Elise Julien/Mareike König (Paris): "Verfeindung und Verflechtung – Deutschland und Frankreich 1870-1918"
Eine Veranstaltung mit Elise Julien (Sciences Po Lille) und Mareike König (DHI Paris), organisiert in Zusammenarbeit mit dem Centre Marc Bloch und dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam.
Während die Geschichtsschreibung zumeist den deutsch-französischen Antagonismus der Epoche von 1870 bis 1918 betont, stehen in dem hier vorgestellten Band 7 der Deutsch-Französischen Geschichte vielmehr die Kontakte, Verbindungen und der Austausch zwischen beiden Länder im Mittelpunkt. Denn die deutsch-französischen Beziehungen nach 1871 waren offener und stärker durch Verflechtung geprägt, als gemeinhin im Geschichtsbild zum Ausdruck kommt. Beide Staaten und Gesellschaften standen vor vergleichbaren Herausforderungen der Moderne, auf die sie in Teilen ähnliche, in Teilen unterschiedliche Antworten fanden. Der Erste Weltkrieg rückte die nationalen Antagonismen erneut in den Vordergrund. Die Gesellschaften durchliefen zwar gemeinsame Erfahrungen, das Erlebte wurde jedoch häufig unterschiedlich interpretiert. Dabei gewann der deutsch-französische Konflikt links wie rechts des Rheins wieder an Bedeutung.
Dr. Mareike König ist stellvertretende Direktorin am Deutschen Historischen Institut. Neben der deutsch-französischen Geschichte des 19. Jahrhunderts interessiert sie sich für die Auswirkungen des digitalen Turn auf die Geschichtswissenschaften. Dr. Élise Julien ist Maître de conférences am Institut d’études politiques in Lille. Sie forscht über den Ersten Weltkrieg und seine Interpretationen in Geschichtsschreibung und Erinnerungspolitik in Deutschland und Frankreich sowie über die internationalen Beziehungen im 20. Jahrhundert.
Kommentar: Jakob Vogel (Berlin)
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Das Deutsch-Französische Kolloquium (DfK) diskutiert aktuelle Themen, Projekte und Publikationen, die aus deutsch-französischer Perspektive von wissenschaftlichem Interesse sind. Es versteht sich als Ort der Diskussion für alle Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an den Universitäten und Forschungseinrichtungen von Berlin und Potsdam zu deutsch-französischen Themen arbeiten. Aufgrund der Corona-Pandemie wird das DfK in diesem Wintersemester ausschließlich digital stattfinden.
Das Rahmenthema im Wintersemester 2020/21 ist „Die europäische Moderne – eine Verflechtungsgeschichte“. Spätestens seit Shmuel N. Eisenstadts wirkmächtigem Schlagwort von den „Multiple Modernities“ herrscht Einigkeit darüber, dass Europas Weg in die Moderne nur einer von vielen und auch innerhalb Europas selbst durch zahlreiche Verzweigungen und Ungleichzeitigkeiten charakterisiert war. Die insgesamt drei Vorträge widmen sich zentralen Formationen und Konfliktlinien, die Europas Auseinandersetzungen um und mit der „Moderne“ im 19. und frühen 20. Jahrhundert prägten aus einer deutsch-französischen und europäischen Perspektive. Mit Nationalismus, Antisemitismus und Internationalismus beleuchten sie aus einer verflechtungsgeschichtlichen Perspektive drei wirkmächtige Ideologien, welche die Politik- und Gesellschaftsgeschichte Europas in vielerlei Hinsicht prägten und zugleich weit darüber hinausreichten.
Weitere Veranstaltungen:
Entfällt! Do, 10.12.2020, 18 Uhr: Damien Guillaume (Berlin): Moderner Antisemitismus? Die Anfänge der „antisemitischen Agitation“ in Frankreich aus europäischer Perspektive
Kommentar: Ulrich Wyrwa (Berlin); Klaus-Peter Sick (Berlin)
Do, 04.02.2021, 18 Uhr: Elisa Marcobelli (Amiens): „L’internationalisme à l’épreuve des crises. La IIe Internationale et les socialistes français, allemands et italiens (1889-1915)“
Kommentar: Jean-Numa Ducange (Rouen)