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Olaf Kühl erhält die Schlegel-Gastprofessur im Wintersemester 2011/12

News vom 06.06.2011

Der Berliner Übersetzer Olaf Kühl wird im Wintersemester 2011/2012 die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung bekleiden. Die vom Deutschen Übersetzerfonds und der Freien Universität Berlin 2007 ins Leben gerufene Gastprofessur ist die erste Professur für Poetik der Übersetzung im deutschsprachigen Raum und wird jährlich im Wintersemester am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft eingerichtet. Olaf Kühl folgt damit auf Frank Günther, Burkhart Kroeber, Stefan Weidner und Susanne Lange.

"Schreibst du noch oder übersetzt du schon?  Über Sätze und ihre Lebenswelten" ist der Titel der öffentlichen Antrittsvorlesung Olaf Kühls (1. November 2011, 20 Uhr in der Landesvertretung Niedersachsen) und seiner Lehrveranstaltung am Peter-Szondi-Institut.

Olaf Kühl gehört zu den bedeutendsten Vermittlern polnischer Literatur im deutschsprachigen Raum. Er wurde 1955 in Sanderbusch/Friesland geboren, studierte von 1975 bis 1981 Slawistik und Osteuropäische Geschichte an der Freien Universität Berlin und wurde 1995 mit einer Arbeit über die Prosa von Witold Gombrowicz promoviert. Gombrowicz steht auch am Beginn seiner übersetzerischen Karriere ("Ferdydurke", 1983, "Kosmos", 1985, "Tagebücher", 1988). Es folgten seither vor allem Übertragungen zeitgenössischer Autoren wie Adam Zagajewski ("Der dünne Strich", 1985), Andrzej Stasiuk (u.a. "Die Welt hinter Dukla", 2000), Dorota Maslowska, ("Schneeweiß und Russenrot, 2004, "Der Reiherkönig", 2007) und Tomasz Rózycki ("Zwölf Stationen", 2009). Auch serbische, russische und ukrainische Schriftsteller (Bojana Pejic, Arkadi Babtschenko, Taras Prochasko) übersetzte er ins Deutsche. 2005 wurde Olaf Kühl mit dem Karl-Dedecius-Preis und mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Im Herbst 2011 wird er als literarischer Autor in Erscheinung treten: Sein Roman "Tote Tiere" über die Befreiung Michail Chodorkowskis erscheint bei Rowohlt Berlin. Neben seinen literarischen Aktivitäten ist Olaf Kühl seit vielen Jahren als Russlandreferent des Regierenden Bürgermeisters von Berlin beschäftigt.

"Poetik der Übersetzung" - der anspruchsvolle Titel der Professur ist Programm. Denn ihr Zweck sind nicht übersetzungspraktische Fingerübungen für Literaturwissenschaftler, sondern die kritische Reflexion eigener und fremder Übersetzungsmethoden sowie die vergleichende Textanalyse (Original und Übersetzung, Übersetzungsvarianten). Zudem soll die Professur ein exponierter Ort der historischen Reflexion von Methoden und Theorien literarischen Übersetzens werden. August Wilhelm von Schlegel symbolisiert als Namenspatron der Professur einen solchen Anspruch.  Schlegel verband in seinem Schaffen philologische Forschung, eigene Dichtung und literarische Übersetzung miteinander.

Der Deutsche Übersetzerfonds und das Peter-Szondi-Institut verstehen die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur als einen markanten Schritt zu einer Aufwertung der literarischen Übersetzung als einer eigenständigen künstlerischen Leistung. Wenn jedes Jahr im Wintersemester ein Vertreter oder eine Vertreterin der Zunft die Herausforderung annehmen wird, ästhetische, geschichtliche und methodische Probleme der Übersetzung mit Literaturstudenten zu diskutieren, soll damit zugleich der immer noch verbreiteten Unterschätzung des literarischen Übersetzens als eines zweitrangigen "Kunsthandwerks" entgegengewirkt werden.

 

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