Cultural Studies
Im Zentrum der anglistischen Cultural Studies steht die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den englischsprachigen Kulturen (mit Ausnahme Nordamerikas), wobei sowohl zeitgenössische Phänomene wie auch historische Entwicklungen Berücksichtigung finden. Eine Grundannahme der Cultural Studies ist, dass Systeme des Wissens, Texte und Medien, aber auch Rituale und Alltagspraktiken eine Gesellschaft, ihre Normen und Strukturen nicht nur reflektieren, sondern sie allererst konstituieren. Zentral ist damit immer wieder die Frage nach der Konstruktion, also der ‚Gemachtheit‘, von solchen Normen, sozialen Hierarchien und kulturellen Identitäten. So beschäftigen sich die Cultural Studies vor allem damit, wie kulturelle Zugehörigkeiten zugeschrieben bzw. verhandelt werden und thematisieren die Bedeutung und Intersektion von Kategorien wie Geschlecht, sexuelle Orientierung, race, Ethnie, Klasse etc. für das Verhältnis zwischen Individuum und Gemeinschaft, also für die Selbstidentifikation wie auch für kulturelle Ein- und Ausschlussprozesse. Dafür werden kulturelle Phänomene in verschiedenen Medien, in Hochkultur sowie in Populär- und Massenkultur untersucht. Literatur im engeren Sinne wird bei der Analyse zwar nicht ausgeschlossen, spielt aber auch keine privilegierte Rolle. Vielmehr geht es darum, Parallelen und Konkurrenzbeziehungen zwischen verschiedenen Medien und Textsorten aufzuzeigen und zu verstehen. Ein weit gefasster Kulturbegriff schließt auch alltägliche Handlungen, Texte und Gegenstände mit ein und betont deren Relevanz für die kulturelle Sinnstiftung, die Identitätskonstitution und die Produktion und Reproduktion gesellschaftlicher Machtverhältnisse. Schließlich werden Kulturen nicht als geschlossene Systeme verstanden, sondern in ihrem historischen Wandel und im Austausch mit anderen Kulturen (z.B. durch Migration oder Prozesse der Globalisierung) betrachtet.