Projekt Friedrich
BMBF Forschungsverbund "Verkörperte Information"
FU Freie Universität Berlin und KHM Kunsthochschule für Medien Köln in Kooperation mit dem ESRC Universität Lancaster
Bildlichkeit der 'Converging Technologies' / CT 'Viskurse' – Bilder, Visualisierungen und Metaphern eines visionären Wissenschaftsprogramms
Kathrin Friedrich, Ästhetik, KHM Kunsthochschule für Medien Köln
Forschungshintergrund
Laut Steve Woolgar ist “CT as a form of interpretive action (technology as discourse). The visions and discourses of CT will be key to understanding how and where CTs are adjudged a success or a failure. In particular we need to eschew reliance on taking claims and predictions about CT at face value. We need instead critically to analyse the interpretive action involved in their genesis and provenance. … In asking the important questions - How are scientific breakthroughs in CT achieved? What role does interdisciplinarity play in the emergence of new scientific and technology fields? – we can emphasise the discursive dimensions. … we need to investigate the ways in which the reception and use of CTs will be socially distributed.” (Woolgar, 2006, 20)
Christopher Coenen spricht von einem „posthumanistische Technofuturismus in den Debatten über Nanotechnologie und Converging Technologies“ „Technofuturistische Visionen haben auch die Debatten stark beeinflusst, die seit Ende der 1990er Jahre zur Nanotechnologie und -wissenschaft geführt werden. Dies gilt insbesondere für die von den USA ausgegangenen Diskussionen über mögliche langfristige Herausforderungen durch die Entwicklung von Genetik, Robotik und Nanotechnologie sowie über die so genannte NBIC-Konvergenz („nano“, „bio“, „info“ und „cogno“) – also wahrgenommene Annäherungsprozesse von Nanowissenschaft und -technologie, Biotechnologie und Life Sciences, Informations- und Kommunikationstechnologie und der „Cognitive Science“ (letztere beide einschließlich der KI- und Hirnforschung). Festzustellen ist auf jeden Fall eine Konvergenz der Visionen (Hellige 2004, Paschen et al. 2004), die zwar nicht historisch beispiellos ist, aber hier doch eine neue Qualität angenommen hat.“ (Coenen 2006:195)
Eine mögliche Antwort auf Woolgars Fragen lautet: Interdisziplinarität und Konvergenz sind möglicherweise eng mit dem visionären Potenzial der 'Converging Technologies' verbunden. Das visionäre Potenzial referiert dabei auf die Visionen, Bilder und Methaphern die eine entscheidene Rolle in der Konvergenzbemühungen in der Rede von 'Converging Technologies' spielen. Insbesondere solange die Ziele der 'Converging Technologies' vor allem ein Thema der Forschungs- und Förderpolitiken sind und weniger konkreter, wissenschaftlicher Ergebnisse. Die Frage, die sich also stellt, ist die nach der tatsächlichen Verbindung zwischen wissenschaftlichen Konzepten und Denkschemata mit den in den Diskursen verwendeten Bildern und Bildschemata.
Projektziele
Das Projekt nimmt eine ‚Viskursanalyse’ der visionären visuellen Diskurse zu ‚Converging Technologies’ vor. Das Konzept der 'Viskurse' basiert dabei auf Karin Knorr Cetinas Überlegungen zu „‚Viskurse’ der Physik“ (vgl. Knorr Cetina1999). In einer medienpragmatischen Perspektive werden dafür zunächst Bildgebungsverfahren und institutionelle Verankerung der Visualisierungsproduktion nachvollzogen, um die technologisch-konzeptuellen Grundlagen der Darstellungskonstitution offen zu legen. In einem weiteren Schritt werden die Formen und Formate dieses spezifisch Visuellen beschrieben, wobei nicht nur auf die konkrete Ausgestaltung des visionären Wissenschaftsprogramms zu achten sein wird, sondern im Besondern auch auf die dahinter liegenden Bild- und Blicktraditionen. Daraus können sowohl die Sichtbarkeitsstrategien wie auch die verdeckten Leitfunktionen der Bildlichkeiten rekonstruiert werden, die ihnen in dem vielschichtigen Diskurs um CT zugeschrieben werden und die sie selbst gleichsam konstituieren und distribuieren. Wie werden im Diskurs der CT Visionen, ‚Fortschritt’ und Argumente ‚ins Bild gesetzt’? Auf welche (versteckten) visuell-epistemischen Bestände greifen die Darstellungen zurück und wie aktualisieren sie diese für die eigene Programmatik? Besonders wichtig erscheint hierbei auch die Frage nach den operativen Funktionen der Bildlichkeiten- weisen diese eine Art ‚visuelle Performanz’ auf und greifen damit unmittelbar in den weiteren Forschungsprozess ein? Folgen aus ihnen konkrete Handlungen sowie Materialisierungen?
Diesen Fragen geht das Teilprojekt anhand von Fallstudien aus der Forschungspraxis nach und greift dabei ebenfalls auf Dokumente, Berichte und Artikel zu CT zurück.
Kontakt
Kathrin Friedrich
Ästhetik
KHM Kunsthochschule für Medien Köln
Peter-Welter-Platz 2
D-50676 Köln
Tel: ++49 (0)221 20189 313
Fax: ++49 (0)221 20189 230
Email: kfriedrich[at]khm.de