Thomas Weiler wird August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessor für Poetik der Übersetzung
Pressemitteilung Deutscher Übersetzerfonds vom 29. April 2024
News vom 06.05.2024
Der in Markkleeberg lebende Übersetzer Thomas Weiler wird im Wintersemester 2024/25 die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung bekleiden. Die vom Deutschen Übersetzerfonds und der Freien Universität Berlin 2007 ins Leben gerufene Gastprofessur ist die erste Professur für Poetik der Übersetzung im deutschsprachigen Raum und wird jährlich am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft eingerichtet.
Thomas Weiler, 1978 im Schwarzwald geboren, gehört zu den profiliertesten Übersetzern aus dem Belarussischen, Polnischen und Russischen ins Deutsche. Nach einem Freiwilligendienst in der Behindertenarbeit in Belarus absolvierte er ein Übersetzungsstudium in Leipzig, Berlin und St. Petersburg. Seit 2007 ist er als freier Übersetzer tätig. Sein Repertoire reicht von Kinderliteratur über Lyrik bis zu zeitgenössischen Romanen wie „Sieben“ von Ziemowit Szczerek, Andrej Gelassimows „Russenrap“ und zuletzt „Europas Hunde“ von Alhierd Bacharevič, deren Übersetzungen er auf fussnoten.eu ausführlich kommentiert hat. Seine besondere Mission gilt der Vermittlung belarussischer Literatur: neben den Texten von Bacharevič sind in seiner Übersetzung Bücher von Viktor Martinowitsch, Julia Cimafiejeva, Volha Hapeyeva und Artur Klinaŭ bei Voland & Quist, der edition.fotoTAPETA und im Droschl Verlag erschienen. Für Herbst 2024 ist die dokumentarische Stimmensammlung „Feuerdörfer“ von Ales Adamowitsch, Janka Bryl und Uladsimir Kalesnik im Aufbau Verlag angekündigt. Thomas Weiler wurde u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis (2017) und dem Karl-Dedecius-Preis (2019) ausgezeichnet.
„Poetik der Übersetzung“ – der anspruchsvolle Titel der Gastprofessur an der Freien Universität ist Programm. Seit ihrer Einrichtung hat sich die Professur als exponierter Ort der historischen Reflexion von Methoden und Theorien literarischen Übersetzens und der literatur- und kulturgeschichtlichen Relevanz des Übersetzens etabliert. Das schließt die kritische Reflexion eigener und fremder Übersetzungsmethoden ebenso ein wie die vergleichende Textanalyse. August Wilhelm von Schlegel symbolisiert als Namenspatron der Professur den poetologischen Anspruch des Übersetzens: In seinem Schaffen verbinden sich philologische Forschung, eigene Dichtung und literarische Übersetzung miteinander. Nicht zuletzt seine Übersetzungen aus dem Altindischen (Bhagavad-Gita), dem Italienischen (Dante), dem Spanischen (Calderón, Cervantes) und dem Englischen (Shakespeare) machen ihn zu einer Schlüsselfigur der Literaturtheorie als Translationstheorie.