Romanische Verb-Nomen-Komposita. Grammatiktheoretische Perspektiven auf das Verhältnis von Komposition, Kompositionalität und Exozentrizität
Scholz, Cosima – 2014
Das Thema dieses Dissertationsprojekts sind Romanische Verb-Nomen-Komposita (VNK). Dabei handelt es sich um einen produktiven, exozentrischen Wortbildungstyp in den romanischen Sprachen. Aufgrund der besonderen strukturellen Konfiguration bietet dieses Wortbildungsverfahren verschiedene Anknüpfungspunkte, um aktuelle Fragen moderner Grammatikschreibung kritisch zu diskutieren. Die Arbeit verbindet deshalb zwei Ziele: In einem ersten Schritt wird die Verb-Nomen-Komposition romanischer Sprachen in bestehende Diskussionen über morphologische Theoriebildung, Kompositionalität und Dekodierung morphologisch komplexer Einheiten eingebettet. Es werden aktuelle Positionen über mögliche Zusammenhänge zwischen Form und Inhalt komplexer sprachlicher Strukturen dargelegt und kritisch reflektiert. Dabei werden verschiedene Ebenen berücksichtigt: die Ebene morphologischer Theoriebildung, die aktuelle Kompositionalitätsdebatte sowie aktuelle Forschungsbeiträge zu den romanischen VNK. In einem zweiten Schritt findet auf der Basis neu sortierter Daten eine detaillierte Aufarbeitung der semantischen Struktur dieses Wortbildungstyps statt. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der thematischen Struktur der involvierten Konstituenten. Im Ergebnis werden romanische VNK als ein polysemer Wortbildungsprozess erfasst. Die möglichen Denotatsbereiche werden dabei systematisch aus den inhärenten Eigenschaften romanischer VNK abgeleitet. Die so gewonnen Erkenntnisse werden dann in einem weiteren Schritt in ein konstruktionsbasiertes Analysemodell für morphologische Strukturen implementiert. Dabei wird insbesondere durch den Sprachvergleich mit synthetischen Komposita des germanischen Typs deutlich, dass die semantische Struktur romanischer VNK eine holistische Betrachtung exozentrischer Wortbildung erfordert.
This PhD Project deals with Romance Verb-Noun-Compounds (VNC), a productive exocentric word formation process in several Romance languages. Due to its special structural and semantic configuration, it gives rise to many questions that partly coincide with recent issues discussed in linguistic theory. The aim of this work is twofold: First, Romance VNC are embedded in recent developments concerning aspects of morphological theory, compositionality and thoughts about the decoding of structurally complex units in language. In order to do so, different positions on the linking between linguistic content and linguistic form are presented and evaluated. Further, these considerations are connected to current contributions concerning the nature of Romance VNC within different theoretical approaches. Second, this dissertation gives a comprehensive account of the semantic structure of Romance VNC. The findings are that Romance VNC are a highly polysemic word formation pattern, which systematically differs from synthetic compounding in Germanic languages. This work deviates methodologically form other contributions concerning Romance VNC since it establishes a systematic and coherent connection between the overall meaning of Romance VNC its internal structure. The focus of the analysis thereby lies on the thematic structure of the embedded constituents. These findings are then implemented in a construction-based morphological model. It is argued that the semantic structure of Romance VNC requires a holistic approach to exocentric word formation.