• Prof. Dr. Elisabeth Stark "Was macht das Geschlecht in der Sprache?"

Die kleine Kontroverse um die Anrede des derzeitigen deutschen Regierungsoberhauptes als Frau Bundeskanzler oder Frau Bundeskanzlerin ist nur auf den ersten Blick ein minder wichtiges Scharmützel gewesen. Wir wissen seit ein paar Jahrzehnten, dass die differenzierte Bezeichnung von (menschlichen) Lebewesen unterschiedlichen biologischen Geschlechts sinnvoll und manchmal wünschenswert, in anderen Fällen umständlich und gar zu gewollt erscheint. Aber was ist mit Bezeichnungen für Nicht-Belebtes? Warum heißt es die Sonne und der Mond? Die Freiheit und der Charakter? Ist der Sensenmann deshalb eine Allegorie des Todes, weil das Wort Tod 'männlich' ist? Wie konzeptualisieren dann aber beispielsweise Franzosen ihren 'sprachlich weiblichen' Tod, la mort? Diesen Fragen will der Vortrag unter Heranziehung verschiedener europäischer Sprachen und ihrer Geschichte ein wenig nachspüren, um Rolle und Funktion des 'sprachlichen Geschlechts', des Genus, besser verstehen zu lernen.

• Prof. Dr. Sabine Schülting "Was macht die Literatur mit dem Geschlecht?"

Meine Vorlesung wird sich auf einige Beispiele aus der zeitgenössischen englischen Literatur konzentrieren (z.B. Texte von Angela Carter oder Jeanette Winterson). Dabei wird es mir aber nicht darum gehen, wie in der Literatur 'Bilder' von Männlichkeit oder Weiblichkeit entworfen werden; vielmehr möchte ich den Blick auf solche Texte lenken, die das Geschlecht -- sei es das des Erzählers oder der Figuren -" veruneindeutigen, die mit der Geschlechterdifferenz spielen, sie auflösen bzw. alternative Konzepte von Geschlecht entwerfen. Es geht also um das Potential literarischer Sprache, eine scheinbar unhintergehbare biologische Determiniertheit in Frage zu stellen und die letztlich sprachliche Verfasstheit bzw. die performative Herstellung von Geschlecht zu thematisieren.