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Hans Kelsen

Begründung für die Vergabe der Ehrenpromotion an
Dr. iur. Hans Kelsen

... "hat beginnend mit seinem vor fünf Jahrzehnten erschienenen Buch "Hauptprobleme der Staatsrechtslehre" in einer großen Zahl grundlegender Werke die erkenntnistheoretischen Grundlagen der Rechtswissenschaft erforscht und als Gründer und Haupt der Schule der "Reinen Rechtslehre" einen maßgeblichen Einfluß auf die Methodenforschung der Rechts- und Staatslehre ausgeübt und gleichzeitig einen internationalen wirksamen Beitrag zur Klärung der Naturrechtsphilosophie und des juristischen und soziologischen Staatsbegriffs geleistet hat, der als Mitarbeiter bei der Schöpfung der ersten republikanischen österreichischen Verfassung, als deren Kommentator und als Richter am österreichischen Verfassungsgerichtshof seine wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse der Ausgestaltung und Fortbildung einer freiheitlich-demokratisch-rechtsstaatlichen Ordnung nutzbar gemacht hat und deren Grundprinzipien in politikwissenschaftlichen Untersuchungen über das Wesen der Demokratie und des Parlamentarismus analysiert und ihr Verständnis durch kritische Auseinandersetzungen mit der Staatslehre des Bolschewismus und anderer antidemokratischer Ideologien vertieft hat, der als Theoretiker des Völkerrechts nicht nur die Grundlagenforschung einer zwischenstaatlichen Rechtsordnung bereichert sondern auch als Kommentator der Charta der UN die praktische Arbeit der Internationalen Weltfriedensorganisation nachdrücklichst gefördert hat, der durch sein unermüdliches Eintreten für die Herrschaft des Rechts in den internationalen Beziehungen der Entfaltung der Idee einer rechtlich fundierten universalen Friedensordnung unschätzbare Dienste geleistet hat, dessen auf den Erkenntnissen der Philosophie, Jurisprudenz und Sozialwissenschaft basiertes Bemühen, Begriff und Idee des Rechts freizuhalten von Einflüssen, die ihm wesensfremd sind, durch das Bestreben geadelt ist, der uneingeschränkten Herrschaft des Rechts im inner- und zwischenstaatlichen Bereich menschlicher Beziehungen den Weg zu ebnen."

20.07.1961

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