Michèle Métail - Samuel Fischer-Gastprofessorin im Sommersemester 2005
Samuel Fischer-Gastprofessorin für Literatur am Institut für AVL im Sommersemester 2005 ist die französische Künstlerin Michèle Métail.
Geboren 1950 in Paris, studierte Michèle Métail Germanistik und Sinologie. Sie promovierte über chinesische Palindrome. Michèle Métail ist Mitbegründerin des Vereins »Les arts contigus«, der sich der Begegnung der Künste widmet: Literatur, Bildhauerei, Musik, Tanz, Installation. Lange Zeit war sie Mitglied der Gruppe Oulipo. Michèle Métail schreibt, photographiert und stellt ihr Werk in Performance vor.
Bericht
Die französische Schriftstellerin Michèle Métail lehrte im Sommersemester 2005 als dreizehnte »Samuel Fischer-Gastprofessorin für Literatur« am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (AVL) der Freien Universität Berlin. Ihre Vorgänger waren: Vladimir Sorokin (Rußland), V. Y. Mudimbe (Kongo), Kenzaburo Oe (Japan), Scott Bradfield (USA), Sergio Ramírez (Nikaragua), Marlene Streeruwitz (Österreich), Robert Hass (USA), Yann Martel (Kanada), Alberto Manguel (Argentinien/Kanada), Etgar Keret (Israel), Feridun Zaimoglu (Türkei/Deutschland) und Nora Amin (Ägypten).
Geboren 1950 in Paris, studierte Michèle Métail Germanistik und Sinologie. Sie promovierte über chinesische Palindrome. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Komponisten Louis Roquin, ist sie Mitbegründerin des Vereins »Les arts contigus«, der sich der Verbindung verschiedener Künste verschrieben hat: Literatur, Bildhauerei, Musik, Tanz und Installation. Lange Zeit war Michèle Métail Mitglied der avantgardistischen Dichter-Gruppe Oulipo, in der sie mit Autoren wie Raymond Queneau und Georges Perec zusammenarbeitete. Métail ist Schriftstellerin, Wissenschaftlerin, Performance-Künstlerin und Photographin. Und allen diesen Bezeichnungen wurde sie als Samuel Fischer-Gastprofessorin in Berlin gerecht.
Nachdem sie viele Jahre lang darauf verzichtet hatte, überhaupt gedruckte Arbeiten zu veröffentlichen, weil sie von der Überzeugung ausging, daß ihre Werke ausschließlich im Augenblick ihrer Aufführung bestehen, hat Michèle Métail in letzter Zeit Texte in verschiedenen Formaten publiziert: insbesondere im Genre des Gedichtbandes, des Reiseberichts, der philologischen Studie und des Photobuches.
Die Lehrveranstaltung am Institut für AVL wurde am 10. Mai 2005 durch einen themenbezogenen Workshop, den Professor Gert Mattenklott für interessierte Studierende anbot, vorbereitet.
Das Seminar »inner/außerhalb der seite: der raum des gedichts« widmete sich dem Begriff des ›Raumes‹ in der modernen und in der zeitgenössischen Lyrik, insbesondere der französischen, der – komparatistisch – die chinesische gegenübergestellt wurde. (Gelesen wurden Werke von Stéphane Mallarmé, Raymond Roussel, Raymond Queneau, Jacques Roubaud, Georges Perec, François Dufrêne, Maurice Roche, Su Hui, Bernard Heidsieck, Michèle Métail und Katalin Molnar.) Da Métail (fast) alle neueren AutorInnen persönlich gekannt hatte, die sie im Seminar vorstellte, waren nicht nur die Diskussionen ihrer eigenen Texte stets durch Einblicke in die Hintergründe von deren Entstehen angereichert, durch Anekdoten und persönliche Informationen, die keine Literaturgeschichte aufführt und die für das Verständnis der Werke dennoch oft entscheidend sind.
