Sommerfest im LCB 2013
Mit einer Lesung von Julian Heun und Musik von Friederike Scheffler
14.11.2013
Beeindruckende Wortperformances, Textauszüge über Hipster und Hippies und Musik, die nicht so wie Silbermond klingen will: Dies alles gab es am 25. Juni beim Sommerfest der Angewandten Literaturwissenschaft im Literarischen Colloquium am Wannsee zu sehen.
Zu Gast an diesem Abend war der Slam Poet und Autor Julian Heun, der sein Debüt „Strawberry Fields Berlin“ vorstellte. Der 24-Jährige ist in der Poetry-Slam-Szene schon lange bekannt und war unter anderem Deutschsprachiger Meister (U20) und zweifacher Berliner Meister. Außerdem ist er Teil der Lesebühne Spree vom Weizen und moderiert monatlich gemeinsam mit Wolf Hogekamp den Bastard Slam im Ritter Butzke. Wenn er nicht gerade schreibt oder auf einer Bühne steht, studiert der 24 Jährige Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin. „Ich hab auch ein bisschen Angst vor euch, weil die Angewandte Literaturwissenschaft ja sowas wie der coole Bruder von AVL ist.“, erzählt der Autor. „Außerdem seht ihr so gebildet aus – das Publikum sonst ist ein bisschen anders.“
Angst braucht Julian Heun nicht zu haben: Seine Wortakrobatik und Fähigkeiten als Poet bewies er auch an diesem Abend mit seinen Slam-Texten – schnell wurde deutlich, wieso er mittlerweile von Bühne zu Bühne tourt. Zudem las er Textauszüge aus seinem Debütroman „Strawberry Fields“. In diesem geht es um zwei junge Männer: Schüttler ist Boulevardjournalist aus Berlin und bekennender Hipster-Hasser. Er überredet dicke Kinder, Hipster zu treten, aber das ist nur der Anfang im Kampf gegen Hornbrillen und Jutebeutel: „In die Hacken treten reicht nicht mehr.“ Und dann gibt es da Robert, der seine Zelte in Deutschland abbricht und seiner Flamme Luca nach Indien hinterherreist. Diese findet er in einem Hippie-Camp auf den Andamanen wieder. Zwischen diesen zwei Figuren entspannt sich die Geschichte. Anscheinend gibt es ein unerwartetes Ende, denn Moderatorin Laura Sonnefeld will anschließend im Gespräch „die Pointe nicht verraten, aber auch genau darüber sprechen. Vielleicht können wir drum herum reden?“ fragt sie den Autor. Da dies aber eher schwierig ist, berichtet Heun stattdessen von seinen Erfahrungen als Debütautor. Er sei froh, dass er seit seinem Abitur Texte für Poetry Slams schreibe und auf Bühnen auftrete, denn sonst hätte er sich von der Kategorie „Roman“ zu sehr abschrecken lassen. „Wenn man jung ist, hat man oft Angst, etwas zu veröffentlichen, dass unfertig wirkt oder dass man später nicht mag. Aber man lernt durchs Schreiben.“, so der Debütautor. „Und man sollte nicht warten bis man 60 Jahre ist, bis man einen Roman veröffentlicht, weil man dann alles kann.“
Weiter ging es mit der immer wiederkehrende Frage, ob ein Autor Lesungen geben müsse oder nicht vielmehr das Schreiben, und nicht das Präsentieren, zu seinen Aufgaben gehöre. Es wurde über klassische Lesungen und Provinzbuchhandlungen diskutiert, den Gegensatz vom Slam- und Lesungspublikum sowie über schlechtes Marketing. Während der Autor sein Debüt auf Lesungen noch nicht oft präsentiert hat („Irgendwie werde ich für Lesungen nicht so oft gebucht.“), ist er in Sachen Selbstvermarktung deutlich aktiver: Auf seiner professionell gestalteten Homepage kündigt er jeden Auftritt und jede Lesung an. „Deswegen ist es auch heute so voll“, lacht der Slammer. Ein Autor brauche heutzutage auf jeden Fall eine Homepage, so das Fazit von Julian Heun.
Für die musikalische Unterhaltung und den Ausklang des Abends sorgten Friederike Scheffler und Simon Bauer. Bei Kerzenlicht konnte man der leicht melancholisch-machenden Musik der Beiden lauschen. „Warum klingen deutsche Songs eigentlich immer nach Silbermond?“, wollte die Sängerin vom Publikum wissen, welches leider auch keine Antwort darauf wusste. Ein Song gab es dann aber trotzdem auf Deutsch zu hören, nicht ohne nachher die wichtige Frage zu stellen: „Auf einer Skala von eins bis zehn, wie sehr hat sich das Lied eben nach Silbermond angehört?“ „Sechs.“, kommt es aus dem Publikum. „Autsch, mehr als die Hälfte?“, fragt die Sängerin.
Wahrscheinlich werden die nächsten Songtexte von Friederike Scheffler wieder auf Englisch geschrieben werden.