Transnationale Germanistik
Konrad Ehlich – 2007
Transnationale Germanistik ist der Horizont, in den Konrad Ehlich seine Arbeiten für das Fach Deutsch als Fremdsprache stellt. Als Wissenschaft übersteigt DaF die Grenzen von Nationalität – und zwar programmatisch: Deutsch als Fremdsprache ist eine transnationale Geisteswissenschaft.
Ihre nächste und größere Herausforderung ist Europa, ein Europa, das Ort der Perspektivenverschmelzung sein kann. Dieser Ort enthält Potentiale der Multiperspektivik, der Multilingualität, der Multikulturalität. Europa ist ein Testfall für die Welt von morgen: Gelingt es hier, mehrdimensional, mehrsprachig, mehrkulturell zu bleiben, so gelingt es exemplarisch. Die Dichotomie von Peripherie und Zentrum wird hier aufgehoben, nicht, um in einem universalistischen Einerlei unterzugehen, sondern um sich zu neuen Strukturen gesellschaftlicher Interaktion weiterzuentwickeln.
Diese Zusammenstellung grundlegender Arbeiten Konrad Ehlichs zu Deutsch als Fremdsprache zeigt unterschiedliche Facetten des Faches auf: Von dessen Konturbestimmungen (A) über Fremdheitserfahrungen (B) zu Wegen über die Einsprachigkeit hinaus (C), Wegen, die besonders den großen Komplex der Migration betreffen (D), bis hin zu den spezifischen Aufgaben der Didaktik für DaF (E). Der letzte Abschnitt (F) reflektiert den Stellenwert des Faches im Zusammenhang der Germanistik – und deren Stellenwert in den größeren kulturpolitischen und sprachenpolitischen Konfigurationen europäischer und „globalisierter" Gegenwart.
Verschiedene Beiträge befassen sich mit dem „Deutschen als Zweitsprache (DaZ)". Konrad Ehlich sieht DaZ als einen integralen Bestandteil des Faches DaF und als einen wichtigen Forschungs- und Handlungsort, dessen Bedeutung innerhalb der Bundesrepublik Deutschland gerade in jüngster Zeit endlich auch gesellschaftlich stärker gesehen wird, dem zugleich in europäischer Perspektive für die enge Kooperation mit anderen, vergleichbaren Aufgabenfeldern und Arbeitsbereichen in anderen europäischen Ländern wichtige Aufgaben zukommen werden.
Der einleitende Artikel „DaF-Provokationen", hier in Erstpublikation, verdeutlicht jenen inneren Zusammenhang, der die hier versammelten Beiträge miteinander verbindet. Er expliziert zugleich Arbeitsmaximen, die Konrad Ehlich bei seiner wissenschaftlichen Tätigkeit im Bereich Deutsch als Fremdsprache geleitet haben.