Erhard-Friedrich-Preis für Deutschdidaktik 2022 an Irene Pieper
News vom 09.05.2022
Erhard-Friedrich-Preis für Deutschdidaktik 2022 geht an Prof. Dr. Irene Pieper
Prof. Dr. Irene Pieper, Professorin für Literaturdidaktik/Neuere deutsche Literatur an der FU Berlin, bekommt den Erhard-Friedrich-Preis für Deutschdidaktik 2022. Diesen alle zwei Jahre vergebenen Wissenschaftspreis erhält sie für ihren wegweisenden Beitrag zu einer für deutschdidaktisches Handeln relevanten Theoriebildung und die erfolgreiche Etablierung innovativer didaktischer Forschung sowohl im deutschsprachigen als auch im internationalen wissenschaftlichen Diskurs. Ihre Beteiligung an empirischer Forschung zur Lesesozialisation, unter anderem bei schriftfernen Jugendlichen in der Hauptschule, zeigt ebenso wie ihre Arbeiten zum Literarischen Verstehen und speziell zum Metaphernverstehen ihr beharrliches und überzeugendes Bemühen um das Durchdringen der Gegenstandskonstitution des Deutschunterrichts, um die Rolle der Literatur in der Schule sowie um den Abbau von Barrieren kultureller Teilhabe. Wie sehr ihr das professionelle Handeln der Deutschlehrer*innen am Herzen liegt, beweist auch ihr Einsatz für kasuistische Fallarbeit in Ausbildung und Beruf von Lehrkräften.
Ihre Vorträge und Publikationen zeichnen sich stets durch tiefe fachwissenschaftliche Fundierung und durch weiterführende didaktische Argumentation aus, wobei ihr ein Konzept integrativer Deutschdidaktik erkennbar wichtig ist, das literatur- und sprachdidaktische Perspektiven auf Lerngegenstände und Kommunikationsprozesse zusammenbringt und aufeinander bezieht. Beeindruckend ist auch ihr Engagement für den Fachverband „Symposion Deutschdidaktik e.V.“, von der langjährigen Mitherausgabe der Zeitschrift Didaktik Deutsch über die Mitarbeit im Vorstand 2008-2012 sowie 2018-20 bis hin zur Beteiligung an der Ausrichtung des 23. Symposions 2020 in Hildesheim.
Vor allem aber hat die Jury Irene Piepers Einsatz für fachliche und fachpolitische Belange in internationalen Diskurszusammenhängen überzeugt. Wie Wenige in der Deutschdidaktik ist sie international vernetzt und am Austausch über Chancen und Probleme erstsprachlichen Lese- und Literaturunterrichts weltweit interessiert. Sie war beteiligt an der Bestimmung der Rolle der Sprachen in schulischen Curricula (L-1-education) im Rahmen eines plurilingualen und interkulturellen Bildungskonzepts. Ihre Leitung des deutschen Teilprojekts von Literary Framework for Teachers in Secondary Education (LiFT-2) und damit die Erarbeitung eines literaturdidaktischen Referenzrahmens für Lehrkräfte der Sekundarstufen in Europa ist nicht nur ein maßgeblicher Beitrag zur Internationalisierung der Deutschdidaktik, sondern mit dem Ergebnis pädagogischer und didaktischer Modellierung von Progression im Literaturunterricht auch eine bahnbrechende Leistung mit Rückwirkung auf den literaturdidaktischen Diskurs in den deutschsprachigen Ländern.
Über all dies hinaus würdigt die Jury schließlich ausdrücklich auch ihre Fähigkeit, innerhalb der Fachöffentlichkeit und darüber hinaus komplexe didaktische Zusammenhänge zugleich wissenschaftlich präzise und allgemein verständlich für verschiedene Zielgruppen zu vermitteln und dabei auch anderen Positionen stets wertschätzend zu begegnen.
Die Preisverleihung findet im Rahmen des 24. Symposions Deutschdidaktik in Wien am 18.09.2022 statt.
Prof. Dr. Ulf Abraham, im Namen der Jury des Erhard-Friedrich-Preises für Deutschdidaktik 2022