Trilaterale Konferenzen der FSGS: Triangel-Colloquium Berlin – Cambridge – Chicago
2023: Möglichkeit und Grenzen einer postkritischen Literaturwissenschaft
Datum: 11.–15.05.2023
Ort: University of Chicago
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Sei es im Sinne der „Hermeneutik des Verdachts“ (Paul Ricœur), sei es im Sinne der „Kritischen Theorie“, seit einigen Jahrzehnten versteht sich die Literaturwissenschaft als kritische Wissenschaft und setzt sich zum Erkenntnisziel, an den überlieferten Werken die Risse und Verwerfungen herauszustellen und die psychischen bzw. gesellschaftlichen Konflikte, die Verdrängungen und ideologischen Verzerrungen, die phantasiemäßigen Projektionen, welche sich den Werken einschreiben, aufzudecken. Das gilt fast flächendeckend. Für kulturwissenschaftlich orientierte Studien, für Gender Studies, für die postkolonialistische Forschung ist der Gestus der Kritik konstitutiv. Auch die Editionsphilologie nennt sich inzwischen kritische Textwissenschaft. In diesem Milieu ist es ein quasi-moralisches Gebot „kritisch zu hinterfragen“; „Negativität“ gilt als Qualitätsmerkmal. Selbst formalistisch geprägte Forschungsrichtungen sehen ihre Aufgabe darin, „das Schöpferische“ als effet eines banalen semiotischen Mechanismus auszuweisen. In einer solchen intellektuellen Atmosphäre ist kaum nachvollziehbar, dass tonangebende Literaturwissenschaftler (etwa: Wolfgang Kayser, Emil Staiger) einst bekennen konnten, die Grundlage ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit sei die Liebe zur Literatur.
Die vorausgehende Skizze, wird man nicht zu Unrecht einwenden, ist eine Karikatur. Allerdings ist zu bedenken, dass eine zur Routine geronnene wissenschaftliche Praxis dem Außenstehenden oft ein fratzenhaftes Gesicht zeigt. Und in der Tat: In letzter Zeit haben einige Beobachter das kritiklose Festhalten am Gestus der Kritik als einen festgefahrenen Habitus beschrieben, der die vielfältigen lebensbereichernden Möglichkeiten der literarischen Erfahrung massiv verkürzt.
2020: Möglichkeiten und Grenzen einer postkritischen Literaturwissenschaft (abgesagt)
Datum: 14.–16.05.2020
Ort: University of Chicago
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Sei es im Sinne der „Hermeneutik des Verdachts“ (Paul Ricœur), sei es im Sinne der „Kritischen Theorie“, seit einigen Jahrzehnten versteht sich die Literaturwissenschaft als kritische Wissenschaft und setzt sich zum Erkenntnisziel, an den überlieferten Werken die Risse und Verwerfungen herauszustellen und die psychischen bzw. gesellschaftlichen Konflikte, die Verdrängungen und ideologischen Verzerrungen, die phantasiemäßigen Projektionen, welche sich den Werken einschreiben, aufzudecken. Das gilt fast flächendeckend. Für kulturwissenschaftlich orientierte Studien, für Gender Studies, für die postkolonialistische Forschung ist der Gestus der Kritik konstitutiv. Auch die Editionsphilologie nennt sich inzwischen kritische Textwissenschaft. In diesem Milieu ist es ein quasi-moralisches Gebot „kritisch zu hinterfragen“; „Negativität“ gilt als Qualitätsmerkmal. Selbst formalistisch geprägte Forschungsrichtungen sehen ihre Aufgabe darin, „das Schöpferische“ als effet eines banalen semiotischen Mechanismus auszuweisen. In einer solchen intellektuellen Atmosphäre ist kaum nachvollziehbar, dass tonangebende Literaturwissenschaftler (etwa: Wolfgang Kayser, Emil Staiger) einst bekennen konnten, die Grundlage ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit sei die Liebe zur Literatur.
Die vorausgehende Skizze, wird man nicht zu Unrecht einwenden, ist eine Karikatur. Allerdings ist zu bedenken, dass eine zur Routine geronnene wissenschaftliche Praxis dem Außenstehenden oft ein fratzenhaftes Gesicht zeigt. Und in der Tat: In letzter Zeit haben einige Beobachter das kritiklose Festhalten am Gestus der Kritik als einen festgefahrenen Habitus beschrieben, der die vielfältigen lebensbereichernden Möglichkeiten der literarischen Erfahrung massiv verkürzt.