Frau Métail legte der Konzeption ihres Unterrichts eine Differenzierung des Raum-Begriffs in dreierlei Hinsicht zugrunde: als Raum innerhalb der Seite, als Raum außerhalb der Seite und als Raum der Sprache. In diesem Rahmen (bzw. auch außerhalb) wurden folgende Fragestellungen und Themen behandelt:
- In welcher Weise werden Gedichte auf dem Papier sichtbar? Beispielsweise in Farben, die von der gewöhnlichen Schwarz/Weiß-Schrift abweichen; oder in Anordnungen der Wörter, die den Text von der herkömmlichen Gliederung in Zeilen entfernen und dabei eine andere als die gewohnte lineare Lektüre verlangen. Métails besonderes Interesse gilt sprachlichen Arbeiten, denen ein formales und oft räumlich strukturierendes Prinzip der Konstruktion inwendig ist, wie zum Beispiel Permutationsgedichten oder chinesischen Palindromen.
- In welcher Weise überschreiten Gedichte den umgrenzten Raum der Seite eines Manuskripts oder eines Buches? Wie in ihrer eigenen dichterischen Praxis erkundete Michèle Métail auch in ihrer Lehrveranstaltung die akustischen und performativen Dimensionen der Lyrik: beispielsweise die Gattung des Lautgedichts, die Aktionslyrik, die Performance. Im Sinne des Anliegens ihres Vereins »Les arts contigus« geht es ihr um die Begegnungen, Berührungspunkte, Überschneidungen verschiedener Künste, sei es zwischen Lyrik und Photos, Collagen oder Musik – im Sinne einer multimedialen Lyrik.
- Wie läßt sich die Poesie im Raum der Sprache verorten? Diese Frage berührt unter anderem das Schreiben in einer fremden Sprache, mit dem Michèle Métail, die vielseitige Germanistin und Sinologin, immer wieder selbst experimentierte.
Es gelang der Autorin, ihre Veranstaltung so anzulegen, daß diese von einem einzigen Text ausging und dabei gleichwohl umfassend und flexibel war. Sie legte ihrem Kurs einen wenig bekannten experimentellen Text von Georges Perec (mit dem sie bis zu seinem Tod befreundet war) zugrunde, »espèces d’espaces« (1974), in dem der Raum (»espace«), nicht nur metaphorisch in allen möglichen Bedeutungen erkundet wird, sondern sich bis in die Textorganisation hinein als Programm wiederfinden läßt. Der Text beginnt bei der einzelnen Seite, »la page«; er verläuft in für Perec charakteristischer Manier (siehe zum Beispiel »Un homme qui dort«) vom Bett über das Zimmer, das Appartement, die Straße, das Viertel und die Stadt zum Land (»la campagne«, »le pays«) bis zum Kontinent, »L’Europe«, und zur Welt, »le monde«, und schließlich zum RAUM schlechthin, »L’ESPACE«. Métails Ansatz bestand darin, diese Gliederung von Perecs Text als Fahrplan ihres Seminars zu verwenden, von den einzelnen Seiten der Bücher hinaus in die weite Welt zu gelangen und dabei immer weitere Räume zu erkunden.
Zur Sprache kamen auch Métails eigene Arbeiten, darunter die im Jahr 2000 während eines durch den DAAD ermöglichten Berlin-Aufenthaltes entstandene »Rue GALVANI Straße«. Hier wird eine akribische Ausmessung und Inventarisierung der Berliner und Pariser Straßen dieses Namens untergenommen. In ihren »poèmes topographiques« versucht Métail nicht nur, Geschichten über Orte zu schreiben, sondern diese Orte als Toponyme, Topologien und Gedächtnisräume in Erscheinung treten zu lassen. Sie arbeitet mit Photographien oder Frottagen, in denen sich Kanaldeckel oder Pflastersteine in die Seiten des Buches eindrücken und so gleichsam physisch ihre Spuren hinterlassen.
Eine der jüngsten Arbeiten der Gedächtniskünstlerin, »Trois vues de Berlin«, beruht auf einem Zusammenwirken von Photographie und Text: Drei ihrer Lieblingsorte in Berlin – die Bürgerbräu-Brauerei in Friedrichshagen, das Elektrizitätswerk in Charlottenburg und das Innere des Spandauer Kühlturms – beschreibt Métail auf faszinierende Weise; sie werden völlig neu gesehen und in der Stadt, in der sie keinen Platz mehr zu haben schienen, neu verortet: als urbane Räume zurückgewonnen.
