Prof. Dr. Damaris Nuebling: "Der, die, das IKEA". Wie kommen Eigennamen zu ihrem Genus?
Prof. Dr. Damaris Nuebling (Universität Mainz) spricht im Rahmen des Colloquiums des IZ Europäische Sprachen
Der Vortrag geht von der Beobachtung aus, dass manche Eigennamen (wie z.B. des Unternehmens IKEA) genusunfest sind - eine seltene Situation im Deutschen, das Genuslosigkeit bei Nomen normalerweise nicht toleriert. Ähnliches gilt für bestimmte Namenklassen, die Mitglieder verschiedener Genera enthalten können, z.B. Flüsse: *der Rhein*, aber *die Weser* (Neutra gibt es bei Flüssen nicht). Wieder andere Namenklassen sind absolut genusfest und weisen jedem Neuzugang sofort dieses eine Genus zu, z.B. Städtenamen: *das schöne Freiburg, Amsterdam, Zürich *. Der Vortrag geht der Frage nach, wie und wann welche Eigennamen zu welchem Genus gelangen und welche Zuweisungsprinzipien sich diachron durchsetzen. Auch ist Genuswechsel historisch zu beobachten. So waren Städtenamen noch im Frühneuhochdeutschen Feminina (*die schöne Zürich *). Es soll gezeiegt werden, dass und wie Eigennamen ihr appellativisch vererbtes Genus abstreifen und sich ein referentielles, klassifikatorisches Genus zulegen, was einen klaren Fall von Degrammatikalisierung darstellt.
Zeit & Ort
09.07.2013 | 16:15
Freie Universität Berlin, "Rostlaube" Raum JK 29/124, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin