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"Asian German Studies" – Methoden, Gegenstände, Ziele

Mori-Ôgai-Gedenkstätte, Berlin

Mori-Ôgai-Gedenkstätte, Berlin
Bildquelle: Kai Kappel, Mori-Ôgai-Gedenkstätte

3. Deutsch-Asiatischer Studientag Literaturwissenschaft 


Mori-Ôgai-Gedenkstätte, Freitag, 3. November 2017

 

Konzeption und Organisation: Stefan Keppler-Tasaki (Tokyo), Harald Salomon (HU Berlin)

 

ABSTRACT

Als der Begriff „Asian German Studies“ 2006 in die Diskussion eingeführt wurde, geschah dies in Anlehnung an „Asian American Studies“ als interdisziplinärer Forschung über ein Einwanderungsland aus Sicht und im Hinblick auf seine asiatischen Bevölkerungsgruppen. Genauer ging es zunächst um die Rolle von (süd-) asiatischen Minderheiten in der deutschen Populärkultur und welche regulativen Vorstellungen der aufnehmenden Kultur über die jeweilige Herkunftsgesellschaft sich daran knüpfen. Seit 2009 gehören „Asian German Studies“-Panels zum festen Bestandteil der Jahrestagungen der German Studies Association. Seit 2014 erscheint die Buchreihe Asian German Studies in einem bekannten amerikanischen Wissenschaftsverlag. So ist der Begriff inzwischen zu einer evokationsreichen Sammelbezeichnung vor allem für Untersuchungen zur Repräsentation von China und Japan in der deutschen Gesellschaft und Kultur geworden. An Kritik daran, dass aus der deutschen Forschungslandschaft kaum Impulse zu diesem Unternehmen gekommen seien, hat es dabei ebenso wenig gefehlt wie an Hinweisen, dass es bisher asiatisch-amerikanische und an asiatischen Universitäten tätige westliche GermanistInnen (namentlich seit Antony Tatlow) waren, die das Feld ausdehnten und einen theoretischen Rahmen dafür absteckten. Mittlerweile setzen Forschungsprojekte wie „Transpacifica. Mitteleuropäische Observationen einer Neuen Mitte“ an der Freien Universität und Einrichtungen wie die Mori-Ôgai-Gedenkstätte an der Humboldt-Universität zu Berlin neue Akzente und bieten deutsche Anlaufstellen für internationale Forscherinnen und Forscher in den „Asian German Studies“.

Der neue Sammelbegriff verleiht gegenwärtigen und älteren Bestrebungen ein adressierbares Namensschild, hinter dem allerdings recht unterschiedliche theoretische und disziplinäre Familien wohnen. Dass sich „Asian German Studies“, soziologisch fundiert, vor allem mit in Deutschland lebenden Asiatinnen und Asiaten bzw. den sie umgebenden Zuschreibungen zu beschäftigen hätten, ist nach wie vor ein Anspruch. In der Literature comparé-Tradition der Imagologie behaupten sich die „image studies”. Mit geschichtswissenschaftlichem Hintergrund optiert man vermehrt für einen über die vergleichende Sozialgeschichte hinausgehenden Ansatz von „transnational history“ und es wird gefordert, die ausgetretenen Pfade auch im zeitlichen Sinne zu verlassen, um bisher wenig beachtete Begegnungsfelder zu erschließen. Ideengeschichtliche Studien haben unter anderen in historischen Selbstentwürfen der deutschsprachigen Region als für alle Weltkulturen aufgeschlossenem ‚Dichter- und Denkerland‘ einen reichen Diskursbestand gefunden.

Thematisch umfassen „Asian German Studies“ unter anderem die wechselseitige Repräsentation der involvierten Kulturen, die Bestimmung von kultureller Identität in der Erfahrung von kultureller Vielfalt und Transkulturalität, deutsch-asiatische Kooperationen und Konkurrenzen, deutsche Positionierungen im Verhältnis zwischen China, Japan und Korea, Austausch und Rezeption sowie Adaption und Übersetzung kultureller Produkte und Perspektiven, Kulturtourismus, transnationale Adoptionen/Ehen/Lebensläufe, deutsch-asiatische Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Situierung gegenüber der anglophonen und der arabischen Welt, Sprachenpluralismus und Neuausrichtungen von Germanistik respektive Japanologie, Neonationalismus und Krise des Kosmopolitismus, Postkolonialismus und neokoloniale Nostalgie, ‚Kulturfarbe‘ und ‚universal appeal‘ von Populärkultur sowie Formen des Buddhismus in deutschsprachigen Ländern.

Der 3. Studientag Deutsch-Asiatische Literaturwissenschaft lädt dazu ein, Methoden, Gegenstände, Ziele von „Asian German Studies“ an der Mori-Ôgai-Gedenkstätte in Berlin zu diskutieren. Die Beiträge können im laufenden Schwerpunkt „Deutsch-Japanische Komparatistik im weltkulturellen Kontext“ des Jahrbuchs für internationale Germanistik publiziert werden.

   

Die Veranstaltung ist das Ergebnis einer Kooperation der Friedrich Schlegel Graduiertenschule und der Mori-Ôgai-Gedenkstätte (Humboldt-Universität zu Berlin). Sie wird gefördert von der Einstein Stiftung Berlin und der Stiftung Mori-Ôgai-Gedenkfonds.

 

  

PROGRAMM

9:00 Uhr

Harald Salomon (Humboldt-Universität zu Berlin), Stefan Keppler-Tasaki (The University of Tokyo/Freie Universität Berlin): Begrüßung

Stefan Keppler-Tasaki: Einführung

9:30 Uhr

David Kim (UCLA): Toward a Global History of German Literature

10:30 Uhr Kaffeepause

10:45 Uhr

Arata Takeda (Freie Universität Berlin): Forschungsparadigma Postkulturalismus. Arbeitsperspektiven für Asian German Studies

11:45 Uhr

Harald Salomon (Humboldt-Universität zu Berlin): Persönliche Begegnungen zwischen Japan und Europa. Zum Konzept des digitalen Ôgai-Portals

12:45 Uhr Mittagspause

14:00 Uhr

Chunjie Zhang (UC Davis): Asian German Studies and Empire studies

15:00 Uhr

Hosung Lee (Freie Universität Berlin): Geschichtsschreibung und Asian German Studies – Deutschsprachige Reiseberichte über Korea und die Mandschurei als hybride Orte in den 1920er Jahren

16:00 Uhr Kaffeepause

16:15 Uhr

Thomas Pekar (Gakushuin University, Tokyo): Exilforschung als Teilgebiet von Asian German Studies

17:15 Uhr

Ryôzô Maeda (Rikkyo University, Tokyo): Wissenschaftsgeschichtsforschung und Asian German Studies

18:15 Uhr

Abschlussdiskussion

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