Neben solchen Erkundungen der Nähe, die sie wohlbekannte Orte in Berlin neu sehen ließen, führten Métails Erkundungen realer und imaginärer Räume in den chinesischen Kulturraum, insbesondere in den Raum der chinesischen Lyrik. Métails literaturwissenschaftliche Forschungen, die auch Sinologen erstaunt aufhorchen ließen, befaßten sich mit chinesischen Permutations- und Palindrom-Gedichten hauptsächlich der Tang-Dynastie, u.a. von Li Shimin, Wan Shu und Su Hui. Das Faszinierende beispielsweise am Rätselgedicht »Xuanjitu Huiwenshi« von Su Hui, das eingehend im Seminar diskutiert wurde und mit dem sich Métail auch in ihrer Dissertation intensiv auseinandergesetzt hatte (La carte de la sphère armillaire de Su Hui. Un poème chinois à lecture retournée. IVe siècle, 1998) ist nicht nur die Nähe dieses Gittergedichts zur optischen Dichtung der europäischen Tradition, sondern auch das komplexe kosmologische Programm, das diesem Gedicht eingeschrieben ist. Obwohl es im heutigen China kaum mehr verstanden wird, vermochte Métail diesen aufgrund seiner immensen Voraussetzungen mittlerweile selbst für Experten fast unlesbaren Rätseltext entschlüsseln.
Voraussetzung für diese literaturwissenschaftliche Finesse mag Métails eigene lyrische Kombinationsfähigkeit gewesen sein, ihre kreative Technik, Wörter zu permutieren und deren Leserichtung zu ändern, aber auch ihr profundes Wissen um die abendländische Tradition der carmina figurata sowie nicht zuletzt eine hervorragende Kenntnis der chinesischen Sprache. Die französische Lyrikerin hat sich auch als Übersetzerin moderner chinesischer Lyrik verdient gemacht.
China als gänzlich ›anderer‹ Kulturraum ist für Métail aber nicht nur mittels 1500 Jahre alter Gedichte erfahrbar, sondern auch in Gestalt des zeitgenössischen Landes und seiner Menschen. Métail, die nach ihrem Aufenthalt in Berlin ihre fünfte Reise nach China unternimmt (die erste nach Taiwan), bewegte sich erst unlängst auf den Spuren einen chinesischen Reiseführers aus dem Jahr 1170 durch das moderne China – eine literarische Reise im doppelten Sinn, die sich (buchstäblich) an Literatur orientierte und ihrerseits in Literatur niederschlug (Voyage au Pays de Shu). Métails Gedicht »Chinensis/Chinatown«, ein work in progress, das ihre Reisen durch China, Japan und Taiwan seit 1985 reflektiert (und das im Seminar gelesen wurde), umfaßt bislang über 6000 Verse. Es ist im klassischen chinesischen Versmaß, dem Fünfsilber, verfaßt, das im Französischen erhebliche Komplikationen mit sich bringt.
Michèle Métail bezog in ihrem Kurs systematisch die materiale Dimension der Bücher mit ein, die sie ihren StudentInnen vorstellte. Sie war mit einem Schrankkoffer nach Berlin angereist, der etliche bibliophile Kostbarkeiten enthielt, die sonst höchstens in Spezialbibliotheken einzusehen sind. (So hatte sie nicht nur die ebenso rare wie bedeutsame Ausgabe von Stéphane Mallarmés »Coup de dés« von Mitsou Ronat und Tibor Papp im Gepäck, sondern auch Georges Perecs »La clôture«, eine in nur 100 Exemplaren veröffentlichte Photo/Lyrik-Edition. Von ihren eigenen Arbeiten zeigte Métail u.a. das mit Louis Roquin als 15 Meter langes Leporello realisierte Künstlerbuch Cent pour cent von 1998.)
Die praktische Kombination unterschiedlicher Medien und Formen der Wahrnehmung als synästhetisches Ansprechen sämtlicher Sinne war in Métails Lehrveranstaltung ebenso wichtig wie deren theoretische Reflexion. So gab es keine Seminarsitzung, die nicht in irgendeiner Weise performative Elemente enthalten hätte: Jedesmal wußte Métail (die ihrer situationistischen Vergangenheit treu blieb) etwas anderes vorzustellen: sie präsentierte Bücher und Kunstwerke in kleinen Ausstellungen, nutzte Kreide und Tafel, Tageslichtprojektor und Video ebenso wie akustische Aufnahmen von Lyriklesungen, und sie übernahm häufig selbst die Rolle der Sprecherin ihrer eigenen Texte. Nach diesen Lesungen und Mini-Performances wechselte die Dichterin die Seite und zeigte als Seminarleiterin durch (Selbst-)Kommentare nicht nur auf, wie Texte gelesen und verstanden werden können, sondern sie regte überdies zum weiteren Fragen an.
