Rhythmische Muster
Die Langzeiler wurden von Walt Whitman in Anlehnung an die King-James Bibel entwickelt und später von den französischen Autoren des verset übernommen. Über Alan Ginsbergs Howl wurde der ohne Enjambements gebaute Langzeiler auch in Deutschland einflussreich und fand in der Theorie des langen Gedichtes (Höllerer) eine Entsprechung.
Das Parlando ist ein dem Plauderton vergleichbarer lyrischer Stil, der in Gedichten von Gottfried Benn entwickelt und von Peter Rühmkorf oder Uwe Kolbe aufgegriffen wurde; in der Gegenwart ist es durch Lyriker wie Hendrik Jackson und Steffen Popp aktualisiert worden. Das Parlando hat - wie der 'Variable Versfuß' - eine isokolische Struktur, folgt aber im Unterschied zu diesem nicht der Regel der 'breath controlled line'.
Der Begriff Flow bezeichnet in der „rappenden“ Prosodie der Slam Poetry die Fähigkeit, gereimte Sprache rhythmisch gekonnt zu gestalten. Dieses Prinzip des Flow wurde in der Lyrik von Nuyorican-Poets wie Maggie Estep, Dana Bryant, Sekou Sundiata oder Amir Sulaiman entwickelt und reicht bis hin zu deutschen Rap-Poeten wie Bas Böttcher.
Die Kadenz ist eine in der Prosodie der US-amerikanischen Imagisten (Fletcher, Hulme, Pound, Lowell) entwickelte "end-stopped-line", die ohne Enjambements auskommt, und bei der jede Zeile einem Atembogen entspricht. Der Ursprung liegt in der sogenannten "line-sentence" aus Ezra Pounds Cathay, die bis hin zur Lyrik von Ingeborg Bachmann, Hans Magnus Enzensberger, Nicolas Born oder Jürgen Becker einflussreich war.
Der 'sprung rhythm' bzw. Sprungrhythmus wurde von Gerard Manley Hopkins entwickelt. Er entsteht, wenn der Versfuß als eine betonte Silbe von unbetonten Silben gefolgt wird, deren Anzahl von null bis in der Regel drei gehen kann. Dieser unregelmäßige, prosanahe Rhythmus unterscheidet sich von der Kadenz dadurch, dass hier die unbetonten Silben frei variiert werden können - bei der Kadenz können dies auch die betonten Silben.
Der "Gestische Rhythmus" geht zurück auf die Lyrik und Poetik Bertolt Brechts und wird in dessen Essay „Über reimlose Lyrik und mit unregelmäßigen Rhythmen“ mit dem "stockenden Atem des Rennenden" verglichen. Realisiert wird dieser stockende Gegenrhythmus vor allem durch die Verwendung des Enjambements, das insbesondere bei Lyrikern der ehemaligen DDR wie Kerstin Hensel oder Karl Mickel im Vortrag durch Pausen betont wird: Eine auf den Einfluss Brechts zurückgehende Besonderheit.
Die lettristische Dekompositionen ist eine atomistische Zerlegung der Sprache in ihre kleinsten und nicht weiter teilbaren Einheiten - die Konsonanten oder Vokale -,sowie die Rekombination dieser Einzelelemente, so etwa bei Valeri Scherstjanoi, Gerhard Rühm, Ernst Jandl, Hans G Helms, Franz Mon, Oskar Pastior, und Michael Lentz.
Eine genauere Definition der hier aufgeführten Muster findet sich unter dem rechts stehenden Reiter "Erläuterungen"