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Exzellenzcluster "Languages of Emotion" eröffnet

News vom 09.06.2008

Forscher aus mehr als 20 Disziplinen wollen im Exzellenzcluster "Languages of Emotion" die vielfältigen inneren Zusammenhänge von Sprache und Gefühlen entschlüsseln und dabei auch die "Gräben" zwischen Natur- und Geisteswissenschaften überspringen. Im Beisein von rund 300 geladenen Gästen ist der Exzellenzcluster am 29. Mai 2008 im Rahmen einer Festveranstaltung an der Freien Universität Berlin eröffnet worden.

Wenn Menschen miteinander kommunizieren, spielen dabei immer auch Affekte eine Rolle, das heißt Gefühle, Stimmungen und emotionale Atmosphären. Was wir fühlen und wie wir fühlen, ist zu einem großen Teil geprägt durch Sprache und Bilder, Religionszugehörigkeit, politische oder soziale Ideologien, Künste, alltagsästhetische Moden und „Codes“ der persönlichen Interaktion.
Die Evolution des menschlichen Symbolisierungsvermögens gilt als ein, wenn nicht sogar der entscheidende Faktor der rasanten Entwicklung der menschlichen Intelligenz und der Entwicklung der Kultur. Da gleichzeitig Emotionen eine so große Rolle im zwischenmenschlichen Umgang spielen, kann damit gerechnet werden, dass Sprachvermögen und Gefühlsskripte vielfältige Beziehungen ausgebildet haben. Psychologische Studien, die Beziehungen zwischen emotionaler und sprachlicher Entwicklung vom Kindesalter an ermittelt haben, bieten einige von vielen Indizien für diese Hypothese.
In den vergangenen Jahren wurde die Rolle der Sprache in der Emotionsforschung allerdings weitgehend vernachlässigt, ebenso wie die Rolle der Emotionen in der Sprachforschung. Der Cluster „Languages of Emotion“ will diese Trennung mithilfe interdisziplinärer Forschung überwinden.

In vier Forschungsbereichen untersucht der Cluster

  • die Beziehungen von Emotionen und verschiedenen Darstellungsmedien wie Sprache, Ton oder Bild;
  • die spezifisch künstlerischen Praktiken und Poetiken der Darstellung von Affekten, also von Gefühlen, Stimmungen, emotionalen Atmosphären;
  • die Zusammenhänge von emotionaler und sprachlicher Kompetenz, einschließlich ihrer Störungen;
  • die Modellierungen von Affekten auf der Ebene kultureller Codes und sozialer Verhaltensmuster.

Der Cluster bündelt die Kompetenz von so unterschiedlichen Disziplinen wie Anthropologie, Arabistik, Biologie, Filmwissenschaft, Japanologie, Kunstgeschichte, Literaturwissenschaften, Psychologie und Neurowissenschaften, Psychiatrie, Religionswissenschaft, Soziologie, Sprachwissenschaft, Theater- und Tanzwissenschaft.

Mehrere herausragende außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wirken an dem Vorhaben mit, darunter die Max-Planck-Institute für Bildungsforschung, für Neuro- und Kognitionswissenschaften, für Evolutionäre Anthropologie und das Zentrum für Literatur- und Kulturforschung.  
Der Exzellenzcluster bietet auch ein interdisziplinäres Promotionsprogramm an. In den verschiedenen Disziplinen des Clusters werden jedes Jahr zehn Promotionsstudierende zugelassen, die Vollstipendien erhalten. Außerdem werden bis zu fünf Promotionsstudierende zugelassen, die andere Stipendien bekommen. Sprecher des Clusters ist Prof. Dr. Winfried Menninghaus.

An der Festveranstaltung nahm unter anderen der Berliner Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung, Dr. Hans-Gerhard Husung, teil. Den Festvortrag hielt Shoshana Felman,  Woodruff Professorin für vergleichende Literatur und Französisch an der privaten Emory University in Atlanta. Ihr Thema: „Art, Sexuality and the Emotional Languages of Courtroom Drama: Oscar Wilde`s Trial Revisited”.

Weiteres im Internet: www.loe.fu-berlin.de

 

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