Neues Forschungsprojekt "The Aesthetics of Applied Theatre"
News vom 19.12.2012
Der Theaterwissenschaftler Professor Matthias Warstat hat an der Freien Universität Berlin seine Forschung zum Thema angewandtes Theater aufgenommen. Das Projekt "The Aesthetics of Applied Theatre" wird durch einen hochdotierten Förderpreis des europäischen Forschungsrates (ERC) finanziert: Der ERC Advanced Grant umfasst eine Summe vom 2,28 Millionen Euro bei fünf Jahren Laufzeit. Im Mittelpunkt stehen etwa Theaterformen aus der sozialen Projektarbeit, der therapeutischen Traumata-Behandlung und aus politischen Kampagnen.
Ein Theater, das konkrete alltägliche Zwecke erfüllt und sich vorbehaltlos für gesellschaftliche Anliegen instrumentalisieren lässt, scheint dem Kunsttheater auf den ersten Blick fremd, greift aber zum Teil auf ähnliche ästhetische Mittel und mediale Rahmungen zurück. Im Mittelpunkt der Forschung von Matthias Warstat stehen Formen angewandten Theaters im internationalen Vergleich: Theatertraditionen unterschiedlicher kultureller Prägung werden neu kombiniert und zum Teil radikal instrumentalisiert. Regionale Schwerpunkte des Projekts liegen auf Afrika, Europa, Nord- und Südamerika sowie dem Nahen Osten.
In den nächsten Jahren untersucht das Forschungsteam, wie sich die besondere Aufführungssituation des angewandten Theaters beschreiben lässt und welche neuen Darstellungsformen sich herausgebildet haben. Eine weitere Frage zielt darauf ab, wie sich angewandtes Theater zu den ästhetischen Ansprüchen der modernen Künste - Autonomie, Negation und Überschreitung - verhält.
Matthias Warstat, Jahrgang 1972, ist seit August 2012 Professor für Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Nach seinem Studium der Theaterwissenschaft und Neueren Geschichte an der Freien Universität promovierte er 2002 im DFG-Schwerpunktprogramm "Theatralität als Modell in den Kulturwissenschaften" über theatrale Aspekte von Arbeiterfesten. Anschließend forschte er über das Verhältnis von Krise und Heilung in Theaterästhetiken der Avantgarden (Habilitation 2008) und leitete ein Forschungsprojekt im BMBF-Verbund "Theater und Fest in Europa". Von 2008 bis 2012 war er Inhaber des Lehrstuhls für Theater- und Medienwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Dort warb er den Forschungspreis ein. Warstat ist Mitglied der "Jungen Akademie" an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher, Leopoldina.