Ordnung durch Sprache. Francophonie zwischen Nationalstaat, Imperium und internationaler Politik, 1860-1960
Vortrag von Silke Mende (Berlin), kommentiert von Philipp Müller (Hamburg)
Mit dem Begriff „Francophonie“ wird meist die Sprachpolitik Frankreichs ab den 1960er Jahren assoziiert. Ihre eigentliche Prägekraft als politisches Projekt entfaltete sie jedoch vom letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bis zur Dekolonisierung. Sprache und Sprachpolitik waren zum einen ein sensibler Seismograph französischen Selbstverständnisses. Zum anderen wurden sie zu einem politisch-kulturellen Ordnungsinstrument, das auf die Etablierung und Verbreitung von Normen und Vorstellungen sowie die Herstellung gesellschaftlicher Integration und politischer Kohäsion zielte.
Der Vortrag skizziert die Genese und Weiterentwicklung der Francophonie und legt dabei besonderes Augenmerk auf das Zusammenspiel von „Innen“ und „Außen“. Indem das komplexe Wechselspiel zwischen dem französischem Nationalstaat, seinem Imperium und der internationalen Politik in den Mittelpunkt rücken, werden diese häufig getrennt voneinander behandelten Dimensionen französischer Geschichte konsequent aufeinander bezogen. Zugleich erlaubt es das Beispiel der Francophonie den anglophonen Schwerpunkt der Imperial- und Globalgeschichte um einen zentralen Aspekt des „French Imperial Nation-State“ zu ergänzen.
Das deutsch-französische Kolloquium diskutiert aktuelle Themen, Projekte und Publikationen, die aus deutsch-französsicher Perspektive von wissenschaftlichem Interesse sind. Es versteht sich als Ort der Dikussion für alle Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an den Universitäten und Forschungseinrichtungen von Berlin und Potsdam zu deutsch-französischen Themen arbeiten.
Zeit & Ort
05.12.2019 | 19:00
Centre Marc Bloch
Friedrichstr. 191
10117 Berlin