Warschau Underground. Zur Archäologie einer Befindlichkeit
Kanälen, mutige Meldegängerinnen im Warschauer Aufstand, ein
Untergrundstaat, Bücher aus dem Zweiten oder Dritten Umlauf, eine
englische Punkband, die erst „Warsaw" und später „Joy Division" heißt –
der Warschauer Untergrund hat viele Namen und ist längst ein Mythos. Was
seinen realen historischen Ursprung in Fremdherrschaft, Besatzung und
Krieg hatte, wird bis in die Gegenwart weiter erzählt, erfährt eine
ästhetische Bearbeitung in Literatur, Musik, Film, Kunst und Popkultur.
Der Untergrund füttert die Imagination, prägt das nationale
Selbstverständnis, wird bei Gelegenheit politisch instrumentalisiert und
ist Teil der kulturellen Praxis. Er ist eine kulturelle Chiffre für die
Stadt Warschau und in ihrem topografischen Gedächtnis fest verankert.
Nach einer Begriffsbestimmung wenden wir uns zunächst den historischen
Entstehungsbedingungen des Warschauer Untergrund/Underground zu und
folgen dann seinen sehr unterschiedlichen Ausprägungen in Literatur,
Film und Musik, aber auch in der aktuellen Verlags- und
Zeitschriftenkultur, vor allem in den Magazinen „Lampa" und „Krytyka
Polityczna".
Zur vorbereitenden Lektüre ist empfohlen:
Borodziej, Włodzimierz: Der Warschauer Aufstand 1944. Frankfurt am Main 2001
Białoszewski, Miron: Nur das was war. Erinnerungen aus dem Warschauer
Aufstand. Aus dem Polnischen von Esther Kinsky. Frankfurt am Main 1994
Peter, Stefanie (Hg.): Alphabet der polnischen Wunder. Ein Wörterbuch,
Frankfurt am Main 2007
Stasiuk, Andrzej: Wie ich Schriftsteller wurde, Frankfurt am Main 2001
Williams, Rosalind: Notes on the underground, Massachusetts, (1990) 2008
(revised edition)