2021 wäre Marcel Proust 150 Jahre alt geworden, in diesem Jahr jährt sich sein 100. Todestag. Zu diesem doppelten Proustjahr veranstaltet das Frankreichzentrum einen Vortrag mit Thomas Klinkert, Professor für französische Literaturwissenschaft an der Universität Zürich. Am Montag, den 12.12.2022 hält er einen Vortrag mit dem Titel: "Schreiben im Angesicht des Todes. Prousts À la recherche du temps perdu."

Abstract: Der Vortrag untersucht die fundamentale Bedeutung des Todes für Prousts À la recherche du temps perdu. Er geht aus von frühen Schriften und Entwürfen des Autors, in denen sich einerseits ein Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit und ihrer Funktion im Hinblick auf die schriftstellerische Tätigkeit, und andererseits eine Fokussierung der zeitlichen Dimension im Rahmen einer Poetik des Romans manifestieren. Als wichtiger literarhistorischer Vorläufertext wird Flauberts Éducation sentimentale schlaglichtartig betrachtet, an deren Ende durch eine von Proust bewunderte Beschleunigungs- und Ellipsentechnik die zeitliche Tiefendimension sichtbar gemacht wird. Dass das berühmte blanc bei Flaubert unmittelbar auf den Tod von Dussardier folgt, wird von Proust in seiner Flaubert-Analyse zwar nicht weiter ausgewertet; dafür zeigt sich in seinem Roman umso deutlicher die Bedeutung des Todes im Zusammenhang mit der Poetik der Erinnerung und der Architektur seines Romans, dessen strukturelle Paradoxien als Zeichen sowohl einer angestrebten Überwindung des Todes durch die Erinnerung als auch einer Inkorporation des Todes in den Text gelesen werden können.

Moderation: Ulrike Schneider
Anmeldung: für eine Teilnahme in Präsenz oder digital per Mail an frankreichzentrum@fu-berlin.de