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Projektbeschreibung

AfterWords. Positioning German Poetry in the Twentieth Century and Beyond

Das Projekt entwirft, ausgehend von den Konzepten Nachträglichkeit, Verspätung und afterness, einen neuen theoretischen Ansatz zur deutschsprachigen Lyrik des 20. und 21. Jahrhunderts. Dabei will AfterWords das Wissen von literarischen Praktiker*innen gleichberechtigt in die wissenschaftliche Arbeit einbeziehen. Unter der Leitung von Einstein-Visiting Fellow Prof. Karen Leeder (University of Oxford) und Gastgeberin Prof. Jutta Müller-Tamm (FU Berlin) arbeiten die Projektmitglieder darum eng mit Dichter*innen, Performer*innen, Übersetzer*innen und literarischen Institutionen in Berlin zusammen.

AfterWords versteht Lyrik als eine Gattung des Nachträglichen: fragmentiert, verspätet und stets auf ihre eigenen Ziele hinarbeitend. Was bleibt von einem lyrischen Text übrig, wenn er über weite Zeiträume hinweg verschiedene Überarbeitungen, Aufführungen oder Übersetzungen durchläuft? Wie gestalten sich die vielfältigen Nachleben eines Werkes, auch jenseits eines engeren Literaturbegriffs?

Auch innerhalb des poetischen Texts spiegelt sich diese Temporalität in Fragen des Erinnerns und Vergessens sowie in der Haltung zu seinen historischen und kulturellen Kontexten wider. Inwieweit brechen Dichter*innen und ihre Werke mit Traditionen oder schließen an diese an? Ein wichtiger Anspruch des Projekts ist hier, die Spannungsfelder zwischen Innovation und Nostalgie, zwischen Autorität und Wiederholung, zwischen Aufbruch und Rückkehr innerhalb der deutschen Lyrik der Moderne und Gegenwart zu erforschen. Gleichzeitig werden diese Beobachtungen in eine größere Tradition und in einen internationalen Kontext gestellt, um die Spezifika der deutschen (Lyrik-)Tradition herauszuarbeiten: Figuren des haunting, der unaufgearbeiteten oder gescheiterten Vergangenheit, aber auch das Bestehen auf Erinnerung als widerständiger Praxis sowie alternative Archive der Gegenwart werden hier zentral.

AfterWords ist in vier Forschungsstränge eingeteilt, die jeweils unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Der erste Teil, After Confession, beschäftigt sich mit der lyrischen Stimme und fragt nach dem lyrischen Ich als „kleinster Einheit“ im Gedicht sowie seinen vielgestaltigen, auch politischen Zuordnungen und Zuschreibungen. In einem zweiten Schritt untersucht After Lives, in enger Zusammenarbeit mit dem Exzellenzcluster 2020 "Temporal Communities", auf welche Weisen Gedichte ein historisches Bewusstsein besitzen und diesem eine Form geben können. Die Elegie als lyrische Wahrnehmungsform und ihre Funktion als Bindeglied zur Vergangenheit sind dabei von zentraler Bedeutung. Der dritte Strang, Afterwords, bezieht sich auf die verschiedenen medialen Übertragungs- und Erscheinungsformen von Lyrik, etwa in Songs, Performances oder Kunstobjekten, während After Nature sich schließlich, im Kontext aktueller Forschung zu Ecocriticism und Literatur im Anthropozän, mit der Position von Lyrik in einer sich rapide wandelnden Umwelt auseinandersetzt. 

AfterWords wird von der Einstein Stiftung Berlin im Rahmen des Berlin University Alliance / Oxford Visiting Fellowship Programms gefördert und ist mit dem Exzellenzcluster 2020 "Temporal Communities. Doing Literature in a Global Perspective" (Research Area 4: "Literary Currencies") assoziiert.

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