Rahel Stennes
Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien
Projektstipendium-Alumna
Das Volk wird erzählt. Die Herstellung einer deutschen Gemeinschaft bei Achim von Arnim und Berthold Auerbach, 1812 und 1874
14195 Berlin
Akademischer Werdegang
seit Februar 2024: Assistentin/Doktorandin am Zentrum für Jüdische Studien der Universität Basel (eigene Stelle gefördert durch den Forschungsfonds für Nachwuchsforschende der Universität Basel)
2023 – 2024: Vertretung der Assistenz von Prof. Alfred Bodenheimer am Zentrum für Jüdische Studien der Universität Basel
2021 – 2023: Wissenschaftliche Mitarbeiterin im SNF-geförderten Projekt Deutschsprachig-jüdische Literatur vom Zeitalter der Aufklärung bis zur Gegenwart – Neue Forschungszugänge in Paradigmen an der Universität Basel https://jewishstudies.unibas.ch/de/personen/rahel-stennes/
seit März 2021: Doktorandin der Friedrich Schlegel Graduiertebschule für literaturwissenschaftliche Studien an der Freien Universität Berlin (assoziiertes Mitglied der Kohorte 2021)
Juni 2020 – Februar 2021: Projektstipendiatin der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien an der Freien Universität Berlin (Anschubfinanzierung Promotionsförderung)
2018 – 2019: Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl von Prof. Samuel Salzborn am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin
2017 – 2020: Masterstudium der Neueren deutschen Literatur an der Freien Universität Berlin
2017 – 2020: Masterstudium der Interdisziplinären Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin
2013 – 2017: Bachelorstudium der Deutschen Philologie und Jüdischen Geschichte an der Freien Universität Berlin
Eingeworbene Mittel
Projektstipendium der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien an der Freien Universität Berlin (Anschubfinanzierung Promotionsförderung)
get on track-Förderung der Universität Basel (Entlastungsoption für doktorierende Mütter und Väter der Universität Basel: Hilfsassistenz 10%-Beschäftigungsgrad für 6 Monate)
Abschlussfinanzierung der Dissertation des Forschungsfonds für Nachwuchsforsschende der Universität Basel (12 Monate eigenes Salär)
Mitgliedschaften
Gesellschaft für europäisch-jüdische Literaturstudien
Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaften
Deutscher Germanistenverband
Herbstsemeser 2022 (Universität Basel) – Proseminar: Deutschsprachig-jüdische Autorinnen der Gegenwart
Dissertationsprojekt
Das Volk wird erzählt. Die Herstellung einer deutschen Gemeinschaft bei Achim von Arnim und Berthold Auerbach, 1812 und 1874 (Arbeitstitel)
Die Dissertation stellt zwei erzählerische Modelle des Volkes aus den Jahren einander gegenüber und demonstriert so die Verschiedenheit der Imago 'Deutsches Volk' bei Verwendung ähnlicher Motive im 19. Jahrhundert.
Im Fokus der Untersuchung stehen dabei Erzähltexte und Essays von Achim von Arnim und Berthold Auerbach aus den Jahren 1812 bis 1874. Mithilfe eines kulturwissenschaftlich grundierten close reading soll gezeigt werden, inwiefern sich in der Literatur (verstanden als ästhetischer Verhandlungsraum von Gesellschaft) Fragen der Gemeinschaftsbildung und des solidarischen Miteinander in ihren Imaginationen und Abwandlungen in eigener Weise konstellieren. In der Konstruktion ‚Volk‘ kulminieren gesellschaftliche und politische Debatten und Konflikte über die Rolle von regionaler wie konfessioneller Zugehörigkeit, insbesondere im Kontext mit der deutschen Nationenwerdung und der ihr eingeschriebenen Herstellung von Gemeinschaft.
Einen Untersuchungsschwerpunkt meiner Arbeit werden Achim von Arnims Figurationen des Orienatlisch-Weiblichen und des Jüdischen bilden. Hier soll insbesondere seine Novellensammlung von 1812 inkl. der ursprünglich geplanten, aber nur fragmentarisch überlieferten Rahmenerzählung Versöhnung in der Sommerfrische in den Blick genommen werden. Dabei soll herausgearbeitet werden, inwiefern bei Arnim die Schöpfungskraft zur Herstellung des deutschen Volkes als Zusammenhang von orientalisch und christlich-frommen Frauenfiguren ausgeht, während den als jüdisch markierten männlichen Figuren ein bedrohliches Zerstörungspotenzial eingeschrieben ist.
