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Workshop "Zur Rolle von Mehrdeutigkeiten in der Literaturdidaktik Deutsch als Fremd- und Zweitsprache" auf dem 27. Deutschen Germanistentag mit dem Rahmenthema "Mehrdeutigkeiten"

28.09.2022 | 10:30 - 12:30

Der Workshop wird organisiert von Prof. Dr. Almut Hille (Berlin) und Dr. Simone Schiedermair (München).

Ästhetische Texte sind vielfach in (aktuellen) komplexen Diskursen vernetzt und erlau-
ben, über den ‚Umweg‘ des Poetischen, vielfältige Wirklichkeitsbezüge. Ihre Mehr-
dimensionalität, ihr Perspektivenreichtum und ihre Mehrdeutigkeiten sind zentrale Aus-
gangspunkte in aktuellen literaturdidaktischen Diskussionen im Fach Deutsch als
Fremd- und Zweitsprache. Eine fremd- und zweitsprachliche Diskursfähigkeit (im All-
tag), als übergreifende Zielsetzung des Unterrichts formuliert, erfordert einen erfolgrei-
chen Umgang mit Mehrdeutigkeiten. Lernende müssen diesbezüglich unterstützt und
für Mehrdeutigkeiten sensibilisiert werden. Dabei ist es oft schwierig, Mehrdeutigkeiten
in der Fremd- oder Zweitsprache als solche zu erkennen und nicht als ‚Problem‘ eines
sprachlichen Nichtverstehens zu interpretieren. Welche Möglichkeiten es gibt, bei den
Lektüren ästhetischer Texte produktiv und sensibilisierend mit Mehrdeutigkeiten umzu-
gehen, soll im Workshop im Hinblick auf Theorie und Praxis reflektiert und ausgelotet
werden.
Geschärft werden sollen Überlegungen, wie Mehrdeutigkeiten in den folgenden drei
Perspektiven relevant werden: (a) Intermedialität/Medienwechsel/Medienverbünde (di-
gitale Literatur, Text/Ton, Text/Bild), (b) Mehrsprachigkeit (translinguale Texte, linguistic
bordering, Mehrsprachigkeit vs. Eindeutigkeit), (c) Performativität/performative Verfah-
ren der Literaturdidaktik (Dramapädagogik, Erzählen). Zu diesen drei Perspektiven wer-
den Thementische angeboten. Pro Thementisch werden von den Referent*innen drei
bis vier konkrete, theoretisch fundierte Überlegungen dargestellt und anhand von zwei
bis drei konkreten Texten (im Sinne eines weiten Textbegriffs, der auch digitale sowie
audio-visuelle Formate umfasst) gemeinsam diskutiert und erprobt. An den Themen-
tischen besteht Redezeit für die einzelnen Teilnehmer*innen, die so rezeptiv und pro-
duktiv in die Fachdiskussion eingebunden werden können.

Prof. Dr. Camilla Badstübner-Kizik (Poznań): Mehrdeutig – intertextuell – intermedial.
Kleine Texte im öffentlichen Raum als Impulse für ästhetische Lernprozesse?
Prof. Dr. Müzeyyen Ege (Istanbul): Posthumanismus in Literatur und Film
Prof. Dr. Almut Hille (Berlin): Notes of Berlin: Zettel, Blog und Film
Prof. Dr. Diana Maack (Berlin): Multiperspektivisch, transmedial und mehrsprachig – die
Webserie Druck im DaF-/DaZ-Kontext
Dr. Simone Schiedermair (München): Ein Blick auf Lyrik – Medialität und Mehrsprachig-
keit bei Uljana Wolf
Oliver Niels Völkel (Berlin): Mehrsprachigkeit bei Sasha M. Salzmann
Dr. Anette Schilling (Okayama): Mehrdeutigkeiten nachspüren. Zur literarischen Text-
arbeit mir Lernenden im Unterricht Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache
Dr. Nils Bernstein (Hamburg): Von Poetry zu Science und zurück zu Poetry. Performati-
vität und Literarizität von Slams in alltags- und wissenschaftssprachlichen Erwerbs-
prozessen
Dr. Alexandra Hensel (Göttingen): Szenische Tischarbeiten – Theaterspiel als künstle-
risch-ästhetische Auseinandersetzung mit Körper-Text-Stimme-Raum im Kontext
performativen Lehrens und Lernens
Narges Roshan (Berlin): Mündliches Erzählen als ästhetisch-performatives Lernen
Dr. Silke Pasewalck (Oldenburg): Erinnerung als Palimpsest. Geteiltes Erbe als Thema
des (fremdsprachlichen) Literaturunterrichts – am Beispiel von Katja Petrowskaja und
Olga Tokarczuk

Der 27. Deutsche Germanistentag findet vom 25. bis zum 28. September 2022 an der Universität Paderborn statt.

Ausgerichtet vom Deutschen Germanistenverband (DGV) in Zusammenarbeit seiner beiden Teilverbände Gesellschaft für Hochschulgermanistik im DGV und Fachverband Deutsch im DGV bietet der Germanistentag ein gemeinsames Forum für Hochschulgermanist:innen und Deutschlehrer:innen, das zur fachwissenschaftlichen, fachdidaktischen und unterrichtspraktischen Auseinandersetzung mit aktuellen germanistischen Fragestellungen einlädt.

Das Thema lautet „Mehrdeutigkeiten“, die zum Erfahrungswissen eines jeden Menschen gehören. Sie sind Bestandteil der kognitiven, emotionalen und ästhetischen Aneignung von Welt und offenbaren sich in besonderer Weise in Sprache(n) und Literatur(en). Begrifflich breit diskutiert – von Ambiguitäten und Ambivalenzen bis hin zu Vagheiten und Unschärfen reicht die terminologische Vielfalt –, werden Mehrdeutigkeiten in allen germanistischen Teildisziplinen konzeptionell, theoretisch und empirisch, formal und funktional erforscht. Sie stellen eine Schlüsselkategorie in Schulen und weiteren Bildungsinstitutionen dar, nicht zuletzt aufgrund ihrer kulturellen, gesellschafts- und bildungspolitischen Relevanz und Brisanz. Der Paderborner Germanistentag lädt dazu ein, sich aus verschiedenen intra- und interdisziplinären sowie schulpraktischen Perspektiven mit dem Thema „Mehrdeutigkeiten“ und Gegenkonzepten wie „Eindeutigkeiten“ auseinanderzusetzen, die Begrifflichkeiten zu schärfen, die jeweiligen Implikationen für sprachliche, literarische und mediale Bildungsprozesse kritisch zu betrachten und ihre grundsätzliche Bedeutung für demokratische Gesellschaften auszuhandeln.

Zeit & Ort

28.09.2022 | 10:30 - 12:30

Raum H3.203, Universität Paderborn

Weitere Informationen

Weitere Informationen siehe: Website des Deutschen Germanistenverbands.