Was ist ein Medium? Kleine Metaphysik der Medialität
Freie Universität Berlin, FB Philosophie und Geisteswissenschaften
Institut für Philosophie
Diese Studie verfolgt eine medientheoretische und eine allgemein philosophische Zielsetzung.
Das Vorhaben für das beantragte Forschungsjahr ist die Niederschrift einer Monographie mit dem Titel 'Was ist ein Medium? Kleine Metaphysik der Medialität (Suhrkamp-Verlag). Diese Studie verfolgt eine medientheoretische und eine allgemein philosophische Zielsetzung. (1) Medientheoretisch geht es darum, zwischen der Scylla einer Sekundarität der Medien, welche Botschaften möglichst neutral übertragen und der Charybdis eines Primats der Medien, welche erschaffen, was sie vermitteln, eine dritten Weg zu finden. Dieser Weg kann nicht darin bestehen, Medien als ein Apriori unserer Welterfahrung zu (v)erklären. Denn die Grundintuition ist, dass es stets ein 'Außerhalb' von Medien gibt, Medien also keineswegs autonom, vielmehr heteronom sind. Das Medium soll nicht als Mittel, sondern als Mittler begriffen werden: Was ein Medium ist, wird daher in der Perspektive des Botenmodells entfaltet. Die Hypothese ist, dass Medien zwischen heterogenen Welten bzw. Systemen dadurch vermitteln, dass sie Attribute beider Seiten hybride verkörpern und so ein 'Materialitätskontinuum' stiften, welches Übertragung ermöglicht. (2) Die philosophische Zielsetzung will in der Reflexion der Medialität eine Aussage machen über die Stellung des Menschen in der Welt. Was bedeutet es, wenn wir uns nicht einfach als 'Macher' sondern als 'Bote' verstehen? Wenn die Kreativität unseres Tuns nicht einfach im Erzeugen besteht, sondern das Neue im Übertragen emergiert? In kritischer Absetzung zu einem seit der Neuzeit überlieferten, aktivistisch orientierten und in konstruktivistischen Ideen kulminierenden Topos vom 'homo generator,' ist zu zeigen, dass wir stets im Zwischenraum von Machen und Widerfahren, von Herstellen und Empfangen, von Vollzug und Entzug, von Macht und Ohnmacht agieren.