Der zweite Teil wird sich, komplementär zum ersten, Berthold Auerbachs Konstruktion einer bürgerlichen Heilsgeschichte zur Nation in seinem Roman Waldfried aus dem Jahr 1874 widmen. Hierbei liegt der Fokus auf ähnliche Figurentypen wie bei Arnim, die sich bei Auerbach jedoch mit Blick auf seine emanzipatorische und volksaufklärerische Grundrichtung in stark abgewandelter Weise äußern.
Weitere Forschungsschwerpunkte
Deutschsprachige Literatur jüdischer Autor:innen des 19. bis 21. Jahrhunderts
Antisemitismus in der deutschsprachigen Literatur
sozialwissenschaftliche Antisemitismustheorien
Mitorganisation von Konferenzen
2023 – The Final Countdown. Ästhetik und Politik von Weltuntergängen – Jahrestagung der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien, Freie Universität Berlin, 17.–18. November 2023
2022 – Deutschsprachig-jüdische Literatur. Probleme und Potenziale eines neuen Zugangs in Paradigmen, Internationale Konferenz, Universität Basel, 10.–12. Juli 2022
Aufsätze
"Strategien jüdischer Selbstermächtigung im völkisch-antisemitischen Diskurs der 1920er Jahre. Ein Einblick in 'An den Wassern von Babylon. Ein fast heiteres Judenbüchlein'." In: Yearbook for European-Jewish Literature Studies 8,1 (2021). S. 105–117.
"Nation durch Emanzipation. Jüdische Identität und deutsche Nationalismus bei Berthold Auerbach." In: Identitätskonzepte in der Literatur. Hg. von Hermann Gätje/Sikander Singh. Tübingen 2021. S. 167–178.
“Antisemitismus in der Literatur am Beispiel von Wilhelm Raabes "Hungerpastor" (1864) und Martin Walsers "Tod eines Kritikers‘ (2002). Anhaltspunkte für den Unterricht in der gymnasialen Oberstufe’” In: Samuel Salzborn (Hg.): Schule und Antisemitismus. Politische Bestandsaufnahme und pädagogische Handlungsmöglichkeiten. Weinheim 2020. S. 163–182.
"Der Jude und der Philister. Die Konstruktion komplementärer Feindbilder bei Clemens Brentano." In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 27 (2018). S. 13–39.
Wissenschaftliche Vorträge
2024 – "Wer gehört zur bürgerlichen Nation und wer nicht? Die Rolle der Jüdin und der Zigeunerin in Berthold Auerbachs Roman Waldfried (1874)", im Rahmen des Workshops Das Gedächtnis der Pluralität. Till van Rahdens "Vielheit" in der Diskussion an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Juni 2024.
2024 – "Der jüdische Emporkömmling. Ein antisemitisches Stereotyp und seine Gegenerzählung", Gastvortrag im Bachelorseminar Emporkommen. Soziale Aufstiege in der Literatur von Pavlos Dimitriadis an der FU Berlin, SoSe 2024
2023 – gemeinsam mit Alfred Bodenheimer: "Aufbruch zu neuen Perspektiven auf die deutschsprachig-jüdische Literatur", im Rahmen der Selma Stern Vortragsreihe in der Mendelssohn-Remise im WiSe 22/23.
2022 – "Verkörperung des Bösen. Achim von Arnims Golem Bella als Bedrohung für das deutsche ‚Volk‘", im Rahmen der Tagung Figurationen des Bösen an der Universität Koblenz-Landau, Juni 2022.
2019 – "Strategien der jüdischen Selbstermächtigung im völkisch-antisemitischen Diskurs der 1920er Jahre. Mit einem Einblick in 'An den Wassern von Babylon. Ein fast heiteres Judenbüchlein'", im Rahmen der Tagung Gegenwart und Zukunft europäisch-jüdischer Literaturstudien in einem veränderten Europa / Presence an future of European Jewish Literature Studies in changing Europe der Gesellschaft für europäisch-jüdische Literaturstudien in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Europäisch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte der RWTH Aachen, November 2019.
2019 – "Nation durch Emanzipation. Jüdische Identität und deutscher Nationalismus bei Berthold Auerbach", im Rahmen der Tagung des Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass der Universität des Saarlandes Identitätskonzepte in der Literatur, November 2019.
Redaktionelle Mitarbeit
2022 – Beilage des Zentrums für Jüdische Studien. In: Tachles. Das jüdische Wochenmagazin. 11/2022.
2018 – Jan Erik Schulte / Michael Wildt (Hg.): Die SS nach 1945. Entschuldungsnarrative, populäre Mythen, europäische Erinnerungsdiskurse. Göttingen 2018.