2018: Economic Subjects in German and Comparative Culture
Datum: 9.–11.7.2018
Ort: Jesus College Cambridge
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Die Feststellung, dass unser Leben zunehmend durch ökonomische Faktoren geordnet und bestimmt werde, ist zur Zeit omnipräsent: Die Neuordnung des alltäglichen Lebens und die Transformation von Subjekten im Kontext des Neoliberalismus sowie die zunehmende Machtlosigkeit von Nationalstaaten unter einem globalisierten Finanzkapitalismus und multinationalen Unternehmen sind nicht nur zentrale Themen des zeitgenössischen öffentlichen, akademischen und politischen Diskurses, sondern werden auch auf vielfältige Weise in der kulturellen und literarischen Produktion der vergangenen Jahrzehnte reflektiert. So begegnen uns etwa in den Filmen von Regisseuren wie Harun Farocki, den Theaterstücken Elfriede Jelineks oder den Romanen von Autoren wie Ulrich Peltzer Versuche, unterschiedliche Ausformungen von Subjektivität innerhalb des gegenwärtigen ökonomischen Systems zu dokumentieren, auszutesten und zu hinterfragen. Diese literarischen und filmischen Texte sind durchdrungen von einer Vielzahl paradigmatischer Denkfiguren ökonomischer Subjektivität, die von zeitgenössischen Soziologen etwa als 'flexible Subjekte' (Richard Sennett, 1998) oder als das 'unternehmerische Selbst' (Ulrich Bröckling, 2007) beschrieben wurden. Jedoch ist weder die kulturelle noch die theoretische Auseinandersetzung mit ökonomischen Subjekten eine Erfindung des 21. Jahrhunderts. So genügt schon ein flüchtiger Blick auf frühere Jahrhunderte und deren Modelle von ökonomischer Subjektivität, wie etwa den rastlosen Kapitalisten in Max Webers 'protestantischer Ethik', den entfremdeten Arbeiter in Marx’ frühen Schriften oder den Homo oeconomicus der politischen Ökonomie, um uns daran zu erinnern, dass die Verflechtungen von Ökonomie und Subjektivität kein neues Thema sind.
2017: Epiphane Wirklichkeiten. Sprachen der Dinge in Literatur und Künsten
Datum:16.–18.02.2017
Ort: FU Berlin
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Während des dreitägigen Workshops gingen an der Friedrich Schlegel Graduiertenschule Doktorandinnen und Doktoranden der Partneruniversitäten FU Berlin, Cambridge University und University of Chicago der Frage nach der symbolischen und materiellen Präsenz der Dinge besonders in literarischen Texten nach. Die spezifische materielle Widerständigkeit von Dingen in der Literatur und den Künsten wird immer wieder zum Auslöser von Wahrnehmungsveränderungen und Präsenzerfahrungen, die gemeinhin unter dem Begriff Epiphanie gefasst werden. Die literatur-, kultur- und filmwissenschaftlichen Beiträge untersuchten unter dem Motto ad rem (zu den Dingen, zur Sache) eben diesen transgressiven Charakter der Dingwelt in Texten und anderen Kunstwerken, die Bedingungen wie auch die ästhetischen wie poetischen Verfahren, die die Dinge beredt werden lassen. Dabei war es das besondere Anliegen des Workshops, sich nicht auf den Symbolgehalt der Dinge, die phänomenologische Dimension der Ding-Erfahrung allein zu beschränken, sondern sie mit Ansätzen der Material Studies, also der besonderen Aufmerksamkeit hinsichtlich der materialen Faktur der Zeichen, Medien und Dinge in Reibung zu bringen und unter anderem danach zu fragen, welche Sprach- und Ausdrucksformen sich in Hinsicht auf die materielle Widerständigkeit der Dinge literarisch ausprägen und Wirklichkeiten epiphan machen.
2014: Living on: Life, Death, and Afterlife in Literature and Culture
Datum:19.–22.06.2014
Ort: University of Chicago
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