CfP "Philosophischer Mythos - Mythische Philosophie"
News vom 06.10.2020
Call for Papers: 4. Workshop der GANPH-AG "Philosophische Literatur - Literarische Philosophie"
19./20. Februar 2021 – Zoom-Konferenz
Der Workshop widmet sich dem wechselseitigen Einfluss von Philosophie und Mythos in der Antike, wobei im Zentrum unserer Betrachtung einerseits stehen soll, inwiefern Mythen den antiken philosophischen Diskurs befruchten, und andererseits, inwieweit philosophische Inhalte in Mythen Eingang finden.
Das Corpus an Texten, das für unsere Fragestellung interessant ist, bietet hierfür vielfältige Anknüpfungspunkte. Während z. B. Parmenides in seinem Lehrgedicht Über die Natur Thesen zur Ontologie präsentiert und in eine mythische Rahmenerzählung einbettet, werden Mythen in den Dialogen Platons als Teil der philosophischen Argumentation eingebunden (z. B. im Protagoras oder Phaidon). Der εἰκὼς μῦθος im Timaios, mit welchem Platon durch den gleichnamigen Philosophen eine Kosmogonie entfalten lässt, hat in Antike und Spätantike eine intensive Debatte nicht nur um Fragen zur Entstehung des Kosmos selbst, sondern auch über den εἰκὼς μῦθος als Mittel der philosophischen Argumentation angestoßen (z. B. Plotin, Iamblich in Auseinandersetzung mit Porphyrios oder Calcidius in seiner lateinischen Übersetzung und Kommentierung).
Grundfragen, welche die antike Philosophie bewegt haben, werden auch in Mythen und literarischen Werken verhandelt. So weist z. B. der Weltentstehungsbericht Hesiods Parallelen zu vorsokratischen Kosmologien auf. Der Topos aufeinanderfolgender Weltzeitalter begegnet uns in verschiedenartigen Ausarbeitungen u. a. in Ovids Metamorphosen, bei Empedokles, Platon und den Stoikern.
Die Frage nach dem Verhältnis zwischen Philosophie und Mythos tritt uns ebenso auf der Bühne der dramatischen Literatur entgegen. Grunderfahrungen menschlichen Scheiterns werden von den Dramatikern am mythischen Material in den griechischen Tragödien herausgearbeitet und wirkungsvoll für das Publikum als tragische Handlung inszeniert, die bereits Aristoteles in seiner Poetik für philosophischer als die Methode der Geschichtsschreibung hält. In den Tragödien Senecas finden wir Reflexe auf Grundfragen aus der stoischen Ethik, die kritisch nach dem Verhältnis zwischen Senecas philosophischen und dramatischen Schriften fragen lassen.
Angesichts dieser vielfältigen Perspektiven, die (spät)antike Texte auf den wechselseitigen Einfluss von Philosophie und Mythos eröffnen, soll im Workshop in methodologischer Hinsicht u. a. problematisiert werden, ob der Mythos als Medium der philosophischen Didaktik zulässig ist oder diese möglichst frei von Elementen der Erzählung und Metaphorik sein sollte. Lassen sich einige philosophische Inhalte nicht anders als durch Bilder und Analogien transportieren? Können Mythen und Bilder auch einen eigenen Wert für das philosophische Argument aufweisen? Inhaltlich wollen wir Fragen wie den folgenden nachgehen: Welche Funktion haben Mythen in philosophischer Argumentation? Welche philosophischen Gedanken verbergen sich hinter mythischen Erzählungen? Welche Merkmale ermöglichen eine Unterscheidung zwischen diesen literarischen Formen und müssen die Grenzen zwischen Philosophie und Mythos neu gezogen werden? Wie gehen einzelne antike Autoren mit Mythen in ihrer Philosophie, mit Philosophie in ihren Mythen um?
Einsendungen. Abstracts (300–500 Wörter) für Workshop-Beiträge (40–45 Minuten Vortrag und 15–20 Minuten Diskussion) werden bis zum 7. Dezember 2020 an Sandra Erker (sandra.erker@fu-berlin.de) und Christopher Izgin (christopher.izgin@hu-berlin.de) unter Angabe des Namens, der institutionellen Anbindung und eines kurzen CV erbeten. Rückmeldungen werden noch vor Weihnachten versandt. Vorträge auf Englisch sind ausdrücklich willkommen.
Workshop-Teilnahme. Um Anmeldung per E-Mail (s. o.) wird gebeten. In der Antwort-Mail befindet sich der Zoom-Link zum Workshop, der für die Teilnahme erforderlich ist.
Organisation. Den Workshop organisieren Sandra Erker (FU Berlin) und Christopher Izgin (HU Berlin) in Zusammenarbeit mit der Leiterin und dem Leiter der AG PD Dr. Dagmar Kiesel (FAU Erlangen-Nürnberg) und Dr. Christopher Diez (FAU Erlangen-Nürnberg).
Zeit & Ort
19./20. Februar 2021 – Zoom-Konferenz