Kirschstein, Daniela: Writing War. Kriegsliteratur als Ethnographie bei Ernst Jünger, Louis-Ferdinand Céline und Curzio Malaparte
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Rezension
Wolfgang M. Schmitt: Aporien des Krieges, des Erzählens und der Theorie. Die lesenswerte Studie „Writing War“ von Daniela Kirschstein widmet sich der Kriegsliteratur von Ernst Jünger, Louis-Ferdinand Céline und Curzio Malaparte
Inhalt
„Erst mal die Grenze […] überschreiten, um damit den ersten Schritt aus der Ordnung in das Ungeordnete zu tun“ (Ernst Jünger). Die Studie untersucht Kriegsliteratur (des Ersten und Zweiten Weltkriegs) als eine Form von Ethnographie. Ernst Jüngers In Stahlgewittern (1920), Louis-Ferdinand Célines Voyage au bout de la nuit (1932) und Curzio Malapartes Kaputt (1944) sind Texte, die aus der traumatischen Erfahrung des Krieges hervorgegangen sind, aber weit mehr sind als Dokumente singulärer Erfahrung und Sinngenerierung. Sie lassen sich vielmehr als Auseinandersetzungen mit einer ‚Kultur des Krieges‘ lesen, die sie teilnehmend beobachten und die sie sich zugleich teilnehmend erschreiben. Die Studie zeigt, dass Kriegsliteratur über eine Form von Wissen verfügt und eine Form der Erkenntnis generiert, die der Ethnographie – als Medium kultureller Selbstauslegung in der Auseinandersetzung mit Alterität – strukturell ähnlich ist. Die Rede vom Krieg als Rückfall in vormoderne Barbarei, aber auch die Faszination am eigenen neuen Barbarentum, setzt den modernen Krieg in die Nähe eines ethnologischen Kulturverständnisses, das auch für die Beobachtung und das Verstehen aktueller Kriege von großem Belang sein kann.