gent an. Dort arbeite ich an einem Projekt über Eschatologie und die Darstellung der Apokalypse in der mittelniederländischen Literatur des 14. Jahrhunderts (Jan van Boendale, Lodewijk van Velthem und Jan van Leeuwen). Dass es mich einmal nach Belgien verschlagen würde, hätte ich bei der Aufnahme meines Studiums nie erwartet. Aber inzwischen fange ich an, ein wenig /Gents/ und Flämisch zu verstehen und kann inzwischen über die Frage, ob ich denn aus Holland sei, lachen und sagen: „Nee, uit Berlijn!“.


Tobias Rühmann

Bildquelle: privat

Im Herbst 1997 nahm ich an der FU Berlin mein Studium der Politik- und Literaturwissenschaften sowie der Niederlandistik auf. Da ich einen niederländischen Großvater habe, aber nicht zweisprachig aufgewachsen bin, hatte ich den Wunsch, auf diesem Wege mein familiäres „Erbe“ zu pflegen. Eine Entscheidung, die ich nicht bereut habe. Denn bereits während des Studiums legte ich zahlreiche Kontakte in die Niederlande, wo noch immer ein Teil meiner Familie wohnt, den ich eigentlich erst durch die systematische Beschäftigung mit Land und Leuten (und natürlich der Sprache) richtig kennengelernt habe. Durch ein Praktikum bei der Deutschen Botschaft in Den Haag konnte ich dann die ersten beruflichen Kontakte legen, die auch in meinem heutigen Beruf noch eine Rolle spielen.

2002 beendete ich mein Studium als Magister und arbeitete ab Anfang 2003 zunächst in einer amerikanischen Unternehmensberatung als Projektmanager. Doch bereits nach kurzer Zeit bekam ich die Möglichkeit, als stellvertretender Leiter (Deputy Representative) an der Errichtung eines neuen niederländischen Handelsbüros in Stuttgart (Netherlands Business Support Office) mitzuwirken. Dieses Büro wurde im März 2004 eröffnet, zugleich wurde ich zum Leiter des Büros berufen. Die nötigen wirtschaftlichen Kenntnisse habe ich mir zwar nicht durch mein Studium, aber durch entsprechende Lektüre und v.a. Erfahrung angeeignet. Meine Hauptaufgabe ist es, niederländischen Geschäftsleuten auf dem Weg nach Deutschland zu helfen. Hierbei ist es sehr hilfreich, nicht nur die Sprachen beider Länder, sondern auch Kultur- und Mentalitätsunterschiede zu kennen. Hierfür bietet mein Studium natürlich eine sehr gute Basis.

Im Mai 2008 bin ich dann nach Leipzig gegangen, um hier ein neues NBSO aufzubauen und zu leiten. Dieses Handelsbüro ist im September 2008 eröffnet worden.


Hans-Jürgen Moritz

Bildquelle: privat

Wie hat mir die Niederlandistik genützt? Persönlich auf jeden Fall, beruflich nur bedingt. Ich nahm unmittelbar nach dem Studium eine journalistische Ausbildung an der Henri-Nannen-Schule auf und arbeite heute als bundespolitischer Korrespondent in der Parlamentsredaktion des Nachrichtenmagazins FOCUS in Berlin. Für meinen beruflichen Alltag spielt das damalige Studium keine Rolle. Allerdings sicherte es mir immer wieder Aufmerksamkeit und führte sogar zu dem entscheidenden Praktikum, dass meine erste Festeinstellung einleitete. Etwas nassforsch teilte ich der international operierenden Nachrichtenagentur Associated Press damals mit, dass sie in der Präsentation ihres gerade gegründeten niederländischsprachigen Nachrichtendienstes in einer ihrer Publikationen haufenweise Schreibfehler niederländischer Vokabeln untergebracht hatte. Ich erhielt daraufhin einen freundlichen Brief des Chefredakteurs, der mich süffisant auf einen deutschen Verschreiber in meinem Brief hinwies - und mich einlud, mich doch einmal bei ihm blicken zu lassen. Während meiner fünfjährigen Tätigkeit für AP spielten meine Niederländisch-Kenntnisse dann nur einmal während eines Termins beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag eine Rolle. Auch für weitere Auslandseinsätze für einen meiner späteren Arbeitgeber, die Nachrichtenagentur Reuters, waren sie sporadisch hilfreich.

Eine Zeitlang war ich nebenberuflich als Herausgeber und Autor von Reiseführern tätig. Der Band über die Niederlande erlebte immerhin drei Auflagen und wurde von mir stolz den Beständen der Bibliothek der Niederländischen Fakultät an der FU eingereiht, wo er möglicherweise immer noch verstaubt, inzwischen natürlich längst überholt.

Der große Gewinn des Studiums war ein persönlicher. Der Kontakt mit der niederländischen Kultur, vor allem während des einjährigen Studienaufenthalts in Amsterdam, erleichterte mir später auch die Annäherung an andere Kulturkreise. Zu erwartende Schocks fielen milder aus, man war zumindest ansatzweise 'internationalisiert' - ein Vorteil, von dem ich auch während meiner beruflichen Tätigkeit für die Voice of America in Washington, D.C. zehren konnte.

Außerdem ermöglichte mir die Spezialisierung auf die Niederlande wahrscheinlich auch, mein gesamtes Studium überhaupt erfolgreich abzuschließen. Jobs als Tutor und studentische Hilfskraft am Fachbereich besserten mein schmales Budget auf, meine große Motivation für die eigentlich nur als Nebenfach firmierende Niederlandistik machte sie für mich zu einem freundlichen Heimathafen im großen Ozean von Massen-Studienfächern wie Publizistik und Germanistik. Auch die Arbeit an meiner Magisterarbeit im Fach Publizistik wäre wohl freudloser ausgefallen, hätte ich nicht den VPRO als Untersuchungsgegenstand auswählen können.


Maria Strauß

Bildquelle: privat

Auch wenn mein heutiges Aufgabengebiet mit meinem Niederlandistik-Studium nahezu gar nichts mehr zu tun hat, denke ich gern an die Zeit an der FU zurück. Das Studium der Niederlandistik hat mir gezeigt, dass es sich lohnt, ein Fach zu studieren, für das man brennt, für das man sich interessiert und das man nicht nur aus Karrieregesichtspunkten auswählt.

Auch wenn dieses Fach auf den ersten Blick nur wenig direkte Anknüpfungspunkte für den beruflichen Alltag in Deutschland bietet, habe ich mit genau diesem Studium einen Job gefunden, der mich erfüllt. Ein geisteswissenschaftliches Studium muss dabei kein Hindernis sein! Analytisches Denkvermögen, Selbstorganisation und strukturiertes Denken und Arbeiten lernt man auch in der niederländischen Philologie. Das Studium bei Prof. Konst hat mich fit gemacht für einen Job, bei dem man auch mal gegen den Strom schwimmen muss, für einen Job der Leidenschaft und Einsatzbereitschaft abverlangt, für einen Job der Spaß macht.

In meiner jetzigen Funktion als Landesgeschäftsführerin der LINKEN in Brandenburg bleibe ich den Niederlanden durch drei Dinge treu: durch den morgendlichen Hagelslag als Brotbelag, durch die Lektüre jedes neuen Romans von Harry Mulisch und die alljährlich langersehnte Urlaubsreise in die Niederlande. Für mehr bleibt derzeit leider nicht die Zeit. Leider!

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