Finissage zur Gedenkausstellung „Madre d'Israel“: die sephardisch-jüdische Kultur Thessalonikis. 70 Jahre nach den Deportationen
Vom 14. März bis zum 7. August 1943 wurden in 19 Zugtransporten 47.000 griechisch-jüdische Bürger der Stadt Thessaloniki nach Auschwitz bzw. Birkenau deportiert. Bis zur Befreiung von der NS-Besetzung auf dem griechischen Festland (Oktober 1944) wurde fast die gesamte jüdische Bevölkerung Thessalonikis vernichtet.
Dem 70. Jahrestag der jüdischen Deportationen ist die Gedenkausstellung „Madre d'Israel“: die sephardisch-jüdische Kultur Thessalonikis. 70 Jahre nach den Deportationen (10. Mai – 4. Juli 2014) gewidmet. Sie zeigt die lebendige sephardisch-jüdische Kultur der Stadt von der Zeit zwischen der Einwanderung der Sephardim aus Spanien ab 1492 - Thessaloniki wurde auch „Jerusalem des Balkans“ genannt - bis zu dem dunklen Kapitel ihrer Auslöschung dieser Kultur und der nächsten Diaspora der wenigen Juden Thessalonikis, die die Konzentrations- und Vernichtungslager der NS-Diktatur überlebt haben. Die Gedenkausstellung „Madre d'Israel“ wurde von der Forschungsstelle Literarischer Transfer an der Universität Osnabrück (Prof. Dr. Chryssoula Kambas) konzipiert und an der Freien Universität Berlin durch Literatur und Material aus dem Bestand der eigenen Bibliotheken ergänzt.
In der abschließenden Veranstaltung greifen die MitarbeiterInnen des Instituts für Griechische und Lateinische Philologie / Neogräzistik in Kooperation mit dem Centrum Modernes Griechenland (CeMoG) und der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin die Ausstellungsmaterialien neu auf. Video-Interviews von Zeitzeugen und Überlebenden des Holocaust, Fragmente aus der literarischen Erinnerungskultur in Griechenland, wandernde sephardische Melodien aus dem Mittelmeerraum und synästhetische Nachrufe, wie z.B. von Elias Petropoulos, die vom Duft der einzigen jüdisch geprägten Großstadt Europas – einer Mischung aus „Rosenwasser, gebratenen Zwiebeln und reifen Honigmelonen“ – reden, versuchen den sephardisch-jüdischen Puls von Salonikái zu treffen.
Texte aus der Bibliothek der Edition Romiosini/CeMoG (u.a. Die Sonnenblumen der Juden, hrsg. Niki Eideneier, 2006) und lebensgeschichtliche Erfahrungsberichte aus dem „Visual History Archive“ der USC Shoah Foundation erinnern an die sephardisch-jüdische Kultur Thessalonikis.
Mit freundlicher Unterstützung des Centers für Digitale Systeme (CeDiS), das durch Oral-History-Projekte das „Visual History Archive“ auch für Studierende, Lehrende und Forschende der Freien Universität Berlin zugänglich gemacht hat: www.vha.fu-berlin.de und www.zeugendershoah.de
Das Centrum Modernes Griechenland (CeMoG) organisiert in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA, TU-Berlin) und dem Nationalen Zentrum für Sozialforschung (EKKE, Athen) vom 7. - 8. Juli 2014 die Konferenz „Antisemitism in Greece – Past and Present Trajectories“.
Konzeption der Finissage: Dr. Loukia Stefou & Bart Soethaert
Weitere Informationen
Dr. Susanne Rothe
Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin
Telefon: (030) 838-533 59
E-Mail: rothe@ub.fu-berlin.de
Dr. Konstantinos Kosmas
Centrum Modernes Griechenland
Telefon: (030) 838-580 73
E-Mail: k.kosmas@cemog.fu-berlin.de
Zeit & Ort
02.07.2014 | 20:00 - 22:00
Foyer der Universitätsbibliothek (FU Berlin), Garystraße 39, 14195 Berlin