Leben auf der Grenze: Klischee und Faszination des Zigeunerbildes in Literatur und Kunst
Hans Richard Brittnacher – 2012
Ein wichtiger Baustein zu einer Kulturgeschichte des Fremden mit zahlreichen Beispielen aus der europäischen Literatur und Kunst. Seit rund 500 Jahren verbreiten Literatur, Bildende Künste, Musik, aber auch die sogenannte Ziganologie und schließlich auch der Film immer wieder dieselben Klischees über "Zigeuner": Die hexenhafte Wahrsagerin, die schöne Tänzerin oder der Vagabund und Zaubergeiger verkörpern die Vorstellungen von Freiheit und Wildheit, aber auch von archaischem Leben und kreatürlicher Not. Nicht die Lebenswirklichkeit von Sinti und Roma, von Manouches oder Kalderasch dient diesen Konstruktionen als Vorlage, sondern Phantasien der Mehrheit über eine Minderheit, die seit Jahrhunderten ungeprüft abgeschrieben und weitergegeben werden. Die "Zigeuner" im Roman und in der Malerei, in Opern und Operetten, im Fernsehkrimi, im Jugendbuch und der Reiseliteratur erscheinen als Artefakte, die offenbar der Mehrheitsgesellschaft als unverzichtbare negative Orientierungen zur Selbstverständigung dienen.
Pressestimmen:
»Was geschehen müsste, um die unrühmlichsten Klischees endlich ihres dekorativen Rahmens zu berauben, schreibt Brittnacher nicht. Er vertritt die Position des kritischen Germanisten. Die allerdings sehr entschieden, intelligent und dabei doch leicht lesbar.«(Ulrike Hark, Tages-Anzeiger, 17.08.2012)
»Ein wichtiger Baustein zu einer Kulturgeschichte des Fremden.«
(Katharina Teutsch, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.2012)