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Dubravka Ugrešić - Samuel Fischer-Gastprofessorin im Sommersemester 2006

Dubravka Ugrešić wurde 1949 im ehemaligen Jugoslawien in Kutina, heute in Kroatien, geboren. Sie studierte an der Philosophischen Fakultät Zagreb und arbeitete dort über 20 Jahre lang am Institut für Literaturtheorie. Ihr Hauptaugenmerk galt dabei der russischen Avantgarde (1980 veröffentlichte sie die Studie Nova ruska proza (Neue russische Prosa)). Unter anderem übersetzte sie die Werke von Boris Pilnjak und Daniil Charms ins Kroatische (die Arbeit daran reflektierte sie später in der Kurzgeschichte Slucaj Harms (Der Fall Harms) in der Kurzgeschichtensammlung Zivot je Bajka). In dieser Zeit veröffentlichte sie außerdem zwei Kinderbücher Mali Plamen (1971) und Filip i Srecica (1976) - ein weiteres folgte 1988 Kucni duhovi.

1978 erschien mit der Kurzgeschichtensammlung Poza za Prozu (Eine Pose für die Prosa) ihr erstes Prosawerk; 1981 ihr so genannter Patch-Work-Roman Štefica Cvek u raljama života (englische Übersetzung: Steffie Spek in the Jaws of Life), in dem sie sich mit dem möglichen Einfluss trivialliterarischer Stereotypen auf das Alltagsleben der Protagonistin beschäftigte. Der Roman wurde sowohl für die Bühne als auch für den Film adaptiert.

1983 erschien eine weitere Kurzgeschichtensammlung: Zivot je Bajka (Das Leben ist ein Märchen), in der sie den Versuch unternahm, verschiedene Werke der Weltliteratur zu »modernisieren«.

Mit dem 1988 erschienenen Roman Forsiranje romana reke (Englische Übersetzung: Fording the Stream of Consciousness) endete ihre sogenannte Vorkriegs-Ära, die sich vor allem durch das fröhliche Herumexperimentieren mit verschiedensten literarischen Gattungen und Stilmitteln auszeichnet.

1993 verließ Ugrešić, die sich im Gegensatz zu vielen anderen Literaten in Kroatien und Serbien jedweder Form von Nationalismus und Chauvinismus verweigerte, Kroatien und ging ins Exil, zunächst nach Amsterdam, später auch in die USA, wo sie Lehrtätigkeiten an verschiedenen Universitäten ausübte (u.a. Wesleyan University, UCLA, UNC Chapel Hill).

Die Erfahrungen des Exils sowie ihren eigenen Standpunkt zum Zerfall Jugoslawiens reflektierte sie in den Essay-Bänden Američki fikcionar (My american fictionary - 1993) und Kultura laži (Die Kultur der Lüge - 1996), die in fast alle europäischen Sprachen übersetzt wurden. Auch ihr Roman Muzej bezuvjetne predaje (Das Museum der bedingungslosen Kapitulation - 1997) wurde ein internationaler Erfolg. 

Ein Bericht über die Lehrveranstaltung findet sich im Newsletter Nr. 5.

Stipendien und Preise

Stipendien:
  • DAAD-Stipendium Berlin, 1994.
  • Bunting Inst., Radcliffe College, Cambridge/Mass., 1995/1996.
  • Ludo Pieters Guestwriter Fund Amsterdam, 1996/1997.
Auszeichnungen:
  • NIN-Preis für Der goldenen Finger, 1998.
  • Prix Européen de l'Essai Chales Veillon, Zürich, 1996.
  • Versettsprijes, 1997.
  • Österreichischer Staatspreis für europäische Literatur, 1998.
  • Heinrich-Mann-Preis der Berliner Akademie der Künste, 2000.
 

Werke (in deutscher Sprache)

  • Der goldene Finger, Suhrkamp, Frankfurt/M. 2000.
  • Das Ministerium der Schmerzen, Berlin Verlag, Berlin 2005.
  • Lesen Verboten, Suhrkamp, Frankfurt/M. 2002.
  • Das Museum der bedingungslosen Kapitulation, Suhrkamp, Frankfurt/M. 1998.
  • My American Fictionary, Suhrkamp, Frankfurt/M. 1993.
  • Die Kultur der Lüge, Suhrkamp, Frankfurt/M. 1996.