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Herumtreiben: Zeit, Ort und das Crip-Queere in Else Lasker-Schülers Schauspiel 'Die Wupper'  

27.11.2019 | 18:00
Dr. Caroline Weist

Dr. Caroline Weist
Bildquelle: Richmond School of Arts & Sciences

Else Lasker-Schülers (alp)träumerisches Drama Die Wupper lehnt alle drei Dimensionen der aristotelischen Einheit des Dramas ab – weder Handlung und Ort noch Zeit entsprechen der klassischen Dramaturgie. Während diese Verstöße bislang als Beweis für Lasker-Schülers relative Unerfahrenheit als Dramatikerin gegolten haben, geht Caroline Weists Vortrag der Frage nach, inwiefern die zeitlichen Abweichungen nicht als Fehler, sondern als Folge des Einflusses einer anderen Zeitordnung zu verstehen sind. Anhand von Archivforschungen zur Aufführungsgeschichte, eines Close-Readings des Texts und Theorien aus den Disability und Queer Studies (u.a. Jain, Kafer, McRuer, Price) argumentiert sie, dass die Zeitlichkeit des Dramas nicht als “dürftig”, sondern als “crip-queer” betrachtet werden sollte, eine Zeitlichkeit, die von den Figuren der drei Herumtreiber verkörpert wird. Durch jene Verkörperung schlägt das Stück einen Bogen zwischen einer crip-queeren Zeitlichkeit und einer crip-queeren Örtlichkeit, der eine Befragung von Heimat, von Zugehörigkeit und von Gemeinschaft ermöglicht.

Dr. Caroline Weist, Assistant Professor of German Studies an der University of Richmond, Virginia, ist zur Zeit Gastwissenschaftlerin im PathoGraphics-Projekt an der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien. Sie arbeitet an einem Buchprojekt zum Begriff „Volkskörper“, in dem sie die Geschichte und Wirkmächtigkeit des (nicht normativen)  kollektiven Körpers untersucht.
Der Vortrag ist öffentlich und findet im Rahmen des Institutscolloqiums am Institut für Deutsche und Niederländische Philologie statt.
 
 

Zeit & Ort

27.11.2019 | 18:00

Freie Universität Berlin | Habelschwerdter Allee 45 |
Institut für Deutsche und Niederländische Philologie | Raum JK 31/101 | 14195 Berlin-Dahlem