Madame de Lafayettes "Princesse de Clèves" (1678) im Kontext zeitgenössischer Emotionstheorien: Körper - Macht - Leidenschaft
La Princesse de Clèves gilt als wichtigster narrativer Text des siècle classique. Zu den zentralen Themen des Romans über die unmögliche Liebe zwischen der verheirateten Princesse und dem Duc de Nemours gehört die Frage nach dem Verhältnis von Sprache und Affekten unter den Voraussetzungen einer sozialen Interaktion, in der das Simulieren und Dissimulieren von Emotionen die Norm darstellt. Im Rahmen meiner Forschungen im Cluster „Languages of Emotion“ wird es im Seminar darum gehen, die Princesse de Clèves im Kontext zeitgenössischer Diskurse über Leidenschaften und über spezifische höfische Emotionalität zu analysieren. Dazu gehören bekannte Texte wie Descartes’ Traktat Les Passions de l’âme (1649) und die moralistischen Réflexions ou sentences et maximes morales (1664) von La Rochefoucauld genauso wie unbekanntere z.T. jansenistisch inspirierte Traktate (Senaults De l’usage des Passions, 1641, oder Esprits De la fausseté des vertus humaines) und Texte über das Verhalten des Höflings (Refuge, Chevalier de Méré, Faret). Ein besonderer Fokus der Analyse soll die non-verbale Kommunikation (vor allem die Mimik) in Madame de Lafayettes Roman darstellen, die Frage nach den körperlichen Anzeichen der Leidenschaften, die auch Gegenstand zeitgenössischer Schriften ist (vor allem Cureau de la Chambre, Les Charactères des passions, 5 Bde., 1640-62, Le Brun, Conférence sur l’expression des passions, 1668/69).
Der Roman sollte möglichst vor Beginn des Semesters gelesen werden. Empfohlen wird die Anschaffung der Ausgabe in der Reihe folio classique.
(Passive) Französischkenntnisse müssen vorausgesetzt werden. Die Texte werden auf Blackboard zur Verfügung gestellt.