Alberto Manguel
Samuel Fischer-Gastprofessor im Sommersemester 2003
Als Sohn eines argentinischen Diplomaten 1948 in Buenos Aires geboren, verbrachte Alberto Manguel seine Kindheit in verschiedenen Ländern, lernte zunächst die englische und später die spanische Sprache und ergötzte sich schon in frühester Kindheit an den Büchern, die ihm das Kindermädchen vorlas, ehe er selbst das Lesen für sich entdeckte. Nach dem Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft arbeitete er als Lektor, Kritiker und Übersetzer, stellte Anthologien mit Kurzgeschichten zusammen und schrieb Theaterstücke, Filmskripte und Essays. Er lebt heute als kanadischer Staatsbürger abwechselnd in Toronto, Paris und in einem kleinen Dorf im Westen Frankreichs.
In seinem wohl bekanntesten Buch, dem 1998 ins Deutsche übersetzten Essay Eine Geschichte des Lesens, befaßt er sich in einem intuitiven Durchgang durch die Jahrhunderte mit unzähligen Autoren und ihrem Verhältnis zum Lesen. Vor allem aber ist dieses Buch eine Kulturgeschichte des Lesens (leise und laut lesen, Buchdruck, Buchformate, Bibliotheken, Brille, Bilderbibeln in Kirchen usw.). Er schildert darin seine persönlichen Erfahrungen als Leser, denn die Literatur entsteht für ihn erst im Akt des Lesens und immer wieder neu.
Und hier schließt sich für Alberto Manguel der Kreis zu Borges, wenn er schreibt: „For Borges, literature exists in the eye of the reader“. Es hat fast den Anschein, als ob die häufigen Reflexionen über seine eigene Biographie in den Essays und in diversen Interviews, die er für Zeitungen und Zeitschriften gegeben hat, aus einer phantastischen Erzählung von Borges entlehnt seien – das Seminar bot die Möglichkeit, den Leser Alberto Manguel in den Geschichten von Borges wiederzuentdecken
Weitergehende Informationen auf den Webseiten des Peter-Szondi-Instituts für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft: