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Workshop "Philosophischer Mythos - Mythische Philosophie"

Bildquelle: Frau mit Wachstafel (sog. Sappho), Fresko aus Pompeji (55-79 n. Chr.), Museo Archeologico Nazionale di Napoli

Bildquelle: Frau mit Wachstafel (sog. Sappho), Fresko aus Pompeji (55-79 n. Chr.), Museo Archeologico Nazionale di Napoli

4. Workshop der GANPH-AG "Philosophische Literatur - Literarische Philosophie"

19./20. Februar 2021 – Zoom-Konferenz 

Konzept

Der Workshop widmet sich dem wechselseitigen Einfluss von Philosophie und Mythos in der Antike, wobei im Zentrum unserer Betrachtung einerseits stehen soll, inwiefern Mythen den antiken philosophischen Diskurs befruchten, und andererseits, inwieweit philosophische Inhalte in Mythen Eingang finden.

Das Corpus an Texten, das für unsere Fragestellung interessant ist, bietet hierfür vielfältige Anknüpfungspunkte. Während z. B. Parmenides in seinem Lehrgedicht Über die Natur Thesen zur Ontologie präsentiert und in eine mythische Rahmenerzählung einbettet, werden Mythen in den Dialogen Platons als Teil der philosophischen Argumentation eingebunden (z. B. im Protagoras oder Phaidon). Der εἰκὼς μῦθος im Timaios, mit welchem Platon durch den gleichnamigen Philosophen eine Kosmogonie entfalten lässt, hat in Antike und Spätantike eine intensive Debatte nicht nur um Fragen zur Entstehung des Kosmos selbst, sondern auch über den εἰκὼς μῦθος als Mittel der philosophischen Argumentation angestoßen (z. B. Plotin, Iamblich in Auseinandersetzung mit Porphyrios oder Calcidius in seiner lateinischen Übersetzung und Kommentierung).

Grundfragen, welche die antike Philosophie bewegt haben, werden auch in Mythen und literarischen Werken verhandelt. So weist z. B. der Weltentstehungsbericht Hesiods Parallelen zu vorsokratischen Kosmologien auf. Der Topos aufeinanderfolgender Weltzeitalter begegnet uns in verschiedenartigen Ausarbeitungen u. a. in Ovids Metamorphosen, bei Empedokles, Platon und den Stoikern.

Die Frage nach dem Verhältnis zwischen Philosophie und Mythos tritt uns ebenso auf der Bühne der dramatischen Literatur entgegen. Grunderfahrungen menschlichen Scheiterns werden von den Dramatikern am mythischen Material in den griechischen Tragödien herausgearbeitet und wirkungsvoll für das Publikum als tragische Handlung inszeniert, die bereits Aristoteles in seiner Poetik für philosophischer als die Methode der Geschichtsschreibung hält. In den Tragödien Senecas finden wir Reflexe auf Grundfragen aus der stoischen Ethik, die kritisch nach dem Verhältnis zwischen Senecas philosophischen und dramatischen Schriften fragen lassen.

Angesichts dieser vielfältigen Perspektiven, die (spät)antike Texte auf den wechselseitigen Einfluss von Philosophie und Mythos eröffnen, soll im Workshop in methodologischer Hinsicht u. a. problematisiert werden, ob der Mythos als Medium der philosophischen Didaktik zulässig ist oder diese möglichst frei von Elementen der Erzählung und Metaphorik sein sollte. Lassen sich einige philosophische Inhalte nicht anders als durch Bilder und Analogien transportieren? Können Mythen und Bilder auch einen eigenen Wert für das philosophische Argument aufweisen? Inhaltlich wollen wir Fragen wie den folgenden nachgehen: Welche Funktion haben Mythen in philosophischer Argumentation? Welche philosophischen Gedanken verbergen sich hinter mythischen Erzählungen? Welche Merkmale ermöglichen eine Unterscheidung zwischen diesen literarischen Formen und müssen die Grenzen zwischen Philosophie und Mythos neu gezogen werden? Wie gehen einzelne antike Autoren mit Mythen in ihrer Philosophie, mit Philosophie in ihren Mythen um?

Aktueller Hinweis: Die Vorträge von Herrn Schmitz und Herrn Riedl mussten gegenüber der ursprünglichen Planung getauscht werden. Bitte beachten Sie das entsprechend aktualisierte Programm unten bzw. im Programm-Flyer (Stand: 10.02.2021).

Programm

Freitag, 19.02.2021

13:00 - 13:10 Uhr

Einführung
  Moderation: Sandra Erker

13:10 - 14:10 Uhr

Tobias Riedl

Universität Wien

Kopfgeburt: Stoische Mythendeutung bei Chrysipp von Soloi

14:20 - 15:20 Uhr

Claas Lattmann

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Ein Hymnos für Athene – Platons Atlantis-Erzählung im Timaios im Spannungsfeld von Mythos, Bildung und Wahrheit

15:20 - 15:50 Uhr

Kaffeepause

  Moderation: Christopher Izgin
 

15:50 - 16:50 Uhr

Manlio Fossati

University of St Andrews

The eschatological myth as culmination of Socrates’ argumentative line in Plato’s Phaedo

17:00 - 18:00 Uhr

Margaret Corn

Columbia University, New York

Probability and Myth in Plato's Timaeus

  

Samstag, 20.02.2021

  Moderation: Sandra Erker

10:00 - 11:00 Uhr

Simon Varga

Universität Wien

Zur Rezeption von Hesiods Erga innerhalb der ,Philosophie menschlicher Angelegenheiten‘ des Aristoteles (Ethik und Politik)

11:10 - 12:10 Uhr

Philip Schmitz

Freie Universität Berlin / Universität Leipzig

Der geflügelte Eros – die Geburt der Liebe aus dem Ei in indogermanischen Kosmogonien und ihre Rezeption in Dichtung und Philosophie

12:20 - 13:20 Uhr

Wiebke-Marie Stock

University of Notre Dame / Universität Bonn

Aberglaube oder Gottesgabe? Zur philosophischen Relevanz mythologischer Rede bei Plutarch

13:20 - 14:20 Uhr

Mittagspause

   Moderation: Christopher Izgin

14:20 - 15:20 Uhr

Benedikt Krämer 

Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Mythen im Dienst der Philosophie in Plotins Enneaden

15:30 - 16:30 Uhr

Jana Schultz

Humboldt-Universität zu Berlin

Die inspirierte Dichtung und der Aufstieg durch Unähnlichkeit bei Proklos

16:30 - 16:40 Uhr

Abschluss


Programm-Flyer

Download als pdf

Organisation

Der Workshop wird organisiert von Sandra Erker (Freie Universität Berlin) und Christopher Izgin (Humboldt-Universität zu Berlin) und findet statt im Rahmen der AG „Philosophische Literatur – Literarische Philosophie“ der Gesellschaft für antike Philosophie e.V. (GANPH).

Zugangsdaten zur Zoom-Konferenz

Interessent*innen werden um Anmeldung gebeten und erhalten die Zugangsdaten per E-Mail.

Kontakt 

Sandra Erker (sandra.erker@fu-berlin.de) und Christopher Izgin (christopher.izgin@hu-berlin.de)

 

Weitere Informationen