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Alberto Ginastera, seine lateinamerikanischen Schüler und die europäische Musik der Nachkriegszeit. Eine Verflechtungsgeschichte des Serialismus der 1960er Jahre in Buenos Aires – Vortrag von Prof. Dr. Daniela Fugellie (Universidad Alberto Hurtado)

23.04.2024 | 16:00 c.t. - 18:00

Zwischen 1963 und 1971 war das Lateinamerikanische Zentrum für Musikstudien (CLAEM) des Di Tella Instituts in Buenos Aires ein wichtiger Treffpunkt für lateinamerikanische Komponisten und Kompositionsstudenten, ergänzt durch Besuche europäischer und nordamerikanischer Gastdozenten. Der Serialismus war Teil des von Alberto Ginastera, dem Direktor des Zentrums, konzipierten Lehrplans, und mehrere der von den Stipendiaten uraufgeführten Werke verwendeten serielle Verfahren. Ginastera selbst schuf seine wichtigsten Zwölftonwerke parallel zur Planung und Umsetzung des neuen Zentrums. Die mit dem Serialismus verbundenen Ideen und ästhetischen Diskurse wurden auch durch den Besuch von fünf italienischen Dozenten repräsentiert: Riccardo Malipiero (1963), Bruno Maderna und Luigi Dallapiccola (1964), Luigi Nono (1967) und Umberto Eco (1970). Ausgehend vom Serialismus reflektiert der Vortrag, wie im Buenos Aires der 1960er Jahre unterschiedliche Auffassungen von musikalischer Avantgarde aufeinander trafen: Während einige lateinamerikanische Stipendiaten vor ihrer Ankunft in Argentinien keinen Kontakt zu den wichtigsten musikalischen Strömungen des 20. Jahrhunderts hatten, studierten andere Stipendiaten bei den Pionieren der lateinamerikanischen Zwölftonmusik wie Juan Carlos Paz (in Argentinien), Hans-Joachim Koellreutter (in Brasilien), Rodolfo Halffter in (Mexiko) und Gustavo Becerra-Schmidt (in Chile). Auch die italienischen Dozenten vertraten unterschiedliche Positionen, in denen die Zwölftonmusik der Wiener Schule mit dem Serialismus der Nachkriegszeit kollidierte. In der Verflechtung heterogener Sichtweisen findet sich eine Konjunktur, die für die Geschichte der lateinamerikanischen Musikavantgarde charakteristisch ist.

Daniela Fugellie: Geboren in Chile. Studium der Musikwissenschaft (Hauptfach), Kulturmanagement und Kunstgeschichte an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar und an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Von 2010 bis März 2012 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena. Seit 2016 ist sie Assistant Professor an der Universidad Alberto Hurtadoin Santiago de Chile. Sie promovierte 2016 an der Universität der Künste Berlin ("Musiker unserer Zeit". Internationale Avantgarde, Migration und Wiener Schule in Südamerika, München: text+kritik 2018). Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die lateinamerikanische Kunstmusik des20. und 21. Jahrhunderts und die kulturellen Transfers zwischen Lateinamerika und Europa.

Zeit & Ort

23.04.2024 | 16:00 c.t. - 18:00

Seminarraum SR IV im Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin
Grunewaldstraße 35, 12165 Berlin

Weitere Informationen

musik@theater.fu-berlin.de