Genre
Die Erzählung der Seven Sages of Rome oder Sieben weisen Meister ist mehrsprachig und transkulturell überliefert. Dadurch liefert sie einzigartige Aufschlüsse über die Literaturgeschichte der Vormoderne in ihren globalen Dimensionen. Diese multilingualen Traditionen mit ihren zahlreichen transkulturellen und interreligiösen Verbindungen können nicht ausreichend innerhalb der Parameter früherer Forschungen verstanden werden, welche die Überlieferung in separate ‚östliche‘ / ‚orientalische‘ und ‚westliche‘ Korpora differenzierte, weiter nach modernen Landessprachen unterteilt und versucht hat, eine monolinguale ‚Originalversion‘ zu identifizieren. Stattdessen betrachten wir die einzelnen Manuskripte und Drucke als Teil der Gesamtüberlieferung, verfasst in einem Milieu, in dem polyglotte Kommunikation die Norm war. Anstatt eine umfassende literarische Geschichte zu verfolgen, welche die frühesten Texte bis zur neuesten Überlieferung und den ‚Aufstieg und Niedergang‘ der Tradition nachzeichnet, vertreten wir die Ansicht, dass Genres keinen klaren und identifizierbaren Ausgangspunkt haben müssen, zuweilen gleichzeitig in verschiedenen Kulturen entstehen und/oder sich in unterschiedliche transkulturelle Verflechtungen begeben können. Die gängige Bezeichnung der SwM als ‚Erzählzyklus‘ oder ‚Geschichtensammlung‘ ist in vielen Fällen irreführend, und es gibt im Einzelnen gute Gründe, sie stattdessen zum Beispiel als Roman oder als Fürstenspiegel zu bezeichnen.