Anhand ihrer eigenen Gedichte demonstrierte Métail schließlich die Problematik des literarischen Übersetzens. So wurden die unterschiedlichen Übertragungen ihres »Mandibule, mâchoire«, die Thomas Kling und Elfriede Czurda angefertigt hatten, kritisch miteinander verglichen.
Daß sich Métail, die ihrerseits Literatur aus dem Deutschen überträgt, vieler Probleme bewußt ist, die sich ganz besonders bei ihren eigenen Texten ergeben, die häufig strengen formalen Bestimmungen unterliegen (Metrum, Zeilenzahl, Vokalanzahl etc.), machte ihre Analysen facettenreicher als ein herkömmliches Seminar zur Praxis des Übersetzens. Die kulturelle Problematik der Übersetzbarkeit des Französischen, Deutschen und Chinesischen stand während des gesamten Seminars mindestens unausgeprochen im Raum. So verstand es sich für Métail geradezu von selbst, daß sie ihr Seminar auf Deutsch abhielt, auch wenn es viel bequemer für sie gewesen wäre, dies auf Französisch zu tun.
In diesem nicht so sehr ›universitär‹, aber wahrhaft ›akademisch‹ geprägten Seminar vermittelte Michèle Métail in offener und vertrauensvoller Atmosphäre, wie ein frischer Blick auf vergessene Texte und neugierige Fragestellungen die Literaturwissenschaft zu bereichern vermögen. Eine schriftstellerische Einsicht, die Métail vermittelte, war: wie produktiv und anregend sich Beschränkungen auswirken können, beispielsweise wenn den Werken (wie zum Beispiel »Die Stadt, der Stadt«) ein Katasterplan zugrunde gelegt wird und etwa jedes von 36 Gedichten im Photographieformat mit 10 Zeilen à 17 Anschlägen auskommen muß. Einer der vielen ›lebenspraktischen‹ Ratschläge, die Métail ihren ZuhörerInnen zu geben hatte, lautete: die im öffentlichen Nahverkehr verbrachte Zeit nicht allein auf Lektüren zu verwenden, sondern auf die unscheinbaren Details der Umwelt zu achten.
Als Ergänzung des Seminars der Samuel Fischer-Gastprofessur für Literatur an der Freien Universität Berlin fanden – wie es inzwischen zur Tradition geworden ist – öffentliche Veranstaltungen in Berlin, Bonn und Weimar statt: Den Studierenden und Mitarbeitern der Freien Universität wurde Michèle Métail am 17. Mai 2005 am Institut für AVL in wie gewohnt informellem Rahmen vorgestellt: in Form einer öffentlichen Lesung und im Gespräch mit Gert Mattenklott. Am 20. Mai 2005 trat Métail in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn auf. Am 21. Mai 2005 präsentierte sie ihre lyrische Performance »2888 Donauverse« in der Probebühne der Berliner Schaubühne und führte anschließend ein Gespräch mit Iris Radisch, der Leiterin des Literatur-Ressorts der Wochenzeitung »Die Zeit«. Am 23. Mai 2005 war Michèle Métail im Deutschen Nationaltheater in Weimar zu sehen.
»2888 Donauverse« ist vielleicht repräsentativ für die ebenso spielerische wie formal konsequente Arbeitsweise der französischen Lyrikerin: Inspiriert durch die Möglichkeiten der deutschen Sprache, anstelle von Genitivkonstruktionen, wie sie in romanischen Sprachen gebraucht werden, mehrere Wörter miteinander zu einem neuen Wort zu kombinieren (»Donaudampfschiffahrtsgesellschaftskapitän«), verfaßte sie ein Langgedicht, das ausschließlich aus Substantiven und Artikeln sowie Personalpronomina besteht: »le capitaine de la compagnie des voyages en bateau à vapeur du Danube...« Zeile für Zeile wird jeweils eine neue Kombination hinzugefügt, während dafür die letzte des vorherigen Verses wegfällt, so daß sich das Gedicht wie ein unendliches Band verändert und fortschreibt.
