Dea Loher erhält den Berliner Literaturpreis 2009 und die Berufung auf die Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik
News vom 13.01.2009
Dea Loher
Der mit 30.000 Euro dotierte Berliner Literaturpreis der Stiftung Preußische Seehandlung ist für das Jahr 2009 der Dramatikerin Dea Loher zugesprochen worden. Dea Loher hat die Auszeichnung und die damit verbundene Berufung auf die "Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik" am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft für das Sommersemester 2009 angenommen.
Die Jury des Berliner Literaturpreises - Sigrid Löffler, Ulrich Janetzki, Ulrich Khuon, Gert Mattenklott und Norbert Miller - hat ihre Entscheidung für die Auswahl der Preisträgerin so begründet: "Der Berliner Literaturpreis 2009 wird der Dramatikerin Dea Loher zuerkannt und zeichnet damit erstmals eine Theaterautorin aus, die seit beinahe zwanzig Jahren die Entwicklung der deutschsprachigen Gegenwartsdramatik geprägt und fortgeschrieben hat - von ihren vielgespielten ersten Stücken 'Olgas Raum' und 'Tätowierung' bis hin zu ihren jüngsten Arbeiten 'Unschuld' und 'Das letzte Feuer', das unlängst zum Stück des Jahres gewählt wurde. Dea Loher stellt in ihren Texten die soziale Frage auf überraschende Weise immer wieder neu. Ausgestattet mit einem so wachsamen wie schmerzempfindlichen Sensorium für gesellschaftliche Ungerechtigkeiten und Zerstörungen, für die Beschädigungen ihrer Figuren im System, bleibt sie in den von ihr geschilderten Konflikten stets persönlich, versteigt sich nie ins Thesen- oder Tendenzstückartige. Vielmehr beschreibt sie die Gesellschaft für das Fremde, Inkompatible, aber auch das Nicht-Vereinnehmbare machen sie zu einer Autorin, die das Theater stets vor neue Aufgaben stellt. Sie bedient es nicht, sondern fordert es heraus - und findet daher in Regisseuren wie Andreas Kriegenburg Partner, die ihre Welt und ihre eigene Stimme in immer neuen Spiel- und Erzählformen auf der Bühne Realität werden lassen - auch und gerade da, wo Dea Lohers Verzweiflung sich dem Dramatischen entzieht und ihre Trauer sich dem Verstummen nähert."