Ferdinand von Mengden
Meine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Sprachwandel (und Sprachwandeltheorie), Soziolinguistik und Geschichte der Sprachwissenschaft. Gegenwärtig arbeite ich an einer Monografie zu Emergent Grammar. Darin möchte ich zeigen, dass ein Konzept von Sprache als fluides, dynamisches System am besten geeignet ist, die verschiedene Aspekte von Sprache, wie ihre Strukturen, ihre soziale Funktionen sowie das kognitive Sprachrepertoire Einzelner miteinander in Einklang zu bringen. Über den u.a. aus der Verhaltensforschung stammenden Begriff ‘Rekontextualisierung’ verorte ich dabei sprachliche Strukturbildung im interaktiven, situationsspezifischen Sprechen.
Ursprünglich in der Historischen Linguistik arbeitend, forschte ich anfangs insbesondere zum Altenglischen. Schon damals legte ich Wert auf die Einbettung sprachhistorischer Beobachtungen in übereinzelsprachliche Kontexte, so dass meine Arbeit auch immer sprachtypologische Bezüge trug. Dieser Ansatz prägt meine 2010 veröffentlichte Monografie zu Kardinalzahlwörtern und Zahlwortsystemen. Im weiteren Verlauf beschäftigte ich mich dann vor allem mit Sprachwandelphänomenen wie Grammatikalisierung, woraus sich mehrere Workshops, Sammelbände und Einzelbeiträge ergaben.
Sprachliche Variation und die Herausbildung neuer sprachlicher Formen sind meiner Meinung nach nur sinnvoll zu verstehen, wenn einerseits die soziale Bedeutung von Sprache beim Erforschen der Sprachaktivität mit einbezogen wird und wenn es andererseits gelingt tradierte Konstruktionen von ‚(Einzel-)Sprache‘ bei der Betrachtung sprachlicher Strukturen herauszufiltern. Hieraus erklärt sich einerseits meine Beschäftigung mit sprachlicher Diversität, insbesondere in urbanen Räumen wie Berlin, andererseits aber auch mein Interesse am sprachideologischen Inventar, das in modernen linguistischen Theorien enthalten ist.
Der daraus resultierende Fokus auf Sprachdaten, die außerhalb des Radars gängiger Kodifizierungspraktiken stehen, spiegelt sich auch in den beiden Dissertationsprojekten wider, die ich derzeit betreue: Martin Konvička untersucht die Verbreitung und die systemische Motivierung der weil X-Konstruktion, Julia Renkwitz erfasst kongruierende Nebensatzeinleitungen in vernakularen Praktiken des Kontinentalgermanischen. Derzeit bin ich Ko-Sprecher des Zentrums Language in Urban Diversity und Sprecher des IZ Sprachen Europas der FU Berlin sowie Mitglied in mehreren sprachwissenschaftlichen Organisationen und Gesellschaften (DGfS, SLE, ISHL, LSA).