Die ›Regeln‹, die sich Métail gegeben hat, sind: jedes Substantiv nur einmal zu verwenden (weshalb auch Neologismen zugelassen sind); ein ›Journal‹ der Wörter anzulegen, die über die Jahre, während sie an dem Werk arbeitet, für sie jeweils wichtig sind.
Die 2888 Verse entsprechen den 2888 Kilometern Länge der Donau. Sowohl die Assoziationen des verwendeten Wortmaterials wie auch die Veränderungen der Vortragsweise, mal gleichmäßig fließend, dann rasant zischend, zwischendurch leise plätschernd, beziehen sich auf die geographischen, kulturellen Wandlungen des Flusses in seinem Verlauf aus Zentraleuropa bis zum Schwarzen Meer.
Die »2888 Donauverse« wurden (als eine Einheit, deren Entstehung auf Métails Aufenthalt in Wien Anfang der siebziger Jahre zurückgeht und die stark mit deutschen Versatzstücken operiert) für die Performance aus einem umfangreicheren Projekt ausgewählt: Das Langgedicht »Compléments de noms. Poème infini«, aus dem Michèle Métail auch andernorts bereits Teile vorgetragen und veröffentlicht hat (u.a. in Tartalacrème, Limon, Sapriphage, Literatur total), ist auf ein unendliches Schreiben angelegt, das erst nach dem Tod der Dichterin mit dem Wort »Métail« (Metall), das zugleich als Signatur fungiert, von fremder Hand abgeschlossen werden soll.
Neben ihren Veranstaltungen in der Schaubühne, im Nationaltheater und in der Bundeskunsthalle nahm Michèle Métail am 17. Juni 2005 im Institut für AVL an der Präsentation des ersten Bandes des deutsch-französischen Jahrbuches transversale teil, das am Institut mit-herausgegeben wird.
Zu Beginn dieser Veranstaltung stellte Métail eine Performance vor, die sie dem Chiasmus, der Kreuzung und dem Buchstaben X/Chi gewidmet hatte: »L’au centre de texte. Photos. Dixains. Collection de Chiasmes«. Auch hierbei handelt es sich um ein Langzeitprojekt, aus dem sie von Zeit zu Zeit Auszüge vorstellt. Dabei überkreuzte Métail Chi- bzw. X-Figuren und -Formen, die sie in aller Welt abphotographiert hatte, mit Zitaten und Redewendungen aus verschiedenen Sprachen, die chiastisch funktionieren. X, das polyvalente Stellvertreter-Graphem, die große Unbekannte, wurde zum Universalsymbol, das Métail an Orten ausfindig machte, die kaum jemand für möglich gehalten hätte, nicht nur in der Literatur, sondern in allen Bereichen des öffentlichen Lebens. In Abwandlung eines berühmten chiastischen Diktums ließe sich kommentieren: »Il faut lire pour vivre et non vivre pour lire.«
Oliver Lubrich & Bernhard Metz,
Berlin, 15. August 2005
Veranstaltungen am Institut
- 16468 PS/HS inner/außerhalb der seite: der raum des gedichts.
Dienstag und Freitag, 16-18 Uhr– Beginn: 17. Mai 2005
Hüttenweg 9, Großer Seminarraum - Begrüßungs-Veranstaltung mit Michèle Métail – Lesung, Gespräch und Publikums-Diskussion.Dienstag, 17. Mai 2005, 16 Uhr, Hüttenweg 9, Großer Seminarraum
- Workshop mit Gert Mattenklott zur Vorbereitung des Kurses von Michèle Métail.Dienstag, 10. Mai 2005, 16 Uhr, Hüttenweg 9, Großer Seminarraum
Sonstige Veranstaltungen
- Sonnabend, 21. Mai 2005, 20.30 Uhr:
Lesung, moderiert von Iris Radisch (Die Zeit).
Ort: Schaubühne Berlin. - Montag, 23. Mai 2005, 20 Uhr:
Lesung und anschließende Diskussion, geleitet von Guido Neubert.
Ort: Nationaltheater Weimar. - Mittwoch, 8. Juni 2005:
Lesung, moderiert von Joachim Umlauf (DAAD).
Ort: Robert-Schumann-Institut, Bonn. - Sonnabend, 2. Juli 2005, 23 Uhr:
Lesung im Rahmen der 4. Potsdamer Literaturnacht.
Ort: Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Am Neuen Markt, Potsdam.