The Seven Sages of Rome: editing and reappraising a forgotten premodern classic from global and gendered perspectives
Die Seven Sages of Rome, auf Deutsch Sieben weise Meister, sind gewissermaßen die bedeutendste Texttradition der Vormoderne, von der noch niemand gehört hat. Eines der wesentlichen Ziele des Projekts liegt deshalb darin, die Texte wieder in den Fokus der Forschung zu rücken. Ihr Plot, in mindestens 30 Sprachen von Zentralasien bis Island über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahrhunderten überliefert, handelt von einer nicht-einvernehmlichen erotischen Begegnung zwischen einem schweigenden Prinzen und seiner Stiefmutter und einem daraus entstehenden Konflikt auf Leben und Tod, der über wechselseitige Erzählungen ausgetragen wird.
Zu den bekanntesten und weltweit am meisten verbreiteten Binnenerzählungen gehört Canis, zu der hier eine Illustration aus der Handschrift der SwM Donaueschingen 145 (um 1452), 16v., zu sehen ist. In der Erzählung geht es um den treuen Hund eines Herrschers, der in einem unbeachteten Moment den kleinen Sohn seines Herrn in der Wiege vor einer Schlange rettet, indem er diese totbeißt. Die dabei umkippende Wiege und das vergossene Blut vermitteln aber gerade den fälschlichen Eindruck, der Hund habe das Kind getötet. Daraufhin wird der Hund von seinem hinzu eilenden Herrn selbst umgebracht. Erst danach wird die Wiege gehoben, das Kind kommt lebend zum Vorschein und der Herrscher erkennt seinen Fehler, den er sich nicht mehr verzeihen kann. Er beschließt sein Leben als Eremit. Geschichten wie diese um treue companion animals, welche sich oft vorbildlicher als die menschlichen Protagonist:innen verhalten, sind für den Erzählzyklus der Seven Sages typisch.