Springe direkt zu Inhalt

Philologie als Provokation

Institution:

Institut für Deutsche und Niederländische Philologie - Neuere deutsche Literatur
Projekt im Rahmen der Dahlem Humanities Center (DHC)-Netzwerke

Projektlaufzeit:
01.01.2024 — 31.12.2025
Plakat Philologie als Provokation II

Plakat Philologie als Provokation II

Eine maßgebliche Voraussetzung für die Philologie sei, so eine dominierende Annahme seit der Antike, die Zurückgezogenheit, ja eine gewisse Weltferne. Diese Einschätzung steht im deutlichen Kontrast zu den zahlreichen philologischen Konflikten, die die Philologie immer wieder prägten und die deutlich die Grenzen der rein methodisch-fachlichen Debatte überschritten. Schon in der Antike – etwa in Suetons Darstellung des Philologen Krates – lässt sich beobachten, dass das Erzählen über Philologen darum bemüht ist, markante biographische Momente zu schildern, um ein Scheitern zu inszenieren. Mittels Diskreditierung wird auf provozierende Philologen oder ihre methodologischen Vorgänger, die grammatikoi und kritikoi, reagiert, was wiederum Reaktionen und weitere Kontroversen zur Folge haben kann. Zudem scheinen Philologen eine Affinität zur Aggressivität bzw. Schärfe in Äußerungen über Kollegen bzw. deren Bücher zu haben. Das prominenteste Beispiel dafür dürfte Wilamowitz' Zukunftsphilologie! (1872) sein, in der dieser Nietzsches Geburt der Tragödie (1871) auf vernichtende Weise kritisiert. Auch der (vermeintlichen) Kritik ist damit das dynamische Ineinander von Provokation und Reaktion eigen.