Bewußtseinsformen und Schreibweisen in der Literatur des frühen 20. Jhs
Spätestens seit dem Aufkommen des inneren Monologes im späten 19. Jahrhundert zeichnet sich moderne Literatur durch Repräsentationsformen aus, die man grob als subjektivierende beschreiben könnte. Daß dieses Etikett zu ungenau ist, macht der Vergleich solcher Schreibweisen schnell deutlich. Auf die Frage, wie Gedankenverknüpfungen entstehen, wie und wann bildlich oder verbal gedacht wird, wie eine perzeptive Verformung der Realität abbildbar oder ein Unbewußtes darstellbar ist, geben Texte die unterschiedlichsten Antworten. Wie kommt es also zur Wahl einer bestimmten Darstellungsform? Letztlich liegt jeder dieser Formen eine implizite Theorie darüber zugrunde, wie Bewußtsein strukturiert ist. Diese setzen die Texte nicht (nur) argumentativ, sondern performativ um, indem die Darstellung selbst zur Mimesis am Bewußtseinszustand des Protagonisten bzw. Erzählers wird. Das Seminar wird versuchen zu ergründen, welchen psychologischen Vorannahmen die untersuchten Texte folgen. Auf dem Programm stehen vergleichende Lektüren von Texten Gottfried Benns, Hugo von Hofmannsthals, Robert Musils, Rainer Maria Rilkes, Arthur Schnitzlers u.a.