A time and a place for everything: Zeit- und Raumspiele in der neuesten Literatur
Kathrin Schmidts Roman Die Gunnar-Lennefsen-Expedition (1998) gibt geschichtlichen Ereignissen einen neuen Raum, indem sie analeptisch auf eine Leinwand projiziert werden.
Vladimir Sorokin verfremdet in Der himmelblaue Speck (1999) nicht nur bekannte Räume (Kreml, Obersalzberg), sondern experimentiert darüber hinaus mit einer zeitspielerischen ,alternative history‘ .
Der englische Autor David Mitchell verwendet in seinem ersten Roman Ghostwritten (1999) die Strategie von ,Verbindung-durch-Trennung‘: der fiktionale Raum erstreckt sich über drei Kontinente und ist dennoch die narrative Achse, die den Roman zusammenhält. In seinem Buch Cloud Atlas (2004), der sich wie selbstverständlich durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bewegt, ist es schließlich die Kategorie der Zeit, deren Teilung/Aufspaltung ungeahnte Zusammenhänge von Zeiten und Figuren vermittelt.
Das Seminar wird, ausgehend von diesen Beispielen, die narrativen Kategorien von Raum und Zeit auf der Grundlage erzähltheoretischer Werke untersuchen, etwa Harald Weinrichs Tempus (1964), Gerhard Hoffmanns Raum, Situation, erzählte Wirklichkeit (1978), Jan Jost van Baaks The Place of Space in Narration (1983), Paul Ricoeurs Zeit und Erzählung (3 Bde. 1983-1985), Michail Bachtins Chronotopos (1975/1986; zur Anschaffung empfohlen), Gérard Genettes Die Erzählung (1998) sowie Kai van Eikels’ Zeitlektüren (2002).
Empfohlene Ausgaben der Primärwerke: Die Gunnar-Lennefsen-Expedition (Taschenbuch, Droemer Knaur 2000 oder btb 2007); Der himmelblaue Speck (Taschenbuch, dtv 2003); Ghostwritten (Taschenbuch, Hodder &Stoughton 2000 oder Vintage 2001); Cloud Atlas (Taschenbuch, Hodder &Stoughton 2004).