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10. Literaturwissenschaftliches Propädeutikum – Krieg. Darstellungen und Reflexionen in der antiken Literatur

Vortragsankündigungen

27.05.2024

Christian Vogel: „Hesiods Kampf der Götter und Titanen. Krieg und Weltordnung“

Hesiods Theogonie – das vielleicht älteste Werk der europäischen Literaturgeschichte – enthüllt nicht nur die Ursprünge und Bedeutung der griechischen Götter, sondern bietet auch Einsichten über die grundlegenden Prinzipien unserer Welt. Ende und Ziel dieser Darstellung ist Zeus’ Kosmos als Symbol einer Weltordnung, die gleichermaßen Natur und Menschheit prägt. Doch vor der Manifestation dieser Ordnung berichtet Hesiod von dem Krieg der olympischen Götter gegen die Titanen und vom erbitterten Kampf des Zeus gegen das Ungeheuer Typhoeus. Indem Hesiod den Krieg vor die Ordnung setzt, verbindet er beides und scheint den Krieg zur Bedingung für die Etablierung einer Ordnung zu machen. Der Vortrag lädt dazu ein, die Beschreibung und Einordnung dieser mythischen Kämpfe zu untersuchen und zu hinterfragen, welche Erkenntnisse über den Zusammenhang von Krieg und Ordnung daraus gewonnen werden können. Darüber hinaus stellt sich die Frage, welche Implikationen sich aus diesen Erkenntnissen für das persönliche und politische Handeln des Menschen ergeben könnten.

Ort: Hörsaal 1A

Zeit: 18 Uhr

03.06.2024

Jonas Sültmann: „Homers Ilias. Ein Epos über einen Krieg?“

Oft begegnet man der Meinung, ein Dichter namens Homer stehe mit seinen beiden Epen Ilias und Odyssee am Anfang griechischer Literatur. Klar ist, dass diese beiden Texte das Leben und Denken (nicht nur) der Griechen beispiellos geformt haben. Und so gibt es bis heute wohl kaum eine Bibliothek, in der sich nicht wenigstens eine Ausgabe dieser Epen findet. Die Ilias, anhand derer man lange Zeit in der Antike lesen und schreiben lernte, galt dabei gegenüber der Odyssee den Großteil ihrer Rezeptionsgeschichte hindurch als der weit bedeutendere Text. Seit einigen Jahren scheint sich dieses Verhältnis jedoch allmählich umzukehren, und eher die märchenhafte Welt der Odyssee mit ihren Geschichten von Monstern, Magie und Abenteuern heutige Leser*innen zu beeindrucken. Nicht selten stößt man in diesem Zusammenhang auf ein Vorurteil: ‚Die Ilias handelt von Krieg und Gewalt.‘ Solche Ansichten, die sich sicherlich auch auf populäre Darstellungen des Troischen Kriegs wie den Film „Troja“ von Wolfgang Petersen stützen, suggerieren, man müsse ein Faible haben für blutrünstige Geschichten, für Tod und Leid, um an den fast 16.000 Versen der Ilias Gefallen finden zu können. Wer so denkt, übersieht neben den Schlachtszenen zahlreiche anders geartete Episoden: So enthält dieser Text z.B. auch ausführliche Beschreibungen kunstvoll gefertigter Objekte, detailverliebte Gleichnisse, Charakterstudien entgrenzter Menschen oder Reflexionen über das Verhältnis von individueller Freiheit und dem durch Götter beeinflussten Schicksal.

Diese Dinge am Text nachzuzeichnen und der Ilias so eine klarere Kontur zu verleihen, ist ebenso Anspruch dieses Vortrags wie die Frage zu stellen, in welcher Weise der troische Krieg tatsächlich in dieses Epos integriert ist. Diese Frage zu stellen bedeutet auch, über die Entstehung dieses Texts nachzudenken, von der man bedeutend weniger wissen kann, als es zuweilen auch in wissenschaftlichen Arbeiten den Anschein hat.

Ort: Hörsaal 1A

Zeit: 18 Uhr

10.06.2024

Matthias Grandl: „Mehr als ein Bürgerkrieg“ – Lucans De bello civili und die römische Katastrophe

Nach Jahrhunderten außenpolitischer Stärke und Kriegen, die immer weiter in die Ferne rücken, entfesselt C. Iulius Caesar im Jahre 49 vor unserer Zeit einen Bürgerkrieg mitten im Herzen Italiens. Die kriegserprobten Römer lernen eine ganz neue Dimension von Krieg aus nächster Nähe kennen und von einer Heftigkeit, die auch noch Jahrzehnte später ihre Wellen in der Literatur schlägt.

Über die außergewöhnliche Darstellung außergewöhnlicher Ereignisse, über die Ästhetik des Schrecklichen, über Krieg und seine gesellschaftlichen Rückstöße und nicht zuletzt über das epische Echo der griechischen und lateinischen Literatur.

Ort: Hörsaal 1A

Zeit: 18 Uhr

17.06.2024

Fabian Zuppke: multa quoque et bello passus dum conderet urbem – Der Krieg in Vergils Aeneis

Arma virumque cano - die Waffen besinge ich und den Mann. Schon im Eingangsvers der Aeneis, dem Nationalepos der Römer, wird die Prominenz des Kriegsmotivs deutlich. Vergil entspricht damit nicht nur einer zentralen Gattungskonvention des Epos, sondern verarbeitet ein Thema, das sein eigenes Leben durch die intensiven Bürgerkriege am Übergang von der späten Republik in den Prinzipat geprägt hat. Im Vortrag wird es darum gehen, wie Krieg in diesem zentralen Werk lateinischer Literatur verhandelt wird.

Ort: Hörsaal 1A

Zeit: 18 Uhr

24.06.2024

Gregory Dikaios: Die Macht des Lachens: Wie Aristophanes’ Komödien den Krieg abschaffen

Die Akropolis ist besetzt! Diese Aktion wurde von den Frauen in der Lysistrata initiiert, um den Peloponnesischen Krieg (431-404 v. Chr.), den Konflikt zwischen Athen und Sparta, zu beenden. Interessanterweise deutet bereits der Name der aristophanischen Komödie Lysistrata auf den antikriegerischen Charakter des Stücks hin, da er sich aus den Wörtern λύω (‚auflösen‘) und στρατός (‚das Heer‘) zusammensetzt, sodass Lysistrata wörtlich ‚Heeresauflöserin‘ bedeutet. Die aristophanischen Komödien sind reich an antikriegerischen Anspielungen, wie wir in der Komödie Frieden sehen, die sich ihrerseits auf den blutigen Peloponnesischen Krieg bezieht. Lassen Sie uns daher untersuchen, wie Krieg und Frieden im Theater und in den Komödien von Aristophanes miteinander verflochten sind!

Ort: Hörsaal 1A

Zeit: 18 Uhr

01.07.2024

Iuliia Burtceva: Aischylos’ Perser. Der Krieg durch die Augen des Feindes

Aischylos’ Perser ist die einzige umfangreich überlieferte Tragödie, die sich auf historische Ereignisse bezieht. Zudem werden die Kriegsgeschehnisse auf der Bühne der Griechen des 5. Jahrhunderts aus der Perspektive der Nicht-Griechen erzählt. Was zeichnet diese Darstellungsweise aus? Wo wird die Tragik des Krieges besonders verankert? Und was veranlasste Aischylos dazu, die Sichtweise nicht nur des Feindes, sondern auch die des Besiegten einzunehmen? Wir werden gemeinsam Einblicke in diese und weitere Fragen gewinnen.

Ort: Hörsaal 1A

Zeit: 18 Uhr

08.07.2024

Maximilian Knade: „Euripides’ Hekabe. Kriegsfolgen und Verlust der Menschlichkeit“

Mit seiner Hekabe legte Euripides sein vielleicht düsterstes Stück vor. In diesem begleiten wir die gleichnamige Protagonistin bei einem schier endlosen Leidensweg: Mit dem Ende des Trojanischen Krieges verliert Hekabe nicht bloß ihre Heimat, einen Großteil ihrer Kinder und ihren Ehemann. Sie büßt auch ihre gesellschaftliche Stellung ein und unterliegt als Sklavin künftig der Macht der Griechen. Das Überleben ihrer Tochter Polyxena und ihres Sohnes Polydoros erscheinen als letzter Hoffnungsschimmer. Doch auch dieser wird ihr, wie wir bereits früh im Stück erfahren, nicht vergönnt. Im Laufe der Handlung wird sie den Tod beider Kinder betrauern. Dieses letzten Lichtblicks beraubt dürstet es der ehemaligen Königin nur noch nach einem: Rache. Diese fällt derartig drastisch aus, dass sich die Frage stellt, ob all das unmenschliche Leid, das Hekabe ertragen muss, nicht letztlich dazu führt, dass auch sie sich mit dem Verlust ihrer Menschlichkeit konfrontiert sieht.

Euripides fokussiert sich in seinem Stück auf die Kriegsfolgen und auf das mit diesen verbundene Leid. Was macht all der Schmerz mit einem Menschen? Kann er dazu führen, dass er das, was ihn auszeichnet, seine Menschlichkeit, verliert?

Ort: Hörsaal 1A

Zeit: 18 Uhr