Kenzaburo Oe
Samuel Fischer-Gastprofessor im Wintersemester 1999/2000
1935 wird Kenzaburō Ōe als drittes von insgesamt sieben Kindern in Ose, einem kleinen Dorf auf Shikoku, der kleinsten der vier japanischen Inseln geboren. Die Mutter rät ihm statt japanischer Literatur lieber Schriftsteller anderer Länder zu lesen und die Großmutter ist eine bekannte Geschichtenerzählerin. Im Alter von 18 Jahren geht er nach Tokio, um an der dortigen Universität französische Literatur zu studieren. Noch als Student beginnt er 1957 - unter dem Einfluss zeitgenössischer französischer und amerikanischer Literatur - zu schreiben. Für seine Erzählung "Der Fang" erhält er den bedeutenden Akutagawa-Preis. Sein Studium schließt er mit einer Arbeit "Über das Image bei Sartre" ab.
Als Autor von Essays, Geschichten und Romanen, zählt er zu den wichtigsten Schriftstellern seiner Generation und hat in Japan etwa die Bedeutung von Grass oder Böll für Deutschland. In seinen Büchern setzte er sich vor allem mit dem Zweiten Weltkrieg, der Bombardierung Hiroshimas und der Nachkriegszeit in Japan auseinander, war Mitbegründer der Wakai Nihon no kai (Gruppe Junges Japan, 1960), protestierte gegen den japanisch-amerikanischen Sicherheitsvertrag und gegen die Wiederbewaffnung und ist aktiv in der Friedens- und Ökologiebewegung tätig. Sein wohl bekanntestes Werk ist der 1964 erschienene Roman "Eine persönliche Erfahrung", in dem er von der Beziehung zu seinem Sohn, der 1963 mit einem Gehirndefekt zur Welt kam, erzählt.
Kenzaburō Ōe erhielt 1994 den Literaturnobelpreis.