Im Zuge der Novemberrevolution 1918 stellte der Berliner Germanist und Theaterforscher Max Herrmann (1865—1942) beim Ministerium für Wissenschaft einen Antrag auf Einrichtung eines Theaterwissenschaftlichen Instituts.

Auch in anderen Städten wie Kiel, Leipzig und Köln wurde bereits in den 1910er-Jahren unter dem Dach der Germanistik wissenschaftliche Theaterforschung betrieben, Herrmann hatte aber die methodische Grundlage für eine neue Wissenschaft des Theaters gelegt. Trotz des Widerstandes des antidemokratisch und antisemitisch geprägten universitären Establishments eröffnete am 10. November 1923 ein eigenständiges Institut für Theaterwissenschaft am Opernplatz unter den Linden. Die neue Disziplin ist nicht nur historisch und theoretisch, sondern auch praktisch ausgerichtet. Der Innovationsgehalt der um die Kategorien der Aufführung, der Inszenierung und des sozialen Spiels entstehenden Kunstwissenschaft darf nicht über die konservativen Ausbildungsziele des Faches hinwegtäuschen. Angehende Regisseur:innen, Dramaturg:innen, Kritiker:innen und Theaterbeamte wurden theaterhistorisch geschult und in Theorie und Praxis auf eine philologisch texttreue Inszenierungspraxis geeicht. Worin bestand vor einhundert Jahren die Attraktivität des Faches Theaterwissenschaft? Wer studierte das neue Fach? Und auf welche Weise wurde es unterrichtet?

Die Ausstellung blickt auf die ersten zehn Jahre Theaterwissenschaft in Berlin aus der Perspektive des Studienalltags in einer politisch und künstlerisch unruhigen Zeit.

Ein Ausstellungsprojekt mit Studierenden im Master Theaterwissenschaft:
Stephanie Amarell, Lea Becker, Caroline Bernhardt, Rosa Busch,
Claudia Eichberg, Antonia Hänsch, Franziska Hansen, Christin Haubenreißer,
Lena Ho‹fmann, Jan-Hendrik Klein, Yasmin Knauthe, Nicole Lehmann,
Antonia Ruhl, Pauline Utecht, Jonas Weschke, Nicola Willeke, Kaya Wittrock