Bernhard Groß. Der Geifer des Autors. Filmende Schriftsteller, Lettristen und ihre Manifeste
Pier Paolo Pasolinis Verhältnis zu den Neoavantgarden der
Nachkriegszeit ist äußerst angespannt; deutlich wird dies etwa,
wenn einer ihrer führenden Vertreter in Italien, Edoardo Sanguineti,
Pasolini nach seiner Ermordung 1975 hinterherruft: „Endlich
sind wir es los, dieses Überbleibsel aus den 50er Jahren.“ Die
Spannung ist umso erstaunlicher, als auch die westeuropäischen
Neoavantgarden durchaus kapitalismuskritisch auftreten und
sich einem dezidiert politischen Anspruch ihrer Kunst verschreiben.
Am Beispiel der lettristischen Bewegung, insbesondere an
der Arbeit von Isidore Isou, der wie Pasolini in den 1950er Jahren
von der Literatur zum Film kommt, wird der Filmwissenschaftler
Bernhard Groß in seinem Vortrag die Zusammenhänge dieser
intellektuellen ‚Feindschaft‘ erschließen. Im Anschluss zeigen
wir den Film Traité de bave et d’éternité (FR 1951, Isidore
Isou).
Kurzbiographie Bernhard Groß:
Professor für Filmwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, zuvor (Gast-)Professuren und Dozenturen in Wien, Berlin, Bochum, Pescara und Bologna. Er forscht vor allem im Bereich der Filmästhetik, -theorie und Politik sowie der Historizität des Films. Darüber hinaus ist Groß ausgewiesener Experte für italienisches und deutsches Nachkriegskino. Aktuell widmet er sich u.a. der audiovisuellen Darstellung des Holocaust und verantwortet ein DFG-Projekt zum Filmmanifest. Zuletzt erschienen mehrere Mitherausgeberschaften von ihm, darunter: Handbuch Filmtheorie (mit Thomas Morsch, Springer, 2021) sowie Alltag. Ästhetik, Geschichte und Politik eines Topos der Moderne (mit Valerie Dirk, Vorwerk 8, 2022).
18:00 Kino 1 Vortrag von Bernhard Groß
19:30 Foyer Empfang
20:00 Kino 1 Screening Traité de bave et d’éternité (FR 1951, Isidore Isou)
Der Eintritt zum Vortrag ist frei.
Für das Filmscreening gelten
die üblichen Eintrittspreise des
Kino Arsenal.
Tagesaktuelle Hygieneregeln unter
www.arsenal-berlin.de.
Kino Arsenal
Potsdamer Str. 2
10785 Berlin
Die Cinepoetics Lectures sind eine
Reihe der gleichnamigen Kolleg-
Forschungsgruppe an der Freien
Universität Berlin in Kooperation
mit der Filmuniversität BabelsbergKONRADWOLF.
www.cinepoetics.de
Zeit & Ort
05.07.2022 | 18:00 - 22:00
Arsenal - Institut für Film und Videokunst e. V.
Potsdamer Str. 2, 10785